Wachsender Drogenmarkt Die Deutschen im Drogendelirium

Sinkender Konsum von Alkohol und Tabak, doch illegale Drogen erfahren ein gefährliches Comeback. Der aktuelle europäische Drogenbericht spricht von „neuen Bedrohungen“. Und Deutschland wird zum Eldorado für den Rausch.

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Seit vier Jahren entwickelt sich der Drogenmarkt in Deutschland mit auffälliger Rasanz.

Die Tür zum Büro der Asservatenverwaltung öffnet sich, und der süßliche Geruch von Marihuana dringt in die Nase. Auf einem Rollwagen liegen unzählige braune Briefumschläge und Päckchen. Von ein paar Gramm Haschisch, Heroin, Kokain oder Ecstasy-Pillen bis zu einem sechs-Kilo-Paket Marihuana. Heute wird all das „amtsgerecht“ vernichtet. Ort und Zeitpunkt sollen nicht öffentlich werden, zu groß ist die Gefahr eines Überfalls durch Dealer oder Junkies.

Die Verwalter der Asservatenkammer sitzen an einem dunkelbraunen Beamtenschreibtisch. Daneben unterschreiben und stempeln Staatsanwalt und Rechtspfleger, unterschreiben und stempeln, unterschreiben und stempeln. Auf jedem der knapp 300 Päckchen klebt ein kleiner weißer Zettel auf dem steht, wie viel wann beschlagnahmt und wie lange gelagert wurde. Fast zwei Tage jeden Monat nimmt diese Art der „fachgerechten Entsorgung konfiszierter Betäubungsmittel“ in Anspruch.

Heute laden die Beamten knapp 15 Kilogramm Drogen in den Kofferraum eines silbernen Renault Megane. Dann geht es zur örtlichen Deponie. Dort werden die Päckchen ganz unbürokratisch in die Müllentladeschiene geworfen und mit einem massiven Metallschieber in den Bunker befördert, um mit anderem Restmüll in der bis zu 1500 Grad heißen Feuerung vernichtet zu werden.

Jedes Jahr werden in Deutschland so tonnenweise konfiszierte Drogen entsorgt; allein 2014 waren es sechzig Tonnen. Und das sind nur die illegalen Substanzen, die von Behörden sichergestellt wurden. Wie viele Drogen tatsächlich im Umlauf sind, weiß niemand. Nur eins: Die Zahlen gehen nach oben. Der heute veröffentlichte Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA), warnt vor einem Aufwärtstrend bei Angebot, Reinheitsgrad und Konsum illegaler Substanzen. Seit vier Jahren entwickelt sich der Drogenmarkt auch in Deutschland mit auffällig hohem Tempo.

Der Weg der Drogen nach Europa

Sei es die Anzahl der Drogentoten, der Konsumenten oder der Reinheitsgrad einzelner Substanzen: Seit 2012 steigen die Werte kontinuierlich, aktuell auf ein Vier-Jahres-Hoch. Der Drogenmarkt floriert wie lange nicht mehr. Ein großer Faktor: Der Drogenkauf im Internet. Hinzu kommt ein seit einigen Jahren florierender Handel im Darknet, dem digitalen Schwarzmarkt, und das Geschäft mit den sogenannten „Legal Highs“. Letztere sind faktisch legal zusammengesetzte chemische Substanzen, die über das frei zugängliche Internet zu haben sind.

Gleichzeitig sind die Drogenpreise stabil geblieben oder sogar gesunken. Das Ergebnis: Immer mehr Deutsche greifen für weniger Geld zu härterem Stoff. Auf 320 Milliarden US-Dollar schätzen die Vereinten Nationen den Jahresumsatz des illegalen Drogenhandels weltweit. 24 Milliarden Euro davon geben laut der EMCDDA allein die Europäer jährlich für den illegalen Rausch aus. Wobei von einer Spanne von bis zu 31 Milliarden Euro ausgegangen werden muss.

