Werner knallhart

Mogelpackungen: Für wie dumm hält Evian die Kunden?

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Evian: noch teurer - um Wasser zu sparen!

Haben Sie auch schon mal geträumt, Sie laufen in der Stadt umher und plötzlich merken Sie: "Ich habe ja gar keine Hose an!" Das schlechte Gefühl ist ganz ähnlich zu dem, was ich gerade verspüre, wenn ich mir vorstelle, jemand sieht mich öffentlich mit einer schicken neuen kleinen Lifestyle-Einweg-Plastik-Flasche Evian in der Hand.

Denn mir drängt sich der Eindruck auf, Danone Waters denkt sich bei der Preis-Erhöhung beim Mineralwasser Evian: Wer so doof ist, Wasser aus umweltunfreundlichen Plastikeinwegflaschen in schweren Kästen vom Supermarkt in den Kofferraum zu hieven und dann vom Kofferraum zuhause in den dritten Stock, nachdem das Wasser schon hunderte Kilometer von Frankreich aus bis nach Deutschland zurückgelegt hat, der ist auch doof genug, unsere Ausreden zu schlucken.

Statt 1,5 Litern fasst die neue Flasche nun nur noch 1,25 Liter. Gleichzeitig wurde laut Verbraucherzentrale Hamburg der Preis bei einigen Händlern zum Beispiel von 89 Cent auf 1,09 Euro erhöht. Das macht umgerechnet eine Preiserhöhung von 47 Prozent.

Die Strategie dahinter wurde von Evian allerdings verwässert. Denn je nachdem, wem sie Auskunft geben, fällt die Begründung anders aus. Warum also weniger Wasser für mehr Geld?

Begründung A:

Die Lebensmittelzeitung schrieb im Mai vergangenen Jahres: Mit der Marke Evian soll laut Danone Waters jetzt eine Neupositionierung im oberen "Preisband" gelingen. Um den regionalen Wässern ohne Kohlensäure zu enteilen, die Evian Konkurrenz machen.

Nun, wer sein Produkt hochwertiger positionieren will, der sollte mehr Qualität bieten. Was macht Danone? Verändert das Flaschendesign. Die Verpackung ist jetzt kleiner und sieht cooler aus. Wie uncool! Denn das Wasser ist haargenau dasselbe. Es kommt ja aus derselben Quelle.

Das ist so, als würde Opel sagen: Wir machen den Corsa ab morgen 50 Prozent teurer und behaupten, der sei jetzt Premiumsegment.

Das Produkt Evian wird eben nicht Premium, es wird nur einfach zum Premiumpreis verkauft. Mit Trinkern französischer Schickimicki-Wässer meinen die das wohl machen zu können. Wie wenig Respekt Danone Waters vorm gesunden Menschenverstand seiner Kunden hat, zeigt vor allem:

Begründung B:

Die Verbraucherzentrale zitiert Evian-Facebook-Posts: "Wir (wollen) der Quelle nicht mehr Mineralwasser entnehmen, als sie auf natürlichem Weg reproduzieren kann, damit auch künftige Generationen Evian trinken können."

Beispiele für nicht zugelassene Claims

Steigen Ihnen gerade die Tränen in die Augen? Mir ja - wegen des Würgereizes. Künftige Generationen! Die wollen ihr wertvolles Wasser sparen und dabei weiter richtig schön Kohle machen. Und dafür soll der Kunde Verständnis haben. Aus Nachhaltigkeitsgründen.

Man stelle sich vor, die Evian-Quelle würde tatsächlich versiegen. Oh Gott, am Ende müssten wir alle noch Leitungswasser trinken. Was das am besten kontrollierte Lebensmittel Deutschlands ist. Was ohne Verpackungsmüll quasi direkt in unseren Mund gesprudelt kommt. Würde man seinen Durst alleine mit Leitungswasser stillen, käme man auf Getränkekosten von rund 1,50 Euro - pro Jahr. So viel wie jetzt rund anderthalb Flaschen Evian, dessen Transport durch halb Europa so gesehen eine völlig unnötige CO2-Quelle ist. Insofern könnte der Natur hier kaum etwas Besseres passieren, als dass die Evian-Quelle austrocknet.

Naja, also ich weiß jetzt, welche Verpackung ich zur Mogelpackung des Jahres wähle. Das geht noch auf vzhh.de bis zum 22. Januar.

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