Dublin Ryanair will auf ein weiteres Gebiet der etablierten Konkurrenz vorpreschen: Inlandsflüge. "Ein Großteil unseres Wachstums wird erst mal unspektakulär aussehen, das Ausmaß wird aber spektakulär sein", sagte Ryanair-Vorstand David O'Brien der Nachrichtenagentur Reuters.
Dabei werde sich der irische Billigflieger auf bewährte Märkte wie Deutschland, Polen und Großbritannien konzentrieren. Vor allem die Zahl der Inlandsflüge, die Ryanair bislang kaum anbietet, soll erhöht werden, sagte der Manager, der Verträge mit Flughäfen aushandelt, um das Streckennetz der Airline zu erweitern.
"Das ist langweilig und unauffällig, aber da liegt das Wachstum", sagte O'Brien. Der Vorstoß in neue Länder im Osten Europas oder im Nahen Osten habe dagegen keine Priorität.
Zuletzt hatte Ryanair bereits einen Großangriff auf Rivalen wie Lufthansa oder KLM-Air France gestartet und will mit speziellen Angeboten verstärkt Geschäftsleute für sich gewinnen. Deren Zahl soll auf 30 bis 36 Millionen im Jahr steigen von bislang geschätzten 20 Millionen der insgesamt 83 Millionen Passagiere.
Bis 2019 soll diese Zahl um 50 Prozent steigen. Um genügend Flüge anbieten zu können, haben die Iren bei Boeing bereits 380 neue Flugzeuge bestellt.
Die ungewöhnlichen Nebeneinkünfte der Airlines
Aeroflot aus Russland verkaufte in 2012 an Bord Duty-Free- Waren im Wert von 171,3 Millionen Dollar und verdiente daran knapp 80 Millionen Euro.
KLM auf den Niederlanden verdient pro Jahr 65 Millionen Euro an den Komfort-Sitzen in der Economy Class auf der Langstrecke.
Der spanische Billigflieger Vueling bekommt vom im März eröffneten Hotel Vueling in Barcelona mehrere Tausend Euro Lizenzgebühr von der Betreibergesellschaft Hoteles Catalonia.
Der Billigflieger Norwegian aus Oslo hat eine eigene Bank und kassiert im vergangenen Jahr 6,9 Millionen Dollar aus Kommissionen für deren Kreditkarte.
Ryanair erlöst auf jedem seiner knapp 500.000 Flüge im Schnitt 180 Euro aus der Reservierung besonders begehrter Sitze in den ersten und letzten beiden Reihen sowie an den Notausgängen mit höherer Beinfreiheit.
Dem US-Billigflug-Erfinder Southwest zahlten die Kunden 161 Millionen Dollar an Early- Bird-Gebühren für das Recht als erste einzuchecken und an Bord zu gehen.
Der Ultra-Billigflieger Frontier aus den USA kassiert als bislang einzige Linie seit dem 1. Mai auch für Handgepäck. Wer einen Billigtarif hat und kein Vielflieger ist zahlt bis zu 100 Dollar pro Flug.
Wizzair aus Ungarn bietet Mitgliedern ihres Discount Clubs gegen knapp 30 Euro Jahresgebühr zehn Euro Rabatt pro Flug auf teurere Tickets.
American Airlines bringt aufgegebenes Gepäck für eine Gebühr von 30 Dollar pro Koffer im Umkreis von 100 Kilometern um ihre 200 wichtigsten Zielflughafen ins Hotel oder nach Hause.
Passagiere von Virgin America können über das Bordunterhaltungssystem neben Essen, Getränken und einem Schlafset mit Kissen und Decke für neun Dollar auch für vier Dollar Schmerz- und Schlaftabletten kaufen – und alles am Ende des Flugs auf einmal per Kreditkarte bezahlen.
Ryanair kämpft derzeit um ein höheres Ansehen. Der Billigflieger hat zwar mit seinen Niedrigpreisen den Markt aufgerollt, war wegen seiner dürftigen Serviceleistungen bei Verbrauchern aber in die Kritik geraten. Nicht zuletzt, um Geschäftsreisende an sich zu binden, müssten mehr Kurzstrecken und Inlandsflüge angeboten sowie mehr Großstädte angeflogen werden, sagte O'Brien.
In Deutschland hat Ryanair nach der Lufthansa und Air Berlin einen Marktanteil von vier Prozent. Sofern die umstrittene Luftverkehrssteuer abgeschafft wird, dürfte sich das innerdeutsche Angebot erhöhen.