Preiskämpfe zwischen Produzenten klassischer und neuer synthetischer Drogen spielen in der Veränderung des Drogenmarktes eine große Rolle. Die gestiegene Qualität ist eine weitere Folge dieser Machtkämpfe. „Die Nachfrage nach härterem Stoff ist extrem gestiegen“, sagt Huth. Das zeigten auch die Stoffproben der Behörden. Beispiel Kokain: Hier hat sich der Reinheitsgrad innerhalb von drei Jahren fast verdoppelt. Das Geschäft mit den Drogen ist eine Milliardenindustrie. - und Deutschland mittendrin.

Drogen-Eldorado Deutschland

Deutschland ist nicht ohne Grund ein regelrechtes Eldorado für den illegalen Drogenhandel. „Es bietet die perfekte Ausgangssituation: eine stabile Wirtschaftslage, zahlungsfähige Kundschaft und bei 80 Millionen Einwohnern eine große Auswahl an potenziellen Konsumenten“, sagt Oliver Huth, Stellvertretender Vorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter (BdK) in Nordrhein-Westfalen. Die Dunkelziffer liege weitaus höher als das, was die offiziellen Zahlen hergeben. Und das sei nicht der einzige Negativtrend in den letzten Jahren. Huth selbst war vier Jahre lang in der Rauschgiftermittlung tätig, bevor er in den Bereich der Organisierten Kriminalität wechselte. Die Entwicklung des deutschen Drogenmarktes beobachtet er mit großer Sorge. „Durch das Internet ist es heutzutage viel einfacher, unerkannt an illegale Substanzen zu gelangen“, erklärt er.

Wachsende Zahl neuer Konsumenten

Systeme wie der Tor-Browser machen anonymes Surfen im Internet möglich. Das nutzen Drogenhändler aus. Mittlerweile hat sich im Darknet ein digitaler Schwarzmarkt entwickelt, den die Behörden nur sehr begrenzt überblicken können. Aktuell ist das Drogenangebot im Internet zwar noch verhältnismäßig klein, die EMCDDA schreibt ihm in ihrem aktuellen Bericht allerdings ein noch „beträchtliches Wachstumspotenzial“ zu. „Wir können weder schätzen, wie viel Prozent des Drogenhandels sich mittlerweile über das Internet abspielen, noch können wir die Händler aufspüren. Das ist nur in den seltensten Fällen von Erfolg gekrönt.“ Ab und zu gelingt ein Coup gegen große Drogenmärkte im Netz, mit Namen wie Silk Road oder Shiny Flakes. Aber ähnlich wie nach der Zerschlagung eines Kartells verschiebt sich die Marktmacht anschließend zu neu aufkommenden kleineren Handelsplätzen.

Und die Nachfrage unter den Deutschen ist groß: Allein die Zahl der Erstkonsumenten erhöhte sich im vergangenen Jahr um vier Prozent auf fast 21.000. Die Zahl der erstmals auffälligen Heroinkonsumenten ist 2015 um 15 Prozent gestiegen, die der Kokainkonsumenten um sieben Prozent, zeigt der Jahresbericht zur Rauschgiftkriminalität. „Aber auch Studien sind mit Vorsicht zu genießen“, warnt Huth. Schließlich gäbe kaum jemand ehrlich zu, dass er regelmäßig Drogen konsumiere. Bei einer anonymen Umfrage von "Zeit Online" im vergangenen Jahr waren es bei mehr als 22.000 Menschen, die angaben, schon einmal Erfahrungen mit illegalen Drogen gemacht zu haben, 86 Prozent der Befragten.

