Umfrage Im Einzelhandel wächst nur das Online-Geschäft

Für deutsche Einzelhändler wird es kein rosiges Jahr, prognostiziert der Handelsverband HDE. Einzig der Online-Handel wird wachsen, heißt es. Neben dem Preisdruck stehen die Händler noch vor einer weiteren Schwierigkeit.

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Das Frankfurter Einkaufszentrum „My Zeil“: 2013 wird ein Jahr mit geringen Wachstumsraten, prognostiziert der Handelsverband HDE. Quelle: dpa

Düsseldorf Der deutsche Einzelhandel wird dem Branchenverband HDE zufolge 2013 nicht richtig von der Stelle kommen. Zwar hat sich die Stimmung in der Branche trotz des langen und harten Winters einer HDE-Umfrage zufolge nicht eingetrübt. Doch rechnet der Verband weiter mit einem Wachstum der Umsätze nur um ein Prozent, preisbereinigt werden die Erlöse also sogar leicht sinken – und die Margen sind im Handel traditionell schwach. Ein Prozent wäre das niedrigste Umsatzplus seit 2009.

Die Händler blickten insgesamt aber mit „verhaltenem Optimismus“ auf das Jahr, bilanzierte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth am Donnerstag in Düsseldorf. Innerhalb der Branche zeigt sich derzeit ein gemischtes Bild: Der Textilhandel kämpfe mit den Folgen des langen Winters, Lebensmittelhändler beurteilten die Lage dagegen als überdurchschnittlich gut. Zweistellige Wachstumsrate vermeldet allein der Online-Handel.

„Der Einzelhandel ist keine Wachstumsbranche“, räumte Genth ein. Zwar stützten der stabile Arbeitsmarkt, eine positive Entwicklung der Einkommen und die „moderate Entwicklung der Verbraucherpreise“ den Konsum. Doch gingen steigende Kosten für Energie und Gesundheit zu Lasten der Kaufkraft. Genth rechnet für 2013 mit einer Teuerungsrate von rund zwei Prozent.

Eine weitere Herausforderung sei zudem der Online-Boom – für immer mehr Verbraucher werde der Einkauf über das Internet zur Selbstverständlichkeit. Während viele stationäre Händler unter der Kaufzurückhaltung der Verbraucher leiden, legt das Online-Geschäft zu. 2013 soll es um zwölf Prozent auf 33,1 Milliarden Euro steigen.

Damit wachse aber auch der Konkurrenzdruck für den traditionellen Handel, sagte Genth. Die Unternehmen versuchten, Online-Handel und die traditionellen Läden miteinander zu verbinden: „Die Kunden müssen dort abgeholt werden, wo sie gerade shoppen wollen.“ Doch das macht Investitionen nötig. Viele Händler kämpften indes mit dünnen Kapitaldecken, allein 44 Prozent der befragten Unternehmen hätten für 2012 sinkende Gewinne gemeldet, sagte Genth. Der Handelsriese Metro etwa hatte im vergangenen Jahr einen historischen Gewinneinbruch verbucht, der aber vor allem aus einem Umbau des Konzerns resultierte.

Den Händlern steht zudem eine Lohnrunde ins Haus. Die Gewerkschaft Verdi hatte bereits deutlich gemacht, dass sie mit schwierigen Auseinandersetzungen rechnet. „Wir stellen uns auf eine harte Tarifrunde ein“, hatte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger gesagt. In NRW fordert die Gewerkschaft etwa 6,5 Prozent mehr Lohn. Die Kündigung der Manteltarifverträge durch den Branchenverband HDE sei zudem ein „Generalangriff“ auf die rund drei Millionen Beschäftigten im deutschen Einzel- und Versandhandel, hatte Nutzenberger betont. Genth bekräftigte, der HDE wolle die Tarifverträge „modernisieren“. Die Kündigung der Manteltarife sei kein Angriff, sie sei ein Zeichen, dass der HDE ernsthaft verhandeln wolle.

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