Weihnachtsgeschäft Paketflut bringt Dienstleister an die Grenzen

Rückt die Weihnachtszeit näher, brummt das Paketgeschäft. Die Menschen ordern vermehrt Geschenke per Mausklick im Internet. Die Paketdienstleister benötigen zur Bewältigung viele Helfer, doch der Markt ist leergefegt.

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Der anhaltende Boom im Onlinehandel lässt auch die Paketbranche florieren. Quelle: dpa

Bonn Die Paket- und Sortierzentren laufen auf Hochtouren, die Fahrzeuge der Zusteller sind prall gefüllt: Für die Paketbranche rund um die Dienstleister Post DHL, Hermes, DPD & Co beginnt in diesen Wochen die lukrative Jahresendsaison. Und eines steht bereits vorher fest: Der anhaltende Boom im Onlinehandel mit der Paketbranche im Schlepptau wird wieder alle Rekorde brechen.

„Es gibt keine Anzeichen von Wachstumsschwäche“, heißt es beim Handelsverband Deutschland (HDE), der in diesem Jahr im Onlinehandel einen Zuwachs um 10 Prozent auf 48,7 Milliarden Euro erwartet. Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel prognostiziert gar einen Zuwachs von 11 Prozent. Und das ist die Basis für hochschnellende Umsätze bei den Paketlogistikern.

Um die Weihnachtszeit müssen vor allem die Zusteller wieder schleppen und schwitzen: Der Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK) rechnet damit, dass bis zu 30 Millionen Pakete mehr an der Haustür abgegeben werden als vor einem Jahr. 15 Millionen Sendungen täglich sollen es an einem Spitzentag werden. Peter Rey vom Paketlogistiker DPD aus Aschaffenburg schätzt das Paketvolumen um die Weihnachtszeit um 50 Prozent über der Menge eines durchschnittlichen Zustelltages.

Auch der Branchenprimus Deutsche Post DHL rechnet mit einem Paketansturm: „Wir erwarten für das Schlussquartal ein starkes Weihnachtsgeschäft“, gibt sich Vorstandschef Frank Appel zuversichtlich.

Konkurrent Hermes, eine Tochterfirma der Otto-Gruppe, taxiert den Zuwachs des Paketvolumens im Jahresendgeschäft auf 15 Prozent. „Wir erwarten ein Weihnachtsgeschäft, das die gesamte deutsche Logistikbranche vor eine Kraftprobe stellen wird“, sagt Dirk Rahn aus der Geschäftsführung.

Mehr Fahrzeuge, mehr Personal – seit Wochen sucht die Branche händeringend Arbeitskräfte, auch die Deutsche Post. „Freuen Sie sich auf einen Job, in dem Sie als Weihnachtsmann täglich an der frischen Luft unterwegs sind“, wirbt das Unternehmen in der unternehmenseigenen Jobbörse um Aushilfskräfte.


„Das Heuern und Feuern muss ein Ende haben“

Allein im Oktober hatten die Bonner auf ihrer Internetseite mehr als 300 Aushilfsjobs ausgeschrieben. Bundesweit bietet der Konzern über mehrere Monate über 10.000 befristete Jobs in Sortierzentren und Zustellung. Außerdem werden 12.000 zusätzliche Fahrzeuge benötigt.

Auch unter Flüchtlingen hat die Post Arbeitskräfte angeworben. „Mehr als 600 Geflüchtete unter anderem aus Ruanda, Eritrea, Togo, Afghanistan und Syrien haben bisher einen Arbeitsvertrag in unseren Niederlassungen erhalten“, sagt Thomas Schneider, Produktionschef der Brief- und Paketsparte.

Der Versandhändler Amazon, der selbst in einigen Städten in der Zustellung aktiv ist, rüstet sich bundesweit mit 13.000 Saisonkräften fürs Weihnachtsgeschäft. Bei Hermes sind es rund 6000 Aushilfskräfte in Voll- oder Teilzeitarbeit.

„Für die Unternehmen wird es tatsächlich immer schwieriger, den zunehmenden Bedarf an geeigneten Zustellern zu decken“, sagt Elena Marcus-Engelhardt, Sprecherin des BIEK. Faire Arbeitsbedingungen und die Sicherung hoher Sozialstandards seien aber zentrale Faktoren, um auch künftig geeignete Arbeitskräfte zu finden.

Daran lässt sich nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi noch ein eine Menge verbessern. Zwar hat die einst verrufene Branche, in der lange Arbeitszeiten, ruppige Umgangsformen und schlechte Bezahlung üblich waren, ihr Image inzwischen aufpolieren können. Doch tariffreie Räume und ein intransparentes System von Subunternehmen auf der letzten Meile treiben Verdi an, die Einhaltung von Sozialstandards einzufordern.

„In den Monaten vor Weihnachten müssen die Zusteller wegen des Paketbooms zusätzlich ackern“, umschreibt Andrea Kocsis vom Verdi-Bundesvorstand die Lage. Nur eine gute Bezahlung und damit verbunden eine qualitativ hochwertige Dienstleistung könnten dauerhaft Arbeitsplätze sichern. Kocsis meint: „Eine Politik, die auf Verschleiß setzt, stößt an ihre Grenzen. Das Heuern und Feuern vor allem in Subfirmen muss ein Ende haben“.

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