Weihnachten beim Discounter Wenn der kleine Luxus lockt

Die Discounter locken zu Weihnachten mit Delikatessen. Quelle: dpa

Für viele Bundesbürger ist das Essen im Familienkreis zu Weihnachten wichtiger als die Geschenke. Davon wollen auch die Discounter profitieren und locken mit Delikatessen. Doch gegen Supermärkte haben sie es schwer.

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Trüffelbutter, Hirschsteaks und Champagner Premiere Cru: Zu Weihnachten schwappt auch in diesem Jahr wieder eine Flut edler Delikatessen in die Regale von Aldi, Lidl und Co. Der „kleine Luxus“ zum Fest hat sich für die Discounter zum großen Geschäft entwickelt.

„Die Vorweihnachtszeit ist inzwischen auch für Discounter die wichtigste Zeit im Jahr“, sagt der Handelsexperte Thomas Täuber von der Unternehmensberatung Accenture. Denn das Angebot an Delikatessen bringe nicht nur zusätzliche Umsätze, es habe auch besonders hohe Gewinnspannen.

Immerhin geben die Bundesbürger nach einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung EY durchschnittlich rund 109 Euro für das Festtagsessen aus. Damit summieren sich die Ausgaben fürs Essen und Trinken an den Festtagen insgesamt auf gut neun Milliarden Euro. Und Süßigkeiten sind dabei noch nicht berücksichtigt. „Viele Bundesbürger legen zu Weihnachten die sonst typische Knausrigkeit beim Lebensmitteleinkauf ab“, sagt Thomas Harms, der bei EY für Konsumgüter und Handel zuständig ist.

Wer Aldi und Lidl herausfordert
Platz 10 - Dollar Tree (USA) - 6,1 Milliarden Euro UmsatzDer US-Discounter folgt einem einfachen Konzept: Nichts kostet mehr als einen Dollar. Damit wächst der Umsatz rasant. Allein 2012 hat Dollar Tree 345 neue Märkte eröffnet. Bisher konzentriert sich das Unternehmen aber auf die USA und Kanada.
Platz 9 - Rema 1000 (Norwegen) - 6,58 Milliarden Euro UmsatzGründer Odd Reitan ist soetwas wie der Theo Albrecht Skandinaviens. In seinen einfach eingerichteten Märkten verkaufte er 500 Artikel, deshalb taufte er seinen ersten Supermarkt Reitan Mart 500. Mit der Produktpalette wuchs auch die Zahl der Filialen in Norwegen, Dänemark und Schweden.
Platz 8 - Biedronka (Polen) - 7,25 Milliarden Euro UmsatzDie größte Supermarktkette Polens hat zwar polnische Wurzeln, ist aber seit 1998 und der Übernahme durch Jerónimo Martins fest in portugiesischer Hand. Der Name bedeutet übersetzt Marienkäfer.
Platz 7 - Family Dollar (USA) - 7,64 Milliarden Euro UmsatzAls der erste Markt in Charlotte, North Carolina, seine Pforten öffnete, war Gründer Leon Levine gerade 21 Jahre alt. Mittlerweile ist sein Unternehmen auf 7.100 Filialen angewachsen. 90 Prozent aller Artikel kosten weniger als 10 Dollar.
Platz 6 - Dia (Spanien) - 11,67 Milliarden Euro UmsatzIn Deutschland machte der spanische Discounter Schlagzeilen, weil er 2013 die spanischen Filialen von Schlecker übernahm. International ist der Konzern breit aufgestellt. Dia-Filialen gibt es in Argentinien, Brasilien, Griechenland und in der Türkei. In Portugal firmiert der Konzern unter dem Namen "Minipreço", in Frankreich unter dem Namen "Ed".
Platz 5 - Penny Markt (Deutschland) - 11,84 Milliarden Euro UmsatzDer Discounter der Rewe Gruppe verpasste sich Anfang 2012 ein neues Logo. Neben dem deutschen Markt ist das Unternehmen auch in Italien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Tschechien und Österreich aktiv.
Platz 4 - Dollar General (USA) - 13,11 Milliarden Euro UmsatzUm satte zwei Milliarden Euro konnte Amerikas größte Discounterkette ihren Umsatz im Jahr 2012 steigern. In den USA betreibt das Unternehmen über 10.000 Läden. Vor allem in kleinen US-Gemeinden, die von den Handelsriesen ignoriert werden, zeigt das Unternehmen Präsenz.

Tatsächlich hat das festliche Mahl im Familienkreis zu Weihnachten für die Deutschen noch mehr Bedeutung als der Geschenkerummel. Satte 97 Prozent der Bundesbürger verbinden Weihnachten nach einer Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Nielsen mit gutem Essen, 90 Prozent mit Geschenken.

Doch auch wenn die Discounter zu Weihnachten gute Geschäfte machen - von der Bereitschaft nicht so genau auf den Cent zu achten, profitieren in erster Linie Supermärkte und Fachgeschäfte. „In den Wochen vor Weihnachten verändern sich vorübergehend die Machtverhältnisse im Lebensmittelhandel“, sagt Nielsen-Handelsexperte Fred Hogen. „Die Discounter verlieren Marktanteile, die Supermärkte gewinnen an Boden.“ Mit ihrem Angebot an frischem Fleisch, frischem Fisch und Käse träfen sie die Bedürfnisse der Verbraucher an den Festtagen einfach besser.

Zwar sind Aldi, Lidl und Co. emsig bemüht, sich ein möglichst großes Stück vom Kuchen abzuschneiden: Mit teurer Fernsehwerbung, aufwendigen Prospekten und dem Ausbau des Delikatessenangebots buhlen sie um die Festtagskunden. Doch die Auswirkungen sind begrenzt. „Punktuell haben die Discounter durchaus Erfolg mit ihrer Luxusoffensive. So konnten sie zwischen 2014 und 2016 den Champagnerumsatz um 70 Prozent steigern“, sagt Hogen. Doch sei dies nicht die Regel. „Insgesamt haben die Discounter bei ihren Versuchen, die Weihnachtslücke gegenüber den Supermärkten zu schließen, kaum Fortschritte gemacht.“

Tatsächlich stagniere das vorweihnachtliche Delikatessenangebot der Discounter seit einiger Zeit. „Das Sortiment wird nicht mehr groß ausgebaut“, beobachtet der Nielsen-Experte.

Wofür deutsche Haushalte ihr Budget ausgeben

Doch selbst wenn die Discounter mit ihrer Edel-Offensive zu Weihnachten nur begrenzten Erfolg haben, lohnt sich der alljährliche Ausflug ins Luxussegment sie. Davon ist der Handelsexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU überzeugt. Denn den Discountern gehe es nicht nur darum, mit dem verstärkten Delikatessen-Angebot zusätzliche Umsätze zu machen.

„Das Hauptziel ist ein anderes: Sie wollen ihr Image aufwerten und auch einkommensstarke Kundengruppen ansprechen, die sonst eher einen Bogen um die Billiganbieter machen.“

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