2. Grund: Amazon bindet externe Händler ein
Es war eine der kühnsten Entscheidungen von Amazon.com-Gründer Jeff Bezos: Als seine Infrastruktur während der Dot.com-Krise nicht mehr ausgelastet war, öffnete er seine Webseite der Konkurrenz. Externe Händler konnten ihre Waren neben den Angeboten von Amazon listen und im Preis sogar unterbieten. Mit einem Streich hatte der selbsternannte größte Online-Händler des Planeten sein Sortiment erweitert, ohne eigenes Risiko eingehen zu müssen. Bei jedem Kauf kassierte Amazon eine Provision.
Niedrigpreis-Strategie
Der Wettbewerb um den niedrigsten Preis steigerte zudem den Kaufanreiz. Amazon diente plötzlich als Preisbarometer. Zudem bot Bezos externen Händlern an, gegen zusätzlichen Obolus die Infrastruktur von Amazon zu nutzen. Lager, Verkauf und Versand übernahm Amazon. Der Händler musste sich nur noch ums Marketing kümmern.
Im vergangenen Jahr verkauften weltweit über zwei Millionen externe Händler erstmals mehr als eine Milliarde Produkte über die Handelsplattform. Analysten schätzen, dass sie bereits rund die Hälfte von Amazons Warenströmen ausmachen.
Damit hat sich das Unternehmen als Logistikanbieter etabliert. Die über externe Händler erzielten Provisionen und Dienstleistungsgebühren sollen bereits 15 Prozent von Amazon Jahresumsatz von 74 Milliarden Dollar ausmachen.
Obwohl viele Händler über die Bedingungen von Amazon fluchen: Der Umsatz, den sie über den Marketplace generieren, ist längst zu groß, als das sie auf ihn verzichten könnten.
Warum die Deutschen Online-Shopper sind
„Aus heutiger Sicht wäre das der Weg zurück in die Steinzeit“, lautete eine Antwort auf diese Frage. E-Commerce hat sich fest in den Alltag der meisten Menschen integriert. Die Deutschen sind insgesamt besonders positiv eingestellt. 61 Prozent der Deutschen Online-Shopper möchten auf diese bequeme Art des Einkaufs nicht mehr verzichten.
„Zu den Zeiten einkaufen, die in mein Leben passen“ nennen in Deutschland vier von fünf Konsumenten als wichtigsten Vorteil. Eine echte Zeitersparnis haben 57 Prozent festgestellt. Mehr Zeit zu haben, empfinden dabei die meisten Deutschen als eine Entlastung im Alltag: 63 Prozent geben an, „viel weniger Stress beim Einkaufen als früher in der Stadt“ zu haben. 55 Prozent geben an, sich entspannter zu fühlen.
„Genau das Produkt, das ich suche“ finden in der Regel zwei Drittel der Online-Shopper. Und zwar sehr schnell und zum günstigsten Preis. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) gibt an, im Internet oft besonders individuelle Produkte zu finden, 62 Prozent schätzen es, dass sie Produkte finden, „die man im Geschäft beziehungsweise via Katalog nicht bekommen würde“.
Die Mehrheit der Käufer erlebt sich im Internet als „empowered consumer“. Zwei Drittel der Online-Shopper halten sich für besser informiert über Angebote und Preise als früher, nutzen gerne Bewertungen anderer Kunden und meinen, dass Konsumenten heute durch Kommentarfunktion und Empfehlungen beim Online- Kauf viel mehr Einflussmöglichkeiten haben.
Quelle: Studie im Auftrag der Deutschen Post: Einkaufen 4.0 - der Einfluss von E-Commerce auf Lebensqualität und Einkaufsverhalten
3. Grund: Amazon ist Service-König
Um weiter zu wachsen, hat Amazon eine Masche von nahezu boshafter Genialität entwickelt: Das Unternehmen gibt den Kunden tatsächlich, was sie wollen. Neben der riesigen Produktauswahl sind das vor allem guter Service und Geschwindigkeit.
Schon die Webseite des Händlers lädt so schnell wie kaum eine andere, die Produkte werden übersichtlich und barrierefrei präsentiert. Die Produktempfehlungen sind dank eines ausgeklügelten Algorithmus passgenauer als die meisten Geburtstagsgeschenke der Verwandtschaft.
„Die sind einfach mit Abstand die Besten”, gibt auch Amazon-Kritiker Heinemann zu. Kunden, die Informationen nicht über die detaillierten Produktinformationen oder die Kundenbewertungen finden, können sich mittlerweile telefonisch beraten lassen. Ein Service, den kaum ein anderes Unternehmen in dieser Qualität bietet.
In den Aufbau der Logistik steckt Amazon viel Geld. Regelmäßig werden neue Logistikzentren eröffnet und die alten modernisiert, um die Bestellwünsche der Kunden so schnell wie möglich erfüllen zu können.
Bei Reklamationen gilt Amazon als extrem kundenfreundlich. Im Zweifel soll lieber das Unternehmen die Kosten tragen - oder besser noch die externen Händler. Beschwerden werden ernstgenommen, Händler mit zu vielen negativen Wertungen kurzerhand vom Marktplatz verbannt.