Umstrittener Investor Berggruen prüft Verkauf von Karstadt-Premiumhäusern

Nach einem Medienbericht will Karstadt-Investor Nicolas Berggruen nun doch Premium-Filialen verkaufen. Noch Mitte Juli wurden Verkaufspläne dementiert. Doch es wäre nicht die erste gebrochene Zusage.

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Nicolas Berggruen will offenbar doch Premiumhäuser von Karstadt verkaufen. Quelle: dpa

Essen Der Besitzer der Warenhauskette Karstadt, Nicolas Berggruen, prüft nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ den Verkauf seiner Premium-Filialen. Karstadt-Aufsichtsratschef Jared Bluestein verhandle demnach derzeit persönlich sowohl mit der Qatar Holding als auch mit dem kanadischen Familienunternehmen George Weston Limited über einen möglichen Verkauf. Eine Sprecherin Berggruens kommentierte am Sonntag die angeblichen Verkaufsabsichten der dpa gegenüber zunächst nicht.

Drei Jahre nach der Pleite der Warenhauskette und der Übernahme durch den Investor Berggruen hatte Karstadt Mitte Juli den Abbau von 2000 der 25.000 Arbeitsplätze angekündigt. Ende August läuft der Sanierungstarifvertrag aus. Die Einschnitte begründete Karstadt-Chef Andrew Jennings mit dem Konzernumbau und einem schwierigen Geschäftsumfeld wegen der Euro-Krise.

Verkaufspläne auch für die Premiumhäuser hatte die Unternehmensspitze stets dementiert. Die Zahl der Karstadt-Filialen solle aber unverändert bleiben. Auch ein Teilverkauf sei nicht geplant, hieß es Mitte Juli. Von den 83 Waren- und 26 Sport-Häuser solle nach derzeitigem Stand keines geschlossen werden, sagte ein Unternehmenssprecher Handelsblatt Online. Alle Häuser lieferten „einen positiven Ergebnisbeitrag“.

Jennings bezeichnete den Stellenabbau als schmerzhaft. „Aber wir leiden nicht nur unter komplexen und ineffizienten Altstrukturen, sondern befinden uns auch im wirtschaftlich schwierigen Umfeld der Eurokrise“, sagte er der „FAZ“. Der Abbau erfolge mit dem Ziel, Strukturen und Prozesse weiter zu straffen und zu vereinfachen, und zwar in der gesamten Organisation. Einzelheiten würden in Abstimmung mit den Betriebsräten festgelegt und voraussichtlich im Oktober bekanntgegeben.

Hauptsächlich wolle das Unternehmen das Ziel durch Frühpensionierung, Nichtverlängerung befristeter Verträge und freiwilligen Austritt von Mitarbeitern erreichen. Betriebsbedingte Kündigungen wurden aber nicht explizit ausgeschlossen. Mit dem scharfen Wettbewerbsumfeld im Einzelhandel und den „herausfordernden Marktbedingungen der Euro-Krise“ begründet der Warenhauskonzern Karstadt den geplanten Abbau der 2000 Vollzeitstellen.


24 Filialen sollen saniert worden sein

Karstadt war 2009 in die Insolvenz gerutscht und dann ein Jahr später von dem Investor Nicolas Berggruen übernommen worden. Zur Rettung des Unternehmens hatten die Karstadt-Mitarbeiter Kürzungen beim Gehalt in Kauf genommen, die Vermieter der Häuser stimmten Mietsenkungen zu.

Der Sanierungstarifvertrag läuft Ende August aus, dann wird Karstadt wieder zum Flächentarifvertrag des Einzelhandels zurückkehren, sagte Jennings. Das Mietniveau der Häuser sei hingegen dauerhaft gesenkt worden.

Konkrete Zahlen zur Ertragslage des Unternehmens wollte Jennings nicht nennen. Karstadt mache aber sehr gute Fortschritte und sei auf dem richtigen Weg. Bis 2015 würden 60 der 83 Häuser neu aufgestellt. Heute seien bereits 24 Filialen modernisiert worden. Bislang habe Karstadt 160 Millionen Euro investiert in die Häuser, neue Technologien und bessere Infrastruktur. Das gesamte Investitionsvolumen belaufe sich auf 400 Millionen Euro.

Mit dem Umbau des Unternehmens wird Karstadt zufolge die zweite Stufe der Unternehmensstrategie „Karstadt 2015“ gestartet. Denn Anfang September dieses Jahres läuft der Sanierungstarifvertrag aus, unter dem sich die Mitarbeiter zu Gehaltsverzicht in zweistelliger Millionenhöhe bereit erklärt hatten.

Der Vertrag hatte einen Arbeitsplatzabbau und das Schließen unrentabler Kaufhäuser verhindert. Der Stellenabbau soll „quer durch die gesamte Organisation“ erfolgen, so ein Unternehmenssprecher. Man habe in den vergangen Monaten durchleuchtet, wo es Redundanzen und unnötigen Verwaltungsaufwand gebe.

Der Stellenabbau soll bis Ende 2014 in zwei Phasen erfolgen. Verdi forderte dagegen, statt Stellen zu streichen, müssten die Unternehmensführung und Investor Nicolas Berggruen mehr Geld in die Modernisierung investieren.

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