Ich prophezeie: Das wird nichts mit Mehrweg. Coffee to go ist eben kein Coffee to go and come back. To go ist wie gemacht für Einweg. So wie Einwegspritzen und Kondome. Es gibt keinen Weg zurück. Es bleibe also nur die Strafsteuer.
Aber warum eigentlich ausgerechnet die Kaffeebecher? Was ist mit den Styropor-Wannen, in denen man beim Chinesen Süßsaures oder beim Türken Pommes gereicht bekommt?
Warum keine Strafsteuer auf 1-Liter-Milchkartons? In anderen Ländern spart man Verpackung durch größere Milch-Füllmengen. Wieso Duschgel ungestraft in Reisegrößen? Warum Aufschnitt an der Theke erst in Papier-Plastikfolie und dann nochmal in eine Plastiktüte mit Kassenbon aus Papier, der mit Metall dran getackert wird - ganz ohne Strafsteuer? Warum eigentlich ungestraft Zeitung auf mit feinstaubiger Druckerschwärze lesen, wenn man sie doch auch auf das Tablet downloaden könnte?
Ein Kollege fragte: "Warum eigentlich keine Strafsteuer auf Klopapier? Weite Teile der Welt beweisen, dass man seinen Hintern auch ganz ohne Abfall mit einem Wasserstrahl reinigen kann." Und ich sehe beim besten Willen nicht, wo dieser Vergleich hinkt.
Der Müll vom Coffee to go aber ist neu und fällt deshalb ins Auge. Und ja, to go schafft viel Müll. Das ist nicht gut. Weil die Becher ein Verbund aus Plastik und Pappe sind und meist in öffentlichen Mülleimern entsorgt werden, deren Inhalt nicht getrennt wird, landen sie in der Müllverbrennung. Ohnehin könnte man sie nur sehr aufwendig und teuer recyceln.
Es gibt also nur zwei praktikable Lösungen:
1. Man bringt den eigenen Becher mit und lässt ihn sich an der Kaffeebude auffüllen. Für Pendler mit täglicher Routine wäre das noch organisierbar. Aus hygienischen Gründen dürften die Verkäufer die Kunden-Becher dann aber nicht mit den Kaffeemaschinen in Berührung bringen, sondern müssten das Getränk vom eigenen Behälter kontaktlos in den mitgebrachten Becher umfüllen. Schaumkrone adé. Aber alles andere wäre eklig. Wo Verkäufer, die Bargeld anfassen, keine Lebensmittel berühren, sollen sie auch keine fremden Becher in die Hand nehmen müssen, wenn sie die Kaffeemaschinen und Milchaufschäumer bedienen.
2. Umweltfreundliche Einwegbecher. Googlen Sie mal kompostierbare Kaffeebecher. Da gibt es schon einiges. Becher aus Zellulose, Beschichtungen ohne Erdöl. Die Grünen sollen mal ein Förderprogramm für Öko-Becher fordern.
Ich habe nämlich mal aus so einem Becher getrunken. Ich gebe zu: Ich hatte den Eindruck, der Becher kompostierte sich schon, bevor ich austrinken konnte. Ganz samtig und weich war der irgendwie. Ich habe den Kaffee dann runter gestürzt, bevor etwas Schlimmeres hätte passieren können.
Aber meine Güte: Das wäre dann eben ein echter Kaffee auf die Hand gewesen.