Übernahme von Air Berlin Lufthansa muss mit EU-Auflagen rechnen

Gute Nachrichten für die Lufthansa: Vor Jahresende könnte die Fluggesellschaft die Reste von Air Berlin übernehmen. Doch auch bei einer Genehmigung dürften die Vorgaben der EU-Kommission hart ausfallen.

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Die Übernahme der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin dürfte die Lufthansa Start- und Landerechte an verschiedenen Flughäfen kosten. Quelle: dpa

Frankfurt Die Lufthansa kann nach Einschätzung eines Experten noch in diesem Jahr mit der Genehmigung der EU-Kommission für den Kauf eines großen Teils der insolventen Air Berlin rechnen – aber nur unter harten Bedingungen. „Es wird Auflagen geben, die noch über die Abgabe von Slots hinausgehen dürften“, erklärte Luftfahrtexperte Ulrich Schulte-Strathaus am Dienstag am Rande einer Branchenkonferenz in Frankfurt.

„Es könnten atypische Auflagen erteilt werden, die das Wettbewerbsgleichgewicht wieder herstellen“, ergänzte der in Brüssel tätige Airline-Berater, wollte aber nicht in Details gehen. Schulte-Strathaus war früher Geschäftsführer des Verbandes europäischer Fluggesellschaften. Der Ex-Lufthansa-Manager hatte zudem für den Dax-Konzern mit der EU über Genehmigungen für Allianzen mit anderen Airlines und zur Übernahme der Austrian Airlines 2009 verhandelt.

Die Lufthansa hat sich mit 81 Flugzeugen mehr als die Hälfte der früheren Air-Berlin-Flotte gesichert und will damit die Billigtochter Eurowings vergrößern. Die EU-Kommission muss nun prüfen, dass die damit wachsende Marktmacht der Lufthansa-Gruppe dem Wettbewerb nicht schadet. Die erste Frist für eine Entscheidung der EU läuft am 7. Dezember ab.

Doch werde die Lufthansa voraussichtlich ausreichende Zusagen abgeben, so dass mit einer Genehmigung voraussichtlich erst nach deren Prüfung kurz vor Weihnachten zu rechnen sei, erklärte Schulte-Strathaus. Auf diesen Zeitplan setzt auch die Lufthansa, damit im Januar die derzeit stillgelegten Maschinen von Air Berlin den Flugbetrieb unter neuem Eigentümer aufnehmen können.

Die Kranich-Airline erwartet, dass sie Slots – also Start- und Landerechte an Flughäfen – abgeben muss. Branchenkenner rechnen jedoch damit, dass es zusätzliche Auflagen geben könnte – so etwa die Öffnung des Vielfliegerprogrammes „Miles & More“ für Fluglinien, die nicht dem Verbund Star Alliance angehören.

Wie der Branchenexperte Gerd Pontius auf der Konferenz erklärte, baut die Lufthansa durch den Kauf des Air-Berlin-Teiles vor allem in Deutschland ihre Stellung als Platzhirsch aus. Der Anteil der Lufthansa-Gruppe an den Sitzplätzen steige um zehn Prozentpunkte auf 83 Prozent, die sich auf 56 Prozent der Marke Lufthansa und 27 Prozent der Billigflugtochter Eurowings aufteilten.

In Europa steige der Marktanteil von 34 auf 49 Prozent. Die Zahl der Strecken mit Lufthansa-Monopol in Deutschland steige auf 52 von 48. Die derzeit kritisierten Preiserhöhungen der Lufthansa auf einigen Strecken erklärte Pontius mit den knappen Kapazitäten am Markt durch den Wegfall der Air-Berlin-Flüge. Zudem sei das vierte Quartal für Geschäftsreisen ohnehin das stärkste im Jahr, so dass die hohe Nachfrage die Preise treibe. „Bis März wird ein Großteil der Kapazitätslücken wieder aufgefangen“, prognostizierte Pontius. Dann sollten auch die Preise wieder niedriger ausfallen.

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