Werner knallhart

Die Top 10 der blödesten Produktverpackungen

Von Spendern, die feuchtes Toilettenpapier nur in langen glitschigen Papierschlangen abgeben über zerbröselnde Schokolade bis zu auslaufenden Zahnpastatuben: Wie können die Hersteller uns Verbraucher nur so quälen?

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Aufkleber auf Brot - wer denkt sich bloß sowas aus? Quelle: Marcus Werner

Es gibt clevere Produktverpackungen. Den Eierkarton zum Beispiel. Wenn die Hühner schon so zerbrechliche Gelege auf den Markt werfen – der Mensch hat die Situation gerettet. Stabil, leicht, wiederverschließbar, recyclebar. Wir können es also mit genialen Produktverpackungen. Wir können aber leider auch anders. Hier die schlimmsten Fälle:

Platz 10: Widerborstige Plastikkäfige für Elektronik

Eigentlich soll ja schon das Auspacken nach modernen Marketing-Regeln aufs Produkt-Erlebnis einzahlen. Aber diese durchsichtigen, wasserdicht verschweißten Hänge-Verpackungen für Handy-Kabel, LED-Birnen oder USB-Sticks treiben einen doch dazu, das gerade erst Erworbene original verpackt durchs geschlossene Fenster zu werfen. Es gibt keine Lasche zum Öffnen, ohne Geflügelschere kommt man kaum weiter. Greift man dann in den halb aufgeschnittenen Schutzkäfig, reißt man sich dabei beinahe die Pulsadern an den scharfen Schnittkanten auf. Das geht ja gut los.

Platz 9: Der Ritter-Sport-Knick-Pack

Weil die Schokolade von Ritter ja der sportliche Begleiter aller mobilen Menschen ist, muss die Verpackung natürlich ruckzuck aufgehen. Einfach irgendwie knicken. Leider zerbricht dabei seit Jahrzehnten auch die ganze Schoko-Tafel. Mittlerweile gibt es aber auch Sorten, die nicht aus vier mal vier Stückchen bestehen, bei denen die Sollbruchstelle in der Mitte liegt, sondern auch welche drei auf drei, wie die Sorte Karamell-Mousse. Wo soll man da knicken, ohne vorher die Tafel blind durch die Folie hindurch zu erfühlen? Und dann die Sorte Pfefferminz, die wie gemacht ist dafür, beim Folien-Knicken zur Sauerei zu werden: Die Schokokruste zersplittert grob über die Kammern mit der Minzfüllung hinweg. Und die Füllung verklebt die Folie. Kenner umgehen den Knick-Mechanismus und öffnen die Folie sorgsam an den Schweißnähten entlang. Ganz ohne patente Ritter-Sauerei.

Platz 8: Flaschen mit Kronkorken ohne Gewinde

Es könnte so praktisch sein: Kronkorken drehen - zisch - Prost. Aber wir Deutschen brauchen dazu einen Flaschenöffner: den Kapselheber. Das Argument der ewig Gestrigen: Ist doch Tradition. Das Argument der Getränkeindustrie leuchtet allerdings wirklich ein: Ein filigranes Gewinde an der Flasche ist zu verletzlich für Mehrwegflaschen. Das deutsche Mehrweg-Pfand-System macht uns zu einem Volk der Kapselheber. Der Umwelt zuliebe. Ok ok.

Platz 7: Grillkohle-Sack mit Näh-Verschluss

Ich habe mich im Kollegen-Kreis umgehört: Es liegt zum Glück nicht an mir. Die Grillkohle-Säcke sind meist mit einer dicken Schnur in einer Art Strick- oder Häkelmuster zugenäht. Um die Tüte zu öffnen, soll man mit einem gewieften Ruck an der Schnur ziehen. Durch den Ruck zerreißt die Tüte aber in vielen Fällen bis weit runter. Ergebnis: Die Kohle purzelt raus und einem über die frisch gewaschenen, strahlend weißen Tennissocken. Zur Strafe verbrenne ich die Briketts dann meistens.

Platz 6: Eindrück-Auszieh-Laschen bei Salz

Egal ob Speise-Salz oder Spülmaschinen-Salz. Salz kommt oft in diesen dämlichen Pappkarton-Päckchen daher, an deren Kante eine Lasche eingearbeitet ist. Laut Anweisung soll man die erst eindrücken, dann rausziehen. DAS! KLAPPT! NIE! Meistens zerdrückt man beim Eindrücken schon die Kante. Spätestens beim Rausziehen wird der (wahrscheinlich sogar noch patentierte) Mechanismus zerquetscht. Ergebnis: Salz rieselt irgendwie raus. Ob für den Salzstreuer oder die Spülmaschine: Man braucht letztlich immer einen Trichter. Genau wie beim viel simpler verpackten Zucker.

