Doch die meisten Werbungtreibenden lassen sich dadurch offenbar nicht beirren. Sie werben weiter, als wäre nichts geschehen. Was machen die Automobilhersteller, wenn die Millennials gar keine Autos mehr wollen? Inzwischen werden in den USA mehr Neufahrzeuge an über 75-Jährige als an 18- bis 35-Jährige verkauft. Werben sie künftig in Seniorenheimen?
Eine Fülle neuer Kampagnen ist in den letzten Wochen an den Start gegangen. Sie versuchen, den neuen Verbraucher-Typus, der immer schwerer zu erreichen ist, vielfach mit neuen Mitteln einzufangen. Schlägt Condor den richtigen Weg ein, indem man sich mit einer reinen Online-Kampagne an Homosexuelle („Egal auf wen Sie fliegen, wir fliegen Sie hin“) wendet?
Ist es erfolgversprechender, wenn Bahlsen anlässlich seines 125. Geburtstages einen kleinen Jungen mit den Ballettsachen seiner Schwester losschickt? Seinen großen Auftritt um Vertrauen, Geborgenheit, Familie und Freundschaft hatte der Spot noch vor dem TV-Start im Netz. Dort sollte er viral die Konsumenten begeistern und hatte nach wenigen Tagen bei YouTube immerhin über eine Million Abrufe.
Wenn Werbung versucht, lustig zu sein
Ist es wirksamer, wenn der angeschlagene Karstadt-Konzern mit einer Online-Kampagne zum charmant gemeinten Tiefschlag gegen McDonald’s ausholt, um den Frühjahrumsatz für seine Karstadt-Sports-Artikel anzukurbeln?
Erreicht man die digitalen Geschäftsreisenden, wenn Eurowings mit seiner ersten Kampagne auf Satire und Selbstironie setzt? Diesen Film wollten nach über drei Monaten nur 750.000 Menschen bei YouTube anschauen. Dennoch, wer viel mit der Billig-Linie fliegt, weiß, dass man als Eurowings-Kunde viel Geduld und Humor mitbringen sollte.
Die Omnichannel-Trends im Handel
Eine Umfrage des Handelsinstitut EHI unter Führungskräften und IT-Verantwortlichen von 95 Handelsunternehmen hat ergeben, dass 63 Prozent der Befragten Omnichannel für den bedeutendsten technologischen Trend halten. Die wichtigste Herausforderung ist dabei für 51 Prozent die Optimierung der Kanal-Integration aus organisatorischer Sicht, gefolgt von technischer Systemverknüpfung, Realtime-Anbindung und Stammdatenmanagement. Nur 12 Prozent der Firmen schätzen die Kanal-Integration im eigenen Unternehmen bereits als gut ein, 40 Prozent sehen sich auf gutem Wege.
Quelle: EHI-Studie „IT-Trends im Handel 2015“. Das Handelsinstitut EHI hat CIOs und IT-Leiter von insgesamt 95 Handelsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in persönlichen Interviews zu Projekten, Trends und Investitionsprioritäten befragt. Die interviewten Einzelhändler stehen für insgesamt über 300 Milliarden Euro Unternehmensumsatz.
Mobile Anwendungen stehen für 57 Prozent ebenfalls ganz oben auf der Liste der Technologietrends. Dies schlägt sich auch in den Projekten nieder: Ein knappes Viertel der Befragten hat mobile Systeme für Mitarbeiter im Store im Fokus – 17 Prozent feilen an mobilen Lösungen für ihre Kunden.
Auch das Thema Mobile Payment ist mit 26 Prozent der Nennungen ein Bereich, der sehr interessiert beobachtet wird. Viele Händler erhoffen sich hier eine Beschleunigung der Kassendurchlaufzeiten. Auch die Möglichkeiten der Verbindung mit Loyalty-Programmen oder gegebenenfalls Händler-Apps bergen Potenzial.
40 Prozent der Unternehmen erwarten entsprechend den vermehrten Anforderungen in den nächsten Jahren steigende IT-Budgets. Im Vergleich zu 2013 sind die Budgets bereits jetzt deutlich auf durchschnittlich 1,24 Prozent vom Nettoumsatz gestiegen.
Die wachsende Relevanz von Technologie in allen Unternehmensbereichen hat deutlichen Einfluss auf die Position und Bedeutung der IT-Abteilung. 62 Prozent der IT-Verantwortlichen definieren die wesentliche Rolle der IT als Enabler mit enger Einbindung in die Prozessorganisation. Für 38 Prozent ist IT darüber hinaus auch zentraler Innovationstreiber innerhalb des Unternehmens. Bedingt durch diese Entwicklung hat sich das Anforderungsprofil an Mitarbeiter der IT-Abteilung stark in Richtung Prozess- und Businessorientierung gewandelt. 66 Prozent der Handelsunternehmen haben aufgrund akuten Fachkräftemangels Schwierigkeiten, Positionen adäquat zu besetzen.
Liegt Volkswagen mit seiner neuen Image-Kampagne richtig, mit der der angeklagte Konzern dem Abgasskandal trotzen will? Man bemüht sich dabei, den Marketing-Schwerpunkt der letzten Jahre von Fahrzeug, Design und Innovation wieder mehr in Richtung Mensch zu verschieben.
Krombacher setzt mit seiner aktuellen Artenschutz-Kampagne erneut auf die Rettung der Natur durch Bierkonsum. Die frühere Regenwald-Kampagne war seinerzeit per Gerichtsbeschluss gestoppt worden, da die Werbespots die "Entscheidungsfreiheit" des Verbrauchers unzulässig einschränkten, weil sie ihn vor die Entscheidung stellten, entweder "Krombacher zu kaufen oder den Schutz des Regenwalds zu verweigern".