Wie die digitale Parallelwelt funktioniert
Tor-Browser
Die Zwiebel mit ihren vielen Schalen: Die Abkürzung TOR steht für: The Onion Router – das Zwiebel-Netzwerk. Die kostenlose Open-Source-Software, einst vom US-Militär entwickelt, dient dazu, die eigene IP-Adresse zu verschleiern, indem sie Anfragen nicht direkt an die Zieladresse im Netz schickt, sondern über eine Kette von Proxyservern leitet. Jeder Proxy kennt nur seinen Vorgänger und Nachfolger, aber keiner kennt den ursprünglichen Absender der Anfrage und gleichzeitig den Empfänger. Das sieht in der Praxis dann so aus. 
Seitenadressen bestehen im anonymen Web aus einer zufällig gewählten, und ständig wechselnden Kombination von Zahlen und Buchstaben. Das erschwert das surfen. Deswegen bieten einige Seiten wie „The Hidden Wikki“, Orientierungshilfe. DeepDotWeb ist auch über das freie Internet zugänglich. Hier finden sich Foren, Fragen und Übersichten rund um das Thema Deepweb/Darknet. 
Tor ist nicht nur zum surfen auf nicht frei zugänglichen Websites nützlich. Auch ganz "normale" Seiten können hier anonym und datensicher angesteuert werden. Gleichzeitig lassen sich auch einige Unternehmen mit einer speziellen .onion Adresse registrieren. So hat zum Beispiel Facebook 2014, als erste große Firma einen offen sichtbaren Tor-Dienst mit eigener Adresse im Anonymisierungsnetz Tor aufgesetzt. 
Grams ist die gängigste Suchmaschine für Drogenmärkte im Darknet. Zwar ist der Drogenmarkt im Internet gegenüber dem Straßenhandel (mit einem geschätzten Umsatz von 320 Milliarden Dollar pro Jahr weltweit) noch klein, aber bereits hart umkämpft. Die Betreiber leben gut von der Verkaufsprovision, die sie für jeden Deal erhalten, der auf ihrer Seite geschlossen wird. Laut FBI sollen beim damals 29-jährigen Marktführer Dread Pirate Roberts von der Seite Silkroad, Bitcoins im Wert von 150 Millionen Dollar sichergestellt worden sein. Im Oktober 2013 wurde der US-Amerikaner Ross Ulbricht, der angebliche Silk-Road-Betreiber, ausfindig gemacht und vom FBI verhaftet. Der heute 32-Jährige wurde zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt. 
Aufgrund der steigenden Konkurrenz haben sich Nachfolger wie Alphabay oder Nucleus vom anarchischen Neunzigerjahre-Look verabschiedet und orientieren sich nun an der Optik des legalen Onlinehandels. Da Vertrauen auf anonymen Marktplätzen ein knappes Gut ist, reagieren die Kunden stärker auf die üblichen Onlinereize wie einprägsame Logos, erkennbare Marken, hochauflösende Produktfotos und Marktstandards wie Kundenprofil, Konto-Übersicht und ausführliche Angebotslisten. Drogen sind auf fast jedem Marktplatz der größte Posten, daneben lassen sich hier jedoch auch Waffen, Hacker, Identitäten, Kreditkarten und andere Dinge erwerben. In den dunkelsten Ecken, die allerdings auch im Darknet nicht ohne weiteres zugänglich sind, finden sich sogar Menschenhandel, Kinderpornographie und Live-Vergewaltigungen. 
Ob gehackte Paypal, Amazon oder Ebay-Konten, eine neue Kreditkarte oder die Dienste eines Hackers, der mit Hilfe einer DDoS-Attacke (Distributed Denial of Service) eine Seite lahmlegen soll. Im Darknet werden Angriffe bzw. Daten jeglicher Art angeboten. Für nur ein Pfund, könnte man hier eine russische Kreditkarte mit hohem Verfügungsrahmen erwerben. Auch persönliche Daten wie Namen, Geburtsdaten, Adressen, EMails und alle erdenklichen Zugänge einer bestimmten Person werden hier für wenige Dollar angeboten. Zur Zeit vor der US-Wahl besonders beliebt: personenbezogene Daten, aufgelistet nach Bundesstaaten in Amerika.

