Under Armour Der Newcomer ist nicht zu stoppen

Die amerikanische Sportmarke Under Armour wächst rasant – und dynamischer als die Branchenführer Nike und Adidas. Doch für die Expansion zahlt Gründer Kevin Plank einen hohen Preis.

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München Schneller, höher, stärker: Niemand in der Sportindustrie hat sich das olympische Motto so sehr zu Herzen genommen wie Kevin Plank. Vor 20 Jahren hat der 43-jährige Under Armour gegründet, inzwischen ist es die drittgrößte Sportmarke der Welt. Lediglich Nike und Adidas verkaufen mehr Trikots, kurze Hosen und Turnschuhe.

Die Branchenführer allerdings wachsen längst nicht so dynamisch wie Under Armour. Im zweiten Quartal ist der Umsatz von Under Armour um 28 Prozent auf eine Milliarde Dollar in die Höhe geschossen. Insbesondere Basketball-Star Stephen Curry sorgte mit seinen Schuhen für glänzende Verkäufe. Seit über sechs Jahren kommt Vorstandschef Plank damit Quartal für Quartal auf ein Plus von mehr als 20 Prozent.

Die rasante Expansion hat allerdings ihren Preis. Unterm Strich bleibt kaum etwas übrig: Der Gewinn im abgelaufenen Quartal betrug magere sechs Millionen Dollar. Das ist weniger als die Hälfte des auch nicht gerade üppigen Profits vom vergangenen Jahr. Das Label aus Baltimore steckt Millionen in neue Läden und baut zusätzliche Vertriebs-Niederlassungen auf wie dieses Frühjahr in Wien. Dazu kommt: Under Armour litt zuletzt unter der Pleite der US-Handelskette Sports Authority. Die Insolvenz führte zu hohen Abschreibungen.

Under Armour ist trotz des niedrigen Gewinns wesentlich besser unterwegs als viele Konkurrenten. Der Aktienkurs von Skechers etwa ist vergangene Woche mehr als ein Fünftel eingebrochen. Im Vergleich zum vergangenen Herbst ist die Firma jetzt sogar nur noch die Hälfte wert. Die Turnschuhmarke aus Manhattan Beach hat enttäuschende Quartalszahlen vorgelegt und wesentlich schlechter abgeschnitten als von Analysten erwartet.

Damit nicht genug: Der Chef der VF Corp., Eric Wiseman, nahm vergangene Woche seine Jahresprognose zurück. Der Besitzer von Marken wie Timberland, Eastpak und The North Face erwartet nun ein Umsatzplus von maximal vier Prozent. Zuvor hatte er mindestens fünf Prozent in Aussicht gestellt. Wiseman sprach von einem „herausfordernden Umfeld“. Politische und wirtschaftliche Unsicherheit würden das Geschäft belasten, der starke Dollar drücke zudem den Umsatz.


Plank will seinen Siegeszug fortsetzen

Wie sich die deutschen Sportkonzerne im zweiten Quartal geschlagen haben zeigt sich in den nächsten Tagen. An diesem Mittwoch legt Puma seine Ergebnisse vor, am Donnerstag kommender Woche folgt Adidas.

Seinen Siegeszug will Plank in den nächsten Monaten fortsetzen. Der Umsatz soll im gesamten Jahr um rund ein Viertel auf knapp fünf Milliarden Dollar klettern. „Wir haben uns in den vergangenen 20 Jahren eine gewisse Glaubwürdigkeit unter Sportlern erarbeitet“, meinte Plank an diesem Donnerstag. Das sei jetzt der Schlüssel, um überall auf der Welt zuzulegen. Vor allem jenseits des amerikanischen Heimatmarkts hat Under Armour viel Potenzial: Der Auslandsanteil am Umsatz liegt bei lediglich 15 Prozent.

In Deutschland spielt Under Armour bislang kaum eine Rolle bei den Athleten. Unter den größten Lieferanten von Intersport, der führenden Sporthandelskette hierzulande, rangierten die Amerikaner zuletzt abgeschlagen auf Platz 41. Doch das könnte sich bald ändern. „Under Armour will in dem gesamten deutschsprachigen Raum mittel- und langfristig unter die Top-Sportmarken kommen“, sagte Vertriebsvorstand Karl-Heinz Maurath jüngst dem Handelsblatt. Der ehemalige Adidas-Manager ist die Nummer zwei in dem Konzern aus Baltimore und treibt die weltweite Expansion voran. „Deutschland als Kernmarkt in Europa spielt für uns eine zentrale Rolle“, unterstrich Maurath.

„Under Armour gibt Gas“, meint Intersport-Vorstand Jochen Schnell. „Die arbeiten von allen großen Sportmarken am offensivsten daran, ihre Distribution auszuweiten.“

Vergangenen Sommer hat Plank die neue Deutschlandzentrale eingeweiht. Inzwischen beackern 40 Mitarbeiter von München aus den Markt. Von der neuen Saison an laufen auch die Spieler des Zweitligisten FC St. Pauli mit Leibchen von Under Armour auf. „Das ist ein erstes Ausrufezeichen“, gabt sich Maurath selbstbewusst. Weitere Sponsoring-Verträge dürften folgen. Und nicht nur das: In immer mehr Läden bewirtschaften die Amerikaner eigene Flächen, sogenannte Shop-in-Shops.

Sportexperten rechnen daher damit, dass Under Armour schnell in diese Lücke stößt. „Das ist eine erfrischende Marke, so was gab's schon lange nicht mehr“, sagt Philipp Prechtl von der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner in München. Der ehemalige Vertriebschef der Outdoor-Marke Jack Wolfskin ist überzeugt, dass die Händler Under Armour mit offenen Armen aufnehmen.

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