Werner knallhart

Fallen Ritter Sport keine Sorten mehr ein?

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Schokoladen-Schonkost

Im Moment werden gerade unter anderem die Sorten Bourbon-Vanille (die Sorte Vanille-Mousse dürfte laut Ritter bald vom Markt verschwinden) und Stracciatella Crisp getestet. Die Bourbon-Vanille schmeckt wie eine Schokolade für Kinder. Gibt es da nicht schon so etwas? Ach ja, Kinderschokolade. Und die Stracciatella Crisp schmeckt wie Kinderschokolade mit Knusper. Mit Verlaub, das ist doch alles Schokoladen-Schonkost!

Wo bleibt die Schokoladen-Revolution? Antwort: schön in der Schublade. Denn Ritter sagt: Die Leute haben keine große Lust auf Experimente. Auf meine Frage, wie es denn mal probeweise mit einer Lakritz-Schokolade wäre, schallt mir am Telefon Gelächter entgegen: Das funktioniere in Skandinavien. Aber nicht hier. Ritter gilt schon die Pfefferminz als eine kühne Sorte, weil gerade mal so mittelmäßig aber stabil erfolgreich, mit einem harten Kern von Fans in Deutschlands Norden und vielen Verächtern im Süden.

Der Renner bei uns und international ist die Vollnuss. Basta! Warum also experimentieren mit Sesam, Kürbis, Kardamom, Safran oder Waldmeister?

Neue Sorten, so Ritter, lassen sich einfach kaum mehr in den Top 5 der erfolgreichsten Schoko-Geschmacksrichtungen etablieren. Das gelänge keinem Hersteller mehr so leicht. Und für riskante Experimente sei die Gewinnmarge auf Tafelschokolade einfach zu klein.

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Das merkt man auch bei Milka. Die zerkrümeln seit einiger Zeit Oreo-Kekse und Daim in ihre Schokolade. Weil Oreo und Daim wie Milka zum Lebensmittel-Riesen Mondelez (ehemals Kraft) gehören. Fantasieloser geht es nimmer.

Wir wollen die Golfklasse, wir kriegen die Golfklasse. Alles mit Nuss, Knusper, Karamell und Keks. Chillie-Salz-Safran-Schickimicki können ja die Eisdielen machen. Wenn es floppt, floppt nur ein Bottich.

Wer also wirklich Originelles von Ritter haben will, der sollte an die Hauptbahnhöfe unserer Republik gehen. Dort entlädt sich all die aufgestaute Kreativität der Ritter-Leute und ihrer Werber. Auf gigantischen Plakaten heißt es: "Edel-Bitter. Richtig bitter wird es erst, wenn das letzte Stück gegessen ist."

In München: "Servus Schickeria, heute schon gekokost?"

In der Hauptstadt: "Berliner Weisse mit Nuss"

Zur Rum Trauben Nuss: "Vorsicht: Ab 35 Tafeln sollten Sie besser mit dem Taxi fahren."

35 Tafeln von derselben Sorte? Ja, so sind wir Kunden. Das Leben ist schon turbulent genug.

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