Wal-Mart Shopping-Riese hinkt hinterher

Im Sommer hat Walmart das Start-up Jet.com für eine Milliardensumme übernommen. Damit hat der größte Einzelhändler der Welt seine E-Commerce-Sparte gestärkt. Trotzdem bleibt Chef Doug McMillon hinter den Erwartungen.

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Auf den ersten Blick keine gute Bilanz für den Shopping-Riesen. Quelle: AFP

New York Wal-Mart bleibt hinter den Erwartungen zurück. Der Gewinn sank verglichen mit dem Vorjahreswert um 8,2 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Mehr als drei Prozent verlor die Aktie gleich nach Bekanntwerden der Zahlen im vorbörslichen Handel.
Auf den ersten Blick keine gute Bilanz für den Shopping-Riesen. Schaut man allerdings etwas genauer hin, zeigt sich, dass endlich eine lange geforderte Aufholjagd begonnen hat.

Online legte der weltgrößte Einzelhändler nämlich um satte 21 Prozent zu. Ein Quartal zuvor waren es lediglich 12 Prozent. Vor allem der Zukauf des Internet-Start-ups Jet.com hat der E-Commerce-Sparte von Wal-Mart Auftrieb gegeben. Zuvor war das Traditionsunternehmen immer wieder für sein langsames Umsteuern kritisiert worden.

Seit Jahren kämpfte der Großkonzern mit dem Image des veralteten Ramschladens. Die Mitarbeiter wurden derart mies bezahlt, dass der Einzelhändler in den USA als Arbeitsplatz letzter Wahl galt. Auch Wettbewerber machten Wal-Mart von allen Seiten zu schaffen: Discounter und Konkurrenten, wie etwa die Supermarktkette Target im stationären Handel, und Amazon als Branchenführer im Onlineversand.

Die Verkaufszahlen fielen fünf Jahre in Folge und auch der Umsatz ging im vergangenen Jahr zum ersten Mal in der 45-jährigen Geschichte des börsennotierten Unternehmens zurück. Seitdem er 2014 den Job übernommen hatte, stand Chef Doug McMillon deswegen unter großem Druck der Investoren. Doch nun wagt er einen Strategieschwenk. McMillon hat das Gehalt seiner Angestellten erhöht, versucht die Ladenpreise zu senken und steckt Milliarden Dollar in den Ausbau der Online-Sparte.

Im September kaufte der weltgrößte Einzelhändler das Start-up Jet.com für 3,3 Milliarden Dollar und übertrug dessen Gründer Marc Lore zusätzlich die Leitung der Onlinesparte von Wal-Mart. Waren zu Beginn des Jahres nur acht Millionen Artikel im Online-Shop erhältlich, ist das Sortiment mittlerweile auf satte 20 Millionen gestiegen. Bislang hat sich der weltgrößte stationäre Händler primär auf die Eröffnung von „Click&Collect“-Abholstationen in den eigenen Filialen beschränkt.

Nun aber ist der Handelsriese angesichts des sich verändernden Konsumverhaltens seiner Hauptzielgruppe – junge Familien – in Richtung E-Commerce bereit, ordentlich Geld für eine Weiterentwicklung des Online-Bereichs zu investieren. Elf Milliarden Dollar stellt Wal-Mart dafür bereit.

Unter der Leitung von Doug McMillon scheint sich der ins Hintertreffen geratene Handelsgigant endlich in Stellung gebracht zu haben, um Boden gegenüber Marktführer Amazon gut zu machen.

Wenn auch nur in kleinen Schritten. Amazon setzt derzeit sechs Mal mehr Geld mit Lebensmitteln um als der Branchenprimus. Schon fast die Hälfte aller Heimlieferungen entfallen auf den Nonfood-Riesen. Selbst beim Marktwert hat Amazon, Wal-Mart im vergangenen Jahr überholt. Dabei ist das US-amerikanische Traditionsunternehmen mit 2,2 Millionen Beschäftigten und einem Jahresumsatz von fast 500 Milliarden Dollar mehr als fünfmal so groß.

Für das laufende Geschäftsjahr hat Wal-Mart die Ergebnisprognose leicht gehoben – und stellt einen bereinigten Gewinn zwischen 4,20 und 4,35 Dollar pro Aktie in Aussicht.

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