Wempe-Luxusuhren "In China hat mich mein Gefühl getrogen"

Der Markt für Luxusuhren ist eingebrochen. Kim-Eva Wempe vom gleichnamigen Juwelier bleibt dennoch ruhig. Auch, weil der Juwelier seit zehn Jahren selber Uhren herstellt.

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Kim-Eva Wempe und Luxusuhren aus eigener Herstellung. Quelle: Wempe

Frau Wempe, die Exporte der Schweizer Uhrenindustrie sind kräftig zurückgegangen. Macht sie das nervös?

Es ist andersrum: Dass wir in den vergangenen fünf Jahren den Umsatz verdoppelt haben, habe ich mir – auch wenn es seltsam klingt – so nicht gewünscht. Es ist zwar schön, aber hat auch Probleme und Herausforderungen mit sich gebracht. Wir haben damit auch nicht gerechnet, es ist über uns gekommen. Wir können aber mit dem Rückgang umgehen, wir können das Lager anpassen. Wir achten darauf, dass wir mit dem Geschäft die lokale Kundschaft bedienen und nicht nur auf Touristen setzen. Das ist unser Markt, dann sind wir nicht so abhängig von Dingen wie der Luxussteuer in China.

Das Antikorruptionsgesetz, das die Umsätze aller Luxuswarenhersteller beeinträchtigte, war auch für Sie ein Problem?

Ja, es ist nicht leicht für uns, aber das Gesetz ist sinnvoll und richtig für das Land. Aber der Markt in China ist zusätzlich schwierig. Wir haben in Peking unsere Niederlassung geschlossen, da waren wir vielleicht zu früh am Markt. Da hat mich meine Erwartung getrogen. Wir glaubten an die Leute, denen Beratung und Service etwas mehr wert ist als der beste Preis. Und damit sind wir sogar in New York seit 35 Jahren erfolgreich, ein damals hart umkämpfter Rabattmarkt. Ich dachte, dass nicht jeder Chinese, der Geld hat, um solche hochwertigen Uhren zu kaufen, 20 oder gar 30 Prozent sparen will. Ich habe an diese Menschen geglaubt, die einen Smalltalk im Geschäft führen wollen, die Betreuung und Service schätzen. Nein, da habe ich mich definitiv geirrt.  

Wempe in Zahlen

Ein herber Rückschlag für Ihr Unternehmen?

Unser Umsatz wird 2016 deutlich zurückgehen – aber wir haben damit gerechnet und haben uns darauf eingestellt. Es waren sehr gute Jahre in der Vergangenheit, allein zwischen 2009 und 2015 haben wir von 30.085 verkauften Uhren auf 57.486 erhöhen können. Wenn das so nicht ganz zu halten ist, sind wir jedoch gut gewappnet. Aber dieses Rauf und Runter im Markt stellt alle vor große Herausforderungen.

Was bedeutet das für ein Unternehmen wie Ihres?

Wir spüren in unseren Boutiquen die Entwicklung in der Politik und vor allem der Wechselkurse. Nach den Anschlägen in Paris ist dort der Tourismus zurückgegangen. Als das Pfund nach dem Brexit fiel, zogen unsere Geschäfte in London an. Menschen, die an hochwertigen Uhren der Weltmarken interessiert sind, reisen dann auch dort hin. Zeitweise gab es erhebliche Preisunterschiede, nachdem die Schweiz den Franken vom Euro entkoppelt hatte. Damit hatte keiner gerechnet. Das haben die Hersteller inzwischen ausgeglichen. Aber selbst der Verlauf des Dax schlägt sich bei uns nieder. Das ist eine psychologische Sache. Als der Dax bei 12.000 lag, liefen unsere Geschäfte gut. Wenn Kunden aber an der Börse viel verlieren, dann haben sie keine Lust, eine teure Uhr zu kaufen.

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Nun sind sie seit zehn Jahren in Glashütte nicht nur Kunde als Juwelier, sondern produzieren dort selbst Uhren. Was haben Sie denn gelernt in der Zeit?

Vor allem, dass die Intuition und der Bauch recht haben. Denn das war nicht alleine eine rationale Entscheidung, diesen Schritt zu gehen. Wir haben das aus einem Gefühl heraus begonnen. Wir wissen, dass andere Unternehmen anders arbeiten. Da wird erst Marktforschung betrieben, eine Prognose erstellt und erst dann wird die Investition getätigt. Wir müssen als Familienunternehmen niemandem was erklären, wir können Dinge anders tun. Wir wissen heute, dass es damals richtig war, was wir gespürt haben.

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