Von Lego bis Märklin Der Papa will doch nur spielen

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Wenn Erwachsene die Hauptkundschaft sind

Für den Göppinger Spielwarenhersteller Märklin sind Erwachsene sogar die wichtigste Kundschaft. Viele Modelle sind für Kinder zu teuer – die kunstvollen und detailreichen Modelleisenbahnen kosten nicht selten mehrere hundert Euro. Dazu kommt das Gleismaterial, von dem mehrere Meter gebraucht werden, um eine Welt zu entwerfen. Kostenpunkt für einzelne Schienen: Zwischen zwei und 40 Euro.

„Der Preis, die Modellauswahl – das ist schon sehr auf den Erwachsenen Kunden zugeschnitten“, sagt Florian Sieber, geschäftsführender Gesellschafter bei Märklin. Die wichtigsten Produkt seien nach wie vor Dampflokomotiven aus den Fünfzigern und Sechzigern - nicht gerade etwas, was Kinderherzen höher schlagen lässt. „Die Digitaltechnik ist zudem oft sehr komplex. Man kann unglaublich viel einstellen. Für die meisten Kinder ist das zu kompliziert.“

Mit den Serien MyWorld und Starter versucht Märklin zwar mittlerweile Kinder und Neueinsteiger als Modellbahner zu gewinnen, bis dato lief das aber nur schleppend an.

Sieber schätzt, dass Erwachsene, die die Eisenbahnen für sich selbst kaufen, mehr als drei Viertel des Gesamtumsatzes von Märklin ausmachen. Der Umsatz belief sich im Ende April 2015 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr auf insgesamt 98 Millionen Euro.

Das Problem, die jüngere Zielgruppe zu erreichen, hat der dänische Klötzchenproduzent Lego nicht. Trotz Spielekonsolen und Smartphone – aus den meisten Kinderzmmern hierzulande ist Lego weiterhin nicht wegzudenken. Aus vielen Hobbyzimmern von Erwachsenen ebenfalls nicht.

Lego für den Mann

Seit 2010 fährt das Unternehmen eine Werbekampagne, die sich speziell an Männer richtet. Auf der Kampagnen-Website Legomen.de finden sich Sets, die das Spielkind im Manne ansprechen: Etwa der Nachbau des Super Sternenzerstörers aus der Star-Wars-Saga.

Das Set umfasst mehr als 3000 Steine, wird mit einer 220 Seiten langen Anleitung angeliefert und erfordert von versierten Legobauern um die 20 Stunden Bauzeit. Aufgebaut ist der Sternenzerstörer über einen Meter lang und wiegt 3,6 Kilogramm. Zum Spielen eignet er sich nicht, dafür macht sich das detailgetreue Modell hervorragend in der Vitrine.

Lego für die Vitrine
Todesstern von Lego Quelle: PR
Super-Sternenzerstörer von Lego Quelle: PR
R2D2 von lego Quelle: PR
X-Wing Starfighter von Lego Quelle: PR
TIE Fighter von Lego Quelle: PR
Slave I von lego Quelle: PR
Sandcrawler von Lego Quelle: PR

Wie gefragt solche Sets sind zeigt sich zudem daran, dass das Modell des Sternenzerstörers im Lego-Shop längst vergriffen ist; trotz des stolzen Preises, der sich bei Erscheinen 2011 auf rund 400 Euro belief. Bei anderen Anbietern finden Fans das Set noch. Kostenpunkt heute: Mehr als 1000 Euro.

Lego-Sets für mehrere hundert Euro

Eine solche Preisentwicklung ist bei den Modellen nicht selten, die wie der Sternenzerstörer Teil der Ultimate Collector’s Series sind. Die Serie startete Lego im Jahr 2000 mit den Star-Wars-Baukästen X-Wing Fighter (7191) und TIE-Interceptor (7181). Bis heute hat Lego 28 Modelle aus der Star-Wars-Saga in dieser Serie herausgebracht. Sie sind allesamt hochpreisig, gigantisch groß und vor allem für den Erwachsenen Klötzchenbauer gedacht. Zuletzt erschien unter anderem der Slave I (75060), das Raumschiff von Kopfgeldjäger Boba Fett.

Wie groß die Begeisterung so manch eines Erwachsenen ist, lässt sich den Produktbewertungen entnehmen. In Dutzenden Kommentaren loben die Käufer die detailgetreue Umsetzung des Vorbilds aus den Star-Wars-Filmen, die Stunden des kniffligen Bauens und die beeindruckende Größe. Es gibt sogar Youtube-Videos, in denen Fans stolz das aufgebaute Werk präsentieren. Sie werden tausendfach angeklickt.

Neben den riesigen Lego-Star-Wars-Modellen sprechen die Reihen Lego Architecture und Lego Technic Erwachsene an. 2010 fand das Unternehmen bei einer Studie heraus, dass sich jeder dritte Mann vorstellen kann, ein Lego Technic Produkt für sich selbst zu kaufen.

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