Von feuchtem Toiletten-Papier und Pfefferkörnern

Platz 5: Zahnpastatuben

Gegen Tuben gäbe es eigentlich nichts zu sagen. Wären da nicht die Zahnpasta-Tuben, die auf dem eigenen Verschluss stehen. Denn seit einiger Zeit gibt es etwa von Blend-a-med Zahncreme, die kurioserweise so zähflüssig ist, dass sie ins Gewinde nachläuft. Beim Aufdrehen ziehen sich dann Zahnpasta-Fäden von Tube zum Deckel und auf die Finger. Das hat in den 90ern aber schon mal besser funktioniert.

Platz 4: Pfefferkörner-Päckchen

Die Pfefferkörner aus handelsüblichen Tütchen passen doch nie komplett in handelsübliche Tisch-Pfeffermühlen. Es bleibt immer was übrig. Leider lassen sich diese Tütchen aber nicht wieder verschließen. Dabei lagern gerade Gewürze doch wirklich lange im Regal. Pfefferkorn-Tüten sind die perfekte Vorlage für die Hersteller von Verschlussklemmen, die es jetzt in großen Beuteln in den Markthallen der Einrichtungshäuser gibt. Ich möchte noch nicht vom Pfefferkorn-Kartell sprechen. Noch nicht.

Platz 3: Aufkleber auf Brot und Obst

Aufkleberchen auf Bananen, Mangos oder Mandarinen. Von mir aus. Aber Papieraufkleber auf dem Vollkornbrot, Plastikbuttons auf Pflaumen: Respektloser kann man kaum mit Lebensmitteln werben. Diese Aufkleber lassen sich ohne Spuren nicht abziehen. Beim Brot bleiben Fetzen zurück, die man dann spätestens mit der Zunge im Mund aussondern muss; bei einer schönen essreifen Pflaume geht gleich die ganze Schale mit ab. Merke: Nix an was dran kleben, was man mitessen kann. Mann! Muss da erst wieder die EU dazwischen hauen?

Die Wahl der Mogelpackung 2016 läuft. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat die besten Klopper zusammengestellt. Aber frecher als die neuen Verpackungen ist der Stuss, den die Firmen den Kunden als Begründung auftischen.
von Marcus Werner

Platz 2: Räucherlachs-Verpackungen

Warum liegt der Lachs fast immer so übereinander gelegt in der Folie, dass man sie ganz aufreißen muss, um an die oberste Scheibe zu kommen? Kann da bitte einmal einer eine Sekunde drüber nachdenken? Wenn das nicht anders geht mit der Aufeinanderschichtung wegen der aufrechten Lagerung im Kühlregal, dann macht doch bitte die Lasche nicht unten, sondern oben dran. Einfach um zu zeigen: Wir machen uns auch um Kleinigkeiten Gedanken - im Land der Ingenieure. Damit der Kunde nicht einen Augenblick lang denkt: Hä? Was soll denn der Quatsch?

Platz 1: Feuchtes Toiletten-Papier im Spender

Feuchtes Klo-Papier kommt niemals freiwillig einzeln aus dem Spender. Immer muss man mit einem Ruck ziehen (was nicht immer klappt, dann hat man drei Blätter in der Hand), oder man pult mit den Fingern Blatt 1 von Blatt 2 ab (was dem WC-Nachfolger auch nicht recht sein kann - Stichwort Hygiene).

Sobald der Spender zur Hälfte leer ist, ist er so leicht, dass man ihn beim Ziehen mit hochhebt. Beim ruckartigen Verzweiflungs-Zieher fliegt einem dann im dümmsten Fall die Dose um die Ohren. Und das alles bei nacktem Hintern. Wie demütigend. Die letzten drei Blatt kommen am Ende immer gemeinsam durch den Schlitz gerutscht. Dabei machen gerade die dicken Tücher den Stadtwerken zu schaffen. Denn sie verstopfen Rohre und Kläranlagen. Im Dreier-Verbund runter gespült ist es dann ja noch schlimmer.

Bei Kosmetik-Tüchern soll angeblich alles genauso laufen, sagt meine Maskenbildnerin. Und sie vermutet: Das machen die extra. Da muss man früher nachkaufen.

Ich sage: Da muss die Feuchttuch-Industrie dringend nachbessern. Alles andere ist schlecht für die Verdauung.

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