Uniqlo drängt auf deutschen Markt Ändere dich oder stirb!

In seinem Heimatland ist der japanische Bekleidungsriese ein Mega-Erfolg, in den USA der große Renner. Jetzt drängt der dickköpfige Konzernchef Tadashi Yanai nach Deutschland und will Zara und H&M überholen – indem er alles anders macht.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Uniqlo Quelle: REUTERS

Kauft hier wirklich jemand ein? Jede Öffnung in den endlosen Regalwänden ist bis zum Anschlag mit identischen Socken, Hemden und Pullovern gefüllt. An den Kleiderstangen hängen die immer gleichen Klamotten. Selbst die Textilien an den Schaufensterpuppen wirken unauffällig. Nur Größen und Farben sorgen für Abwechslung – und zwei rote Würfel mit dem Wort Uniqlo in japanischer und westlicher Schrift.

Die seltsame Buchstabenfolge mit der sperrig spröden Anmutung stammt vom Englischen „unique clothing“ und heißt auf Deutsch so viel wie „einzigartige Kleidung“. Doch ob Kunstwort oder der zwölfstöckige Flagship-Store auf der Einkaufsmeile Ginza in Tokio: Die Widersprüchlichkeit der Marke, die in Japan und Asien riesige Erfolge feiert, in den USA auf die Überholspur wechselt und nun auch nach Deutschland kommt, ist unübersehbar.

Alltags-Basics

Von wegen Einzigartigkeit – Uniqlo liefert das krasse Gegenteil, einfache textile Alltags-Basics. Von der Unterwäsche über Jeans bis zum Anorak, Ausgefallenes, gar für Individualisten oder besondere Anlässe, ist nicht vorgesehen, stattdessen „Life Wear“, also das, was man zum Leben halt so braucht. „Vom Teenager bis zur Großmutter sollen die Kunden unsere Kleidung so kombinieren können, dass sie damit gut aussehen“, sagt Design-Vorstand Yukihiro Katsuta in der Konzernzentrale im hippen Stadtviertel Tokyo Midtown.

Vom 11. April an will der japanische Mutterkonzern Fast Retailing auch die Deutschen mit seiner Einheitsware beglücken. Dann eröffnet nahe der Berliner Gedächtniskirche die erste deutsche Uniqlo-Filiale und wirft Peek & Cloppenburg auf der anderen Straßenseite den Fehdehandschuh hin. Mit 2700 Quadratmetern Verkaufsfläche auf drei Etagen wird der Laden das größte Kaufhaus der Marke in Europa, nachdem Fast Retailing in Frankreich und England schon Fuß gefasst hat.

Mode ist selten fair und ökologisch
Die Initiative Rank a Brand, die in Deutschland und in den Niederlanden aktiv ist, hat Modemarken auf ihr Engagement zum Klima- und Umweltschutz sowie zu fairen Arbeitsbedingungen in der Produktion untersucht. Die Ergebnisse werden im neuen „FeelGoodFasion Report 2014“ veröffentlicht und zeigen, welche Marken Sie mit gutem Gewissen tragen können. Eine Auswahl. Quelle: dpa
Bei einer Vielzahl der untersuchten Markenhersteller stellen die Macher der Studie allerdings einen engen Bezug zum Greenwashing fest. Das betrifft aktuell gut 30 Prozent der Kleidermarken. Mit dabei: der französische Luxushersteller Louis Vuitton. Nicht die einzige Edel-Marke... Quelle: rtr
...denn auch der Metzinger Hugo-Boss-Konzern erhält trotz seiner Kommunikation zum Thema Nachhaltigkeit ein E-Label; das ist die schlechteste Bewertung im Ranking. Quelle: dpa
Genauso schneidet auch die Marke Hollister des US-Unternehmens Abercrombie & Fitch nicht gut ab und erhält nur ein E-Label. Der Konzern hat kürzlich schon wegen schlechter Arbeitsbedingungen Schlagzeilen gemacht. Quelle: dpa
Beim Greenwashing ertappt wurden auch die Modeketten New Yorker, Carhartt und Bugatti Shoes. Ebenso erhält die deutsche Firma Uhlsport mit dem E-Label die niedrigste Bewertungsstufe im Ranking. Bei allen genannten liegt der Verdacht nahe, dass Nachhaltigkeit nicht substantiell, sondern vorrangig kommunikativ angegangen wird, so die Macher von Rank a Brand. Die vollständige Liste derjenigen Marken, die in der Studie ein E-Label erhalten haben, finden Sie im Internet. Quelle: Screenshot
Das begehrte A-Label erhalten überwiegend sowieso schon "grüne"-Marken wie Mud Jeans aus den Niederlanden. Volle Punktzahl gibt es unter anderem beim Umwelteinsatz, denn das Produktionsvolumen besteht zu mehr als 25 Prozent aus umweltzertifizierten und / oder recycelten Rohstoffen. Zudem werden in der Produktion GOTS zertifizierte Verfahren zum Umweltschutz angewendet und als Mitglied der Business Social Compliance Initiative (BSCI) engagiert sich Mud Jeans aktiv zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben. Quelle: Screenshot
Die beste Bewertungsstufe im Ranking erhält auch die schwedische Marke Nudie Jeans. Das Produktionsvolumen besteht zu mehr als 25 Prozent aus umweltzertifizierten und / oder recycelten Rohstoffen. Zudem werden in der Produktion GOTS zertifizierte Verfahren zum Umweltschutz angewendet. Als Mitglied der Fair Wear Foundation (FWF) engagiert sich Nudie Jeans außerdem aktiv zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben und berichtet transparent über die Ergebnisse. Ebenso untersagt Nudie Jeans das Sandstrahlen von Jeans. Quelle: Screenshot

Gang über den Globus

Der Schritt auf den größten und am härtesten umkämpften Markt Europas symbolisiert die globalen Ambitionen des japanischen Angreifers. Aktuell betreibt Fast Retailing in Japan 856 und im Ausland 512 Uniqlo-Geschäfte. In diesem Jahr geht der Konzern außer in Deutschland auch in Australien an den Start und plant, weltweit jährlich bis zu 300 neue Läden zu eröffnen.

Bis 2020 will Fast Retailing mit heute 82.000 Mitarbeitern den Umsatz auf 35 Milliarden Euro mehr als vervierfachen und damit die größeren Rivalen Inditex (Zara) aus Spanien, H&M aus Schweden und GAP aus den USA überholen. In Japan und Asien ist Uniqlo bereits die Nummer eins.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%