Werner knallhart

Die Klospülung entzweit USA und Deutschland

Griffe am Klo, Armaturen am Waschbecken, Laschen am Milchkarton - bei den alltäglichen Kleinigkeiten lernen die Nationen aus Tradition einfach nichts von einander.

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Quelle: dpa

Bei meinem letzten Besuch in Washington habe ich mal eine Liste gemacht, welche Alltagsgegenstände in Amerika anders sind als bei uns. Und mir fiel freudig auf: Fast alles hat irgendwie was mit Griffen zu tun. Griffe, Hebel, Knöpfe. Wie konnte sich das so auseinander entwickeln?

Wem diese Frage zu banal ist - nicht vergessen: Es sollen schon internationale Freundschaften an Chlorhühnchen gescheitert sein. 

Türknauf und Klinke

Wir Europäer kennen ja die amerikanischen Tür-Drehknäufe aus sämtlichen Filmen. Diese seltsamen Messing-Knubbel. Wenn jemand einen Vorteil dieser Vorrichtung im Vergleich zur Türklinke kennt, dann Info bitte an mich. Ich stelle fest:

A.    Für den Türknauf braucht man eine freie Hand, die Klinke lässt sich mit dem Ellenbogen drücken.

B.    In öffentlichen Toiletten muss man den Drehknauf voll umgreifen. Anders geht die Tür meist nicht auf. Auch hier rettet uns Europäer der Ellenbogen. Diesmal aus der Ekel-Falle.

C.    Die im Drehknauf eingebaute Abschließvorrichtung per Knopfdruck entkoppelt meist bloß den Drehmechanismus vom Schließbolzen. Das taugt nichts, vor allem nichts für Appartementtüren. Mir ist da immer ganz unwohl beim Aufbruch wegen Einbruch.

Danach haben die Deutschen im Urlaub Heimweh
Eine Frau liest in einer Hängematte Quelle: dpa
Eine Möwe steht am Strand des Ostseebads Zinnowitz auf der Insel Usedom. Quelle: dpa
Eine junge Frau bei Sonnenschein auf einer Wiese an der Alster in Hamburg und liest ein Buch. Quelle: dpa
Zwei Männer von der Müllabfuhr entleeren am 12.03.2014 in Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen) Graue Tonnen. Quelle: dpa
Ein Ehepaar und seine beiden Kinder Quelle: dpa
Ein Teller mit zwei Stücken Schweinebraten und einem Knödel Quelle: dpa
Freunde grillen Fleisch auf einem Einweggrill am Hohendeichersee in Hamburg. Quelle: dpa

Kultur-Schock Toilette

Weltweit für Verspannungen im Verdauungstrakt sorgen unter Reisenden ja Unterschiede bei der Klo-Routine. Ein Freund aus Sri Lanka konnte in seiner eigenen Heimatstadt Colombo in einem Luxushotel nach westlichen Stil nicht austreten, weil es dort nur Klopapier und keine Wasserdusche neben der Schüssel gab. Das fand er unhygienisch.

Bei Deutschen und Amerikanern beruht der Schock auf Gegenseitigkeit. Als Deutscher wird man von Zeit zu Zeit immer noch auf die grauenhaften Flachspüler angesprochen, bei denen hierzulande die Exkremente wie auf einem Tablett an der Luft vorgelagert werden, bevor man sie wegspült. "But why?" Naja, damit man Stuhlproben entnehmen kann. Falls man mal an Salmonellen erkrankt. Erklären Sie das mal auf Englisch.

Neues hinter verschlossenen Türen: Pullern im Stehen ist ab jetzt zumindest juristisch sauber. Die Unisex-Toilette setzt sich langsam durch. Und Klo-Frauen haben ein besseres Image.
von Marcus Werner

Doch seit den 90er-Jahren sterben diese Stinkschüsseln ja zum Glück aus und bleiben Krankenhäusern vorbehalten. Und schwupp stehen wir blendend da. Denn drückt man bei uns auf die Taste, spült das Wasser im Tiefspüler einfach alles weg. Fertig.

In den USA aber zerrt man mitunter an diesem Drehhebel, der dann so gummiartig nachgibt und nichts tut sich und man dreht und zerrt noch mehr, plötzlich rinnt ein bisschen Wasser rein und alles (Amtsenglisch: solids, Amtsdeutsch: Spülgut) dreht sich in der Schüssel im Kreis. Manchmal hilft dann eine pumpende Bewegung mit dem Hebel und dann plötzlich rauscht und spült und saugt es (anders als bei uns, da saugt ja nichts, da spült es nur). Irgendwie scheinen diese Saug-Spül-Mechaniken aber schnell auszuleiern. Und dann steht man eben da und dreht und zerrt und pumpt. Gut, dass das hinter verschlossenen Türen passiert. Es ist doch eine schon arg demütigende Prozedur.

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