Platz 3: Beschenkter kauft erst selber und Schenker sucht dann aus
Ich liebe meine Schwester über alles und hoffe, sie nimmt mir nicht übel, wenn ich sage: Du hättest fast meine Weihnachtsvorfreude auf dem Gewissen, Kleine!
Dabei wollte sie es uns allen ja nur so bequem wie möglich machen. Also hat sie kurzerhand eine ellenlange Liste von dringend benötigtem Kinderspielzeug für ihre zwei Kleinen bei Amazon bestellt und hat dem Rest der Familie gesagt: "Sucht einfach aus, was ihr den Kindern davon schenken wollt." Wat? Hätte sie vor der Bestellung gesagt: "Sucht euch aus, was ihr von der Liste bestellen wollt": von mir aus. Das wäre gewesen wie eine Hochzeitsliste. Aber selber alles schon vorher kaufen? Ein schlauer Bruder mit einem Herz für seine Nichten denkt da kurz nach und sagt: "Nix da!" Denn das Gekaufte kriegen die Kleinen ja nun ohnehin. Da denke ich mir schön was Zusätzliches aus. Ätschibätsch.
Geschenke vorab zu kaufen und dann nachträglich bezahlen zu lassen, das ist wie eine Taxiquittung beim Finanzamt einzureichen. Da kommt sich der Schenker vor wie der Finanzbeamte. Nein, nein, Schwesterchen, lasst euch überraschen.
Platz 2: ironische Gag-Geschenke
Eine Unterhose mit Elefantenrüssel, eine Kochschürze mit einem lebensgroßen nackten Menschenkörper darauf, Kaffeetassen mit dämlichen Sprüchen ("Der frühe Vogel kann mich mal"), Pasta in Penisform, das streichholzschachtelgroße Minibüchlein Kölsch-Deutsch/Deutsch-Kölsch. Solche Geschenke sind höchstens kurz mal amüsant nach Glühwein und Feuerzangenbowle und den ganzen Abschlussbierchen. Danach wandern sie für immer in die Kruschelschublade. Warum nicht einfach eine Flasche Sekt verschenken und dazusagen: "Statt Penisnudeln." Das ist genauso unterhaltsam und gleichzeitig keine Geldverschwendung. Oder sind Unterhosen mit Rüsseln doch witzig und ich stehe auf dem Schlauch?
Platz 1: Geschenk-Sets
Wer Sets verschenkt, der braucht gar nicht erst dazuzusagen, dass das Geraffel dieses Jahr nicht von Herzen kommt. Das Nivea-Verwöhn-Set mit Feuchtigkeitscreme, Bodymilk, "Cremedusch", Nivea Creme und Gästehandtuch in einem blauen Karton mit Weihnachtsstern drauf für rund zwölf Euro. Da spart der Schenker Zeit, Grips und Geld. Wie festlich!
100 Gramm Kaminfeuer-Tee in einer feierlichen Blechdose zusammen mit Teeei und 3x Kandiszucker am Holzstick - verschnürt in knirschender Klarsichtfolie mit silbernen und roten Fäden.
Eine mit weißem Lackstift beschriftete Flasche Olivenöl mit Rosmarin-Aroma, dazu ein Karton Grissini und ein Döschen Fleur de Sel mit Zitronenaroma. Alles irgendwie zusammengeknotet mit einem Band, das aussieht wie Stroh.
Sets sagen dem Beschenkten: Dein Geschenk hatte ein Preislimit und ich habe drauf gepackt bis Obergrenze. Und traditionell ergänzt der Schenker beim Überreichen: "Kann man doch immer gebrauchen."
Weihnachten ist DAS Fest des Massenkonsums. Lassen wir es uns nicht von lieblosen Fehlinvestitionen und unüberlegten Panikkäufen kaputt machen. Und bei allem Trubel dürfen wir dieser Tage das Wichtigste natürlich nicht vergessen: Kassenbon aufheben!