Diese Deutschen tauchen nicht in den Zahlen der Polizei oder der Notaufnahme auf. Sie zeigen, dass Drogen keineswegs nur eine Randerscheinung heruntergekommener Stadtviertel sind, in denen kriminelle Banden ihren Stoff an Süchtige verticken. Sondern, dass sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Die gesteigerte Qualität in Kombination mit niedrigen Preise tragen ihren Teil dazu bei, dass fast die Hälfte der Teilnehmer angab, im Jahr vor der Umfrage gekifft zu haben. Jeder fünfte schluckte schon mal Ecstasy oder schnupfte Amphetamine als Pulver. 13 Prozent koksten, viele bis zu zehn Mal in diesem einen Jahr. Fast jeder Zehnte vergnügte sich mit halluzinogenen Pilzen und rund acht Prozent begaben sich auf einen LSD-Trip.

In einer Stellungnahme errechnet der BdK mit Zahlen des BKA aus dem Jahr 2012, dass etwa 283.000 Erwachsene einen Missbrauch und 319.000 Erwachsene eine Abhängigkeit im Zusammenhang mit dem Konsum der illegalen Drogen Cannabis, Kokain oder Amphetamine aufweisen. „Nach kriminalistischer Erfahrung nimmt jeder dieser Konsumenten am Tag mindestens ein Gramm der genannten Drogen zu sich. Hochgerechnet bedeutet dies, dass nur von dieser Gruppe pro Jahr circa 219 Tonnen Drogen konsumiert werden“, erklärt Huth. Schon diese Zahl steht gegenüber der im BKA-Lagebild jährlich festgehaltenen Menge an sichergestellten Drogen in keinem Verhältnis. Zum Vergleich: 2012 wurden gerade einmal 9,7 Tonnen Cannabis, Kokain und Amphetamine insgesamt beschlagnahmt. Dabei sei die Konsummenge von einem Gramm noch deutlich niedrig bemessen. Einige Experten gehen von einer täglichen Menge zwischen drei und vier Gramm aus. Damit würde sich der Konsum allein für Cannabis, Kokain und Amphetamine auf 600 bis 800 Tonnen jährlich belaufen.

Jeder Vierte hat Erfahrungen mit illegalen Substanzen, Tendenz steigend. Nach einem kontinuierlichen Rückgang ist die Zahl der Erstkonsumenten harter Drogen von 2013 auf 2014 um fünf Prozent gestiegen. „Und das sind praktisch nur die, die wir 'mit der Nadel im Arm' finden“, sagt Huth.

Die Zahl der Drogentoten stieg 2015 um fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Schon für das Jahr 2014 hatte das BKA 1032 Rauschgifttote in Deutschland gezählt - eine Steigerung um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit brach ein vermeintlich stabiler, positiver Trend zu weniger Missbrauch und Opfern: Sechs Jahre lang waren die Zahlen zuvor gefallen. Mit 1226 Toten sind es jetzt so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Viel mehr als nur zehn Milliarden Euro Schaden


Eine weitere fast unbekannte Komponente, die den Negativtrend verschärft, sind die so genannten „Legal Highs“, – die vorzugsweise übers Internet vertrieben werden. Hier sind jede Menge als Räuchermischungen, Badesalze oder Dufterfrischer getarnte Rauschmittel zu finden. BKA-Präsident Holger Münch warnte in einem Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vor einer Überschwemmung des Marktes durch die neuen Drogen. Die Zombiedroge "Cloud Nine" gibt es hier als "Ivory Wave" für gerade mal zehn Euro in der 0,2-Gramm-Packung. Aber auch wesentlich größere Mengen können problemlos gekauft werden. Häufig handelt es sich dabei um künstlich hergestellte und in ihrer Wirkung noch unerforschte Stoffe. Sie fallen, da in immer neuer Zusammensetzung auf den Markt gebracht, teilweise nicht unter das Betäubungsmittelgesetz oder andere gesetzliche Regelungen. Ihr Konsum ist deshalb unter Umständen legal.

Das Chemie-Roulette der "Legal Highs" hat nicht selten schwerwiegende Folgen, die von einer gewalttätigen Psychose bis zum Herzstillstand reichen. Die Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von „Legal Highs“sind von 24 im Jahr 2014 auf 39 im vergangenen Jahr gestiegen - eine Zunahme um 39 Prozent. Ein aktuell beschlossener Gesetzentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit versucht zwar, mit dem Verbot einzelner Substanzen gegen die Mischungen vorzugehen. Damit werden aber nur solche Stoffgruppen erfasst, die sich bereits auf dem Markt befinden - und die Dealer lassen sich immer etwas Neues einfallen.

