Warenhaus Krise bei Kaufhof trifft jetzt die Mitarbeiter

Das Missmanagement bei der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Kaufhof holt die Angestellten ein: Das Unternehmen will aus dem Flächentarif aussteigen. Die Mitarbeiter stehen vor empfindlichen finanziellen Einschnitten.

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Buchstaben des Logos der Galeria Kaufhof liegen auf dem Boden Quelle: dapd

Als im Frühjahr erste Gerüchte die Runde machten, Galeria Kaufhof wolle sich aus der Tarifbindung verabschieden, wies das Management der Warenhauskette das weit von sich: "Kaufhof-Eigentümer HBC und Galeria Kaufhof bekennen sich zur Tarifbindung und zur Sozial- und Tarifpartnerschaft mit Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften", teilte das Unternehmen damals mit. Inzwischen ist klar: auf derlei Treueschwüre können sich die Beschäftigten nicht verlassen.

Galeria Kaufhof hat angekündigt, eine Art Sanierungstarifvertrag anzustreben. Offiziell ist zwar von einem "neuen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung" die Rede.

Doch die Folgen sind identisch: Tausenden Beschäftigten drohen erhebliche finanzielle Einschnitte.

Die Gespräche mit der Gewerkschaft Verdi seien bereits aufgenommen worden, teilte das Unternehmen mit. Die deutsche Tarifautonomie sehe die Möglichkeit vor, Tarifverträge für einzelne Firmen oder Standorte abzuschließen. "Dadurch könnte das Unternehmen kurzfristig notwendige Einsparungen erzielen" und dafür sorgen, "dass die Schere zwischen Lohn- und Umsatzentwicklung bei Galeria Kaufhof nicht weiter auseinandergeht." Denn "angesichts der anhaltend negativen Entwicklungen im stationären Einzelhandel, verbunden mit der starken Wettbewerbsverzerrung durch ungleiche Personalkosten braucht Galeria Kaufhof mehr denn je einen modernen und wettbewerbsfähigen Tarifvertrag", heißt es zur Begründung.

Tatsächlich steckt jedoch nicht der gesamte deutsche Einzelhandel in einer Krise, sondern Kaufhof hat sich vor allem mit selbstverschuldeten Fehlern ins Abseits manövriert. Seit Jahren schon sinken die Umsätze. Dem früheren Management gelang es jedoch, trotz des Gegenwinds in der Gewinnzone zu bleiben. Das änderte sich erst, nachdem 2015 der kanadische Handelskonzern HBC Kaufhof vom Düsseldorfer Metro-Konzern übernahm.

Das ist die Hudson's Bay Company

Unter kanadischer Führung geht es seither rapide abwärts. Das Geschäft lahmt, die Umsätze bröckeln, vor wenigen Monaten wurde im Kölner Hauptquartier der Chef ausgetauscht. Mit aggressiven Rabatten hatte das Unternehmen zuvor Marge verschleudert.

Bisheriger Tiefpunkt: Der Warenkreditversicherer Euler Hermes schockte Kaufhof-Lieferanten und kappte rigide die bisherigen Kreditlimits. Ihre Forderungen gegen die Handelskette sind künftig zu einem weit geringeren Anteil abgesichert als bisher.

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