Werner knallhart

Wie soll es bloß mit Karstadt weitergehen?

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Endzeitstimmung im zweiten Obergeschoss

Das Restaurant in der Filiale in Bielefeld ist recht frisch renoviert. Nun ist es freundlich und hell. Trotz nur ganz weniger Fenster.

Aber es fehlt die Seele. Das Restaurant wirkt nicht, als hätten sich Menschen mit Leidenschaft für Essen und Trinken zusammengesetzt und tolle Ideen gebrainstormt: Was können wir den Bielefeldern Geiles bieten? Was gibt es hier noch nicht?

Die beliebtesten Händler der Deutschen
Das Logo des Parfümerie- und Handelskette "Douglas" Quelle: dpa
Das Aldi-Logo Quelle: REUTERS
Eine Kaffeetasse in einer Tchibo-Filiale vor einem Produktregal. Quelle: dpa
Ansicht des Logos und des Schriftzugs der Drogeriemarktkette Müller Quelle: dpa
Eine Kundin schiebt in einer Rossmann-Filiale einen Einkaufswagen. Quelle: dpa
Ein Kugelschreiber mit der Aufschrift "Otto...find ich gut." Quelle: dpa
Eine Verkäuferin ordnet die Buchauslagen in einer Thalia Filiale Quelle: dpa

Sondern eher wie: »Was sollen wir bloß tun? Ok, zusammenreißen jetzt. Also: In Cafés sind jetzt Sofaecken angesagt, helles Holz auch: Industriedesign mit kuscheligen Akzenten ist supercool, also bitte liefern: 25 Tische hell, 120 Stühle hell, 25 skandinavisch schlichte Decken-Lampen, acht Sessel, zwei Sofas, vier Beistelltische und ein paar Raumtrenner im Europaletten-Look. Fototapete. Fertig. Next.«

Nun sieht es dort ein bisschen aus wie Ikea, ein bisschen wie Starbucks, ein bisschen wie Nordsee. Nachlaufen, statt Vorbild sein. Das stößt all die Kunden ab, die sich gerne inspirieren lassen. Was ist einzigartig Karstadt? Hmm, der Linoleumboden? Die schweren Stahltüren zum Treppenhaus?

Was Verbraucher in diesem Jahr im Internet kauften
Online-Handel Quelle: dpa
 Umsatz für Online-Händler steigt Quelle: dpa
Deutsche als Zweitplatzierte Quelle: dpa
Online-Handel mit Elektroprodukten Quelle: dpa
Lebensmittel im Internet Quelle: dpa
Obst und Gemüse per Klick Quelle: dpa
Online-Shops auf mobilen Endgeräten Quelle: dpa

Das Haus im Kölner Zentrum wollte die jungen Leute in einer eigenen Abteilung glücklich machen. Sie strichen die Wände schwarz, knallten einen winzigen Verkaufstresen für Muffins an die Seite, nannten das Ganze K-Town und scheiterten.

Die Idee war ja gut: das Einkaufszentrum-Prinzip. Getrennte Lifestyles. Aber eben 20 Jahre zu spät. Auf Facebook lästerten die Kölner über den Namen. Dabei war K-Town doch eigentlich eine witzige Idee. Aber die kauften potenzielle Kunden Karstadt nicht ab. Der Titel wirkte auf viele nicht humorvoll, sondern wie billige Anbiederei an die Jugendlichen. Jetzt heißt die Ecke wieder Karstadt. Es ist vertrackt.

Wenn Saturn Sonderpreis-Aktionen raushaut, dann hat man das Gefühl: alles exakt geplant. Wenn Karstadt, wie jüngst in der Hamburger Mönckebergstraße gesehen, seine knallroten Prozentzeichenschilder krumm und schief auf die Wühltische steckt, wirkt das wie: Wenn das bis heute Abend nicht rausverkauft ist, kommt das hinten auf der Rampe in den Müllcontainer.

Und dann diese mit rotem Edding durchgekritzelten Preisschilder! Damit erobert man keine neuen Kunden. Aber lässt man es, bleiben die alten weg. Es ist schon wieder vertrackt.

Alleine, wenn Karstadt neudeutsch »Sale« schreibt, wirkt es auf mich aufgesetzt. Die würden doch viel lieber Winterschlussverkauf sagen. So wie damals.

Aber Moment! In der Bielefelder Filiale gibt es wirklich etwas, das habe ich auf der ganzen Welt noch nie gesehen: Da kleben jetzt im 2. OG überall Pfeile auf dem Boden, die dem Kunden den Weg zur Kasse weisen. Folgt man denen, fällt man fast die Treppe runter. Denn die Kassen stehen im ersten Stock. Da haben die doch glatt die Kassen oben eingestampft. Endzeitstimmung im zweiten Obergeschoss. Sonst ist mir nichts nennenswert Neues ins Auge gefallen.

Schräg gegenüber von Karstadt in Bielefeld hat gerade der Kaufhof für immer geschlossen. Das Gebäude wird zurzeit abgerissen. Es entsteht ein Center mit vielen einzelnen Shops bekannter Marken. Für das Warenhauskonzept sah der Investor dort keinen Platz mehr.

Dann steht bald eine topmoderne Shopping-Mall gegenüber von Karstadt. Man kann allen Karstädtern dort nur wünschen, dass ihr Management bis dahin eine zündende Idee gehabt hat.

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