Walmart In der Zange von Amazon und Aldi

Warren Buffett hat seine Anteile an Walmart gerade drastisch reduziert. Jetzt zeigt sich warum: Der Handelsriese kommt nicht richtig von der Stelle. Konzernchef Doug McMillon kämpft gleich an mehreren Fronten.

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Das Image des Konzerns mit 2,2 Millionen Angestellten und über 500 Milliarden US-Dollar Umsatz war durch die Sparpolitik ramponiert. Quelle: Reuters

Düsseldorf Der Milliardär hatte wohl eine Vorahnung. Vor einer Woche schockierte Warren Buffett die Öffentlichkeit mit der Nachricht, dass er seine Beteiligung an Walmart drastisch gekürzt hat. Da ahnte der 86-Jährige wohl schon, was diese Woche kommen würde: Der US-Handelsriese Walmart verdiente im vierten Quartal deutlich weniger als im Jahr zuvor. Der operative Gewinn sank um 6,6 Prozent auf 6,2 Milliarden US-Dollar. Der Umsatz stieg nur leicht um einen Prozentpunkt.

Walmart-Chef Doug McMillon übte sich unterdessen in Optimismus. „Wir hatten ein solides viertes Quartal“, sagte er bei Veröffentlichung der aktuellen Zahlen am Dienstag. „Wir verändern uns schnell, immer mehr ein digitales Unternehmen zu werden und die Kunden besser zu bedienen.“ Auch legte der Umsatz in den US-Läden im Quartal bis Ende Januar auf vergleichbarer Basis überraschend kräftig um 1,8 Prozent zu. Die Aktie legte vorbörslich mehr als zwei Prozent zu.

In den USA macht Walmart jedoch weiterhin der Konkurrenzkampf mit dem digitalen Widersacher Amazon zu schaffen. Der versucht, mit einem immer schnelleren und umfassenderen Lieferservice zu punkten. Walmart hatte die Konkurrenz aus dem Online-Geschäft in den vergangenen Jahren lange Zeit vernachlässigt.

Walmart hatte zudem viele Jahre zu sehr darauf geschielt, seinen Aktionären Gewinne zu liefern. Der Familienkonzern, der den Nachfahren von Walmart-Gründer Sam Walton gehört, sparte an vielem, was ihn einst groß und berühmt gemacht hatte: an qualifizierten Mitarbeitern, an Service und Ausstattung. Die Folge: Der Umsatz des Konzerns sank zum ersten Mal in der Geschichte von Walmart.

Seit 2014, als er den Chefposten übernahm, kämpft Doug McMillon nun dafür, dass Walmart wieder an alte Erfolgszeiten anknüpfen kann. Er will den Service, eine der Stärken des Konzerns, wieder ausbauen. So führte er zum Beispiel die sogenannten Begrüßer wieder ein. Das sind Mitarbeiter, die jeden Kunden, der den Supermarkt betritt, fröhlich willkommen heißen. Diese Stellen hatte sein Vorgänger im Management vor drei Jahren abgebaut.

Das Image des Konzerns mit 2,2 Millionen Angestellten und über 500 Milliarden US-Dollar Umsatz war durch die Sparpolitik ramponiert. Kunden beschwerten sich über leere Regale und zu wenig Verkäufer. McMillon musste und muss nicht nur sein Image als US-Vorzeigekonzern polieren, sondern sich auch gegen immer stärkere Konkurrenten aus Ausland wehren.


Aufholjagd im Digitalgeschäft

Dazu gehören die beiden deutschen Discounter Aldi Nord und Aldi Süd. Die waren lange keine ernsthafte Konkurrenz für Walmart. Denn Aldi Süd hat seit seinem Einstieg in den US-Markt vorsichtig agiert. Erst in den letzten Jahren investiert der deutsche Discountkönig dort richtig. So wird Aldi Süd dieses Jahr in den USA mit rund 1600 Läden einen Umsatz von rund 14 Milliarden US-Dollar erwirtschaften, Aldi Nord mit den 500 Läden seiner Kette Trader Joe's rund zehn Milliarden US-Dollar.

Jetzt versucht der 50-jährige McMillon beim Familienkonzern vor allem im Digitalgeschäft die Aufholjagd. So kaufte er im September das Online-Start-up Jet.com für 3,3 Milliarden Dollar. Und im Januar griff er beim US-Schuhversender Shoebuy zu und kaufte ihn für 70 Millionen Dollar. In den am Dienstag vorgelegten Geschäftszahlen zeigten die Investitionen erste Erfolge.

McMillon, der sich bei Walmart innerhalb von 20 Jahren hocharbeitete, genießt das Vertrauen der Inhaberfamilie Walton, die mit einem Privatvermögen von 130 Milliarden Dollar laut dem „Forbes“-Magazin als reichste Familie der USA gilt.

Doch die Aufholjagd ist teuer. Die hohen Investitionen belasten das Ergebnis von Walmart. Das dürfte der Familie langfristig wenig gefallen. Die verfolgt genau, ob es McMillon gelingen wird, die US-Einzelhandels-Ikone wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Jahrelang war der älteste Sohn des Gründers, Rob Walton, Vorsitzender des Aufsichtsrats. Seit 2015 führt sein Schwiegersohn Gregory Penner das Kontrollgremium. Inzwischen ist auch die jüngste Generation in das Gremium aufgestiegen: Steuart Walton, 34, hat im Sommer den Sitz seines Vaters Jim übernommen. Insgesamt kontrolliert die Familie drei von zwölf Plätzen im Aufsichtsrat.

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