Drogen

Was das den Steuerzahler kostet, weiß in Deutschland derweil niemand. Anfragen an mehrere Bundesministerien und alle 16 Länder zeigen: Es gibt nicht einmal Schätzungen, wie viel Geld und Personal in welche Bereiche der Drogenpolitik fließen. Der einzige Versuch einer umfassenden Schätzung stammt von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) aus dem Jahre 2006. Direkte Ausgaben der Gebietskörperschaften sowie Sozialversicherungsträger kamen auf bis zu 6 Milliarden Euro an Gesamtausgaben für den Bereich illegaler Drogen. Bei einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2302 Milliarden Euro im Jahre 2006 entspräche das 0,3 Prozent des Gesamthaushaltes. Würde man diese 0,3 Prozent auf das BIP von 2015 anrechnen, wäre man schon bei 10 Milliarden Euro. „Der tatsächlich durch illegale Drogen verursachte Schaden für den deutschen Staat ist allerdings weitaus höher“, schätzt Huth.

Als Lösung für all diese Probleme wird von einigen Wirtschaftswissenschaftlern, Soziologen und Politikern gebetsmühlenartig eine Legalisierung von Cannabis, von manchen sogar die Legalisierung aller Drogen, gefordert. „Wir haben mit Alkohol schon die Cholera, dann müssen wir uns mit Cannabis nicht auch noch die Pest ins Boot holen“, sagt hingegen Huth.

Cannabis-Gesetze weltweit

Unstrittig ist, dass eine Lösung gefunden werden muss. Der Drogenpolitik fehlt es am wissenschaftlichen Fundament. Seit 1971 das Betäubungsmittelgesetz erlassen wurde, hat die Verfügbarkeit von Drogen stetig zugenommen. Was Cannabis, Ecstasy, Kokain und andere illegale Substanzen im Detail für Folgen haben, machen Behörden nicht transparent.

Was also tun? Ein Staat, der sogar aus Huths Sicht vormacht, wie es funktionieren kann, ist Portugal. Seit 2001 setzt das Land erfolgreich auf die strikte Entkriminalisierung des Konsumenten. Heroin: ein Gramm, Kokain: zwei Gramm, Cannabis (Kraut): 25 Gramm. Das sind die Drogenmengen, die man in Portugal bei einem Dealer kaufen und in der Hosentasche durch Lissabon tragen darf, ohne eine Strafe fürchten zu müssen. Die Substanzen sind zwar auch in Portugal weiterhin verboten. Aber wer diese Drogen nimmt, begeht nur eine Ordnungswidrigkeit - ähnlich wie beim Falschparken.

Kolumbianische Polizei beschlagnahmt acht Tonnen Kokain

„Damit so ein Modell funktioniert, muss viel Geld in die Hand genommen werden“, erklärt Huth. Dass Deutschland bereit ist, diesen Schritt in naher Zukunft zu gehen, sieht der Rauschgiftexperte allerdings nicht. Die tatsächlichen Auswüchse des illegalen Drogenhandels decken sich noch nicht einmal ansatzweise mit den Zahlen der Drogenberichte. Deshalb habe die Öffentlichkeit oft das subjektive Empfinden, dass der Markt rückläufig ist, und kein großes Problem mehr darstelle. „Und das ist die gefährlichste Entwicklung der vergangenen Jahre.“

Der Tresor im Keller der Staatsanwaltschaft ist gut jedenfalls gefüllt. Zu 90 Prozent mit Drogen. Die heute entsorgten 15 Kilogramm waren nur ein kleiner Teil aus denen bis zur Decke gefüllten Regalreihen. In fünf Wochen steht der nächste Transport an. Dann heißt es wieder unterschreiben und stempeln, unterschreiben und stempeln. Eine regelrechte Sisyphusarbeit.

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