Werner knallhart

Strafsteuer auf Coffee-to-go-Becher? So ein Stuss!

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Coffee to go and come back

Ich prophezeie: Das wird nichts mit Mehrweg. Coffee to go ist eben kein Coffee to go and come back. To go ist wie gemacht für Einweg. So wie Einwegspritzen und Kondome. Es gibt keinen Weg zurück. Es bleibe also nur die Strafsteuer.

Aber warum eigentlich ausgerechnet die Kaffeebecher? Was ist mit den Styropor-Wannen, in denen man beim Chinesen Süßsaures oder beim Türken Pommes gereicht bekommt?

Kaffee verdreht unseren Tagesrhythmus
Allein der Duft eines frischgebrühten Kaffees am Morgen versetzt den Körper automatisch in den Wach-Zustand. Die muntermachende Wirkung des Koffeins beruht darauf, dass es an speziellen Rezeptoren der Nervenzellen andockt. Dadurch ist der Zugang für den hemmenden Botenstoff Adenosin blockiert, der normalerweise für Beruhigung und Dämpfung sorgen würde. Das berichten Forscher im Fachmagazin "Science Translational Medicine". Quelle: scinexx.de Quelle: dpa
Die Frage: Kann Kaffee wirklich den individuellen Tag-Nacht-Rhythmus verändern? Das wollten Tina Burke und ihre Kolleginnen von der University of Colorado in Boulder wissen. Dazu haben sie fünf Probanden in ein Schlaflabor geschickt. Die Teilnehmer hatten zuvor zwei Wochen lang auf Koffein verzichtet und einen möglichst regelmäßigen Tagesablauf eingehalten. Quelle: dpa
Der Versuch: Drei Stunden vor ihrer üblichen Schlafzeit sollten die Teilnehmer vier Kapseln zu sich nehmen, von denen einige nur aus Reismehl bestanden. Die übrigen Kapsel enthielten so viel Koffein, was der Menge einer Tasse Kaffee entspricht. Anschließend wurden verschiedene Versuchsdurchgänge gestartet: Einerseits sollten die Probanden den Rest der Zeit bis zum Schlafengehen still im schummrigem Dämmerlicht verbringen, andererseits waren sie sehr hellem Licht ausgesetzt. Alle 30 bis 60 Minuten entnahm ein Assistent eine Speichelprobe, aus der später der Gehalt des Schlafhormons Melatonins ermittelt wurde. Quelle: dpa
Das Ergebnis: Die Versuchsteilnehmer, die im Dämmerlicht Koffein zu sich genommen hatten, blieben im Durchschnitt 40 Minuten länger wach als die Placebo-Empfänger unter gleichen Lichtverhältnissen. Am nächsten Morgen wachten diese Teilnehmer auch entsprechend später auf. Ihr geregelter Tag-Nacht-Rhythmus hatte sich also verschoben ... Quelle: dpa
Die Schlussfolgerungen: ... Dieser Effekt könnte auf die Wirkung des Koffeins schließen lassen – doch die Speichelproben bewiesen etwas anderes: Bei der Koffeingruppe stieg auch der Melatoninspiegel deutlich später an als bei der Placebogruppe. Es gibt einen anderen Zusammenhang: Die Teilnehmer bei den Durchgängen mit hellem Licht gingen ebenfalls später ins Bett und schliefen dementsprechend länger. Aber auch dort bemerkten die Forscher einen Unterschied zwischen der Placebo- und der Koffeingruppe. Denn ohne Koffein verschob sich der Rhythmus um 85 Minuten, mit dagegen um 105 Minuten. Quelle: dpa
Die Wirkung: Koffein bewirkt also mehr als reine Stimulation – da sind sich die US-Forscher einig. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass es unerwartet tief in die Regulation unseres biologischen Rhythmus eingreift. Denn die innere Uhr regelt nicht nur, wann der Mensch müde wird und schlafen möchte, sondern hat auch Einfluss auf den Stoffwechsel. Quelle: dpa
Die Behandlungsmöglichkeiten: Mit dem Wissen um den verzögernden Effekt des Koffeins ist es leichter, Schlafstörungen sowie einen unregelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus gezielter zu behandeln, so die Forscher. Außerdem wird somit klar, warum die Menschen, die spät zu Bett gehen, meist sehr viel Kaffee trinken: Denn das Koffein führt möglicherweise dazu, den ohnehin schon nach hinten verschobenen Tagesrhythmus noch weiter zu verschieben. Quelle: dpa

Warum keine Strafsteuer auf 1-Liter-Milchkartons? In anderen Ländern spart man Verpackung durch größere Milch-Füllmengen. Wieso Duschgel ungestraft in Reisegrößen? Warum Aufschnitt an der Theke erst in Papier-Plastikfolie und dann nochmal in eine Plastiktüte mit Kassenbon aus Papier, der mit Metall dran getackert wird - ganz ohne Strafsteuer? Warum eigentlich ungestraft Zeitung auf mit feinstaubiger Druckerschwärze lesen, wenn man sie doch auch auf das Tablet downloaden könnte?

Ein Kollege fragte: "Warum eigentlich keine Strafsteuer auf Klopapier? Weite Teile der Welt beweisen, dass man seinen Hintern auch ganz ohne Abfall mit einem Wasserstrahl reinigen kann." Und ich sehe beim besten Willen nicht, wo dieser Vergleich hinkt.

Der Müll vom Coffee to go aber ist neu und fällt deshalb ins Auge. Und ja, to go schafft viel Müll. Das ist nicht gut. Weil die Becher ein Verbund aus Plastik und Pappe sind und meist in öffentlichen Mülleimern entsorgt werden, deren Inhalt nicht getrennt wird, landen sie in der Müllverbrennung. Ohnehin könnte man sie nur sehr aufwendig und teuer recyceln.

Es gibt also nur zwei praktikable Lösungen:

1. Man bringt den eigenen Becher mit und lässt ihn sich an der Kaffeebude auffüllen. Für Pendler mit täglicher Routine wäre das noch organisierbar. Aus hygienischen Gründen dürften die Verkäufer die Kunden-Becher dann aber nicht mit den Kaffeemaschinen in Berührung bringen, sondern müssten das Getränk vom eigenen Behälter kontaktlos in den mitgebrachten Becher umfüllen. Schaumkrone adé. Aber alles andere wäre eklig. Wo Verkäufer, die Bargeld anfassen, keine Lebensmittel berühren, sollen sie auch keine fremden Becher in die Hand nehmen müssen, wenn sie die Kaffeemaschinen und Milchaufschäumer bedienen.

2. Umweltfreundliche Einwegbecher. Googlen Sie mal kompostierbare Kaffeebecher. Da gibt es schon einiges. Becher aus Zellulose, Beschichtungen ohne Erdöl. Die Grünen sollen mal ein Förderprogramm für Öko-Becher fordern.

Ich habe nämlich mal aus so einem Becher getrunken. Ich gebe zu: Ich hatte den Eindruck, der Becher kompostierte sich schon, bevor ich austrinken konnte. Ganz samtig und weich war der irgendwie. Ich habe den Kaffee dann runter gestürzt, bevor etwas Schlimmeres hätte passieren können.

Aber meine Güte: Das wäre dann eben ein echter Kaffee auf die Hand gewesen.

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