Solange er die Börse hinter sich hat, kann Amazon-Chef Jeff Bezos weitere riskante Expansionen finanzieren. Unklar ist allerdings, wie strapazierfähig die Geduld seiner Aktionäre noch ist. Weil die Kosten aus dem Ruder liefen, musste Amazon kürzlich die Kosten für seinen Lieferaboservice von 79 auf 99 Dollar pro Jahr erhöhen.
Noch bleiben sie ihm treu. Denn: Die Fähigkeit neue Wege zu gehen, hat Amazon wenige Niederlagen, aber viele Erfolge beschert.
Der vielleicht größte: Amazon ist mittlerweile der weltweit führende Anbieter von Cloud-Computing-Services. Privat-Nutzer legen Urlaubs-Bilder, Musik und Dokumente auf den Server des Internetgiganten ab. Unternehmen gleich ihre ganzen Daten. Die Preise sind fair, der Service hervorragend.
Das Cloud-Angebot stärkt Amazons Zugriff auf die vielleicht wertvollste Ressource im Internet-Zeitalter: Daten.
7. Grund: Amazon kennt uns genau
Amazon lernt ständig - bei jedem Kauf, jedem Besuch, jedem Mausklick. Jede Bewegung, die der Kunde im Online-Shop macht, wird registriert und ausgewertet.
Der gute Kundenservice rührt vor allem daher, dass Amazon in den vergangenen 20 Jahren genau gelernt hat, was Kunden wollen. Der Konzern weiß, was wir uns gekauft, gewünscht oder nur verstohlen angesehen haben.
Auch die Kooperation mit anderen Händlern ist mehr als ein Mittel zur Umsatzsteigerung. Amazon luchst ihnen nicht nur die Provision, sondern gleich das Gespür für Trends ab. „Der Marktplatz ist für Amazon eine Lernplattform”, sagt Heinemann. „Was dort gut läuft, kommt ins eigene Programm.”
Genauso profitiert Amazon von den eigenen Services. Kein Marktforschungsunternehmen muss prüfen, welche Musik und welche Filme gerade angesagt sind. Ein paar Klicks in den eigenen Statistiken genügen und Amazon kann sein Angebot zielgenau neu ausrichten. Eigentlich ist nicht einmal das nötig. Ein Algorithmus wacht im Hintergrund über die perfekte Aussteuerung der Seite.
Die Strategie ist daher offensichtlich: „Frequenz schaffen, Daten schaufeln, Wettbewerb stärken”, fasst Heinemann zusammen. „So lange, bis Amazon nicht nur bei E-Büchern Monopolist ist.”
Gegen die Entwicklung kommt kaum jemand an. Für die Kleinen und die Newcomer ist nahezu unmöglich, binnen kurzer Zeit eine ähnliche Datenmacht aufzubauen. Nur wenige große, haben das Potential gleichzuziehen.
Aber egal ob Amazon, Alibaba, Ebay oder dem hierzulande eher unbekannten japanischen Shop Rakuten: „Der Kampf der Giganten findet zudem gänzlich ohne deutsche Beteiligung statt”, sagt Heinemann. „Wir haben dem nichts entgegenzusetzen.”
Selbst der rasant gewachsene Zalando spielt gemessen am Umsatzranking nur in einer viel tieferen Liga.