Spielzeugikone: Was wurde eigentlich aus Kettcar-Hersteller Kettler?

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg schneidet Heinz Kettler Tortenplatten aus Alublechen verschrotteter Kriegsflugzeuge. 1949 gründet der 22-Jährige im sauerländischen Ense-Parsit die „Metallwarenfabrik Heinz-Kettler“. Er verkauft Kochgeschirr und Tortenplatten an Unternehmen wie Karstadt und Woolworth.

Das Foto zeigt die Kettler-Fabrik am nördlichen Rand des Sauerlands (Kreis Soest, Nordrhein-Westfalen) im Jahr 2006.

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1952 gibt das Unternehmen die Haushaltswaren auf und konzentriert sich auf Camping-Möbel und Zubehör. 1962 produziert Kettler das erste Kettcar. Kettler hat das Tretauto für Kinder nach eigenen Angaben mehr als 15 Millionen Mal verkauft.

Das Foto zeigt einen Jungen in den 1960er-Jahren auf einem Kettcar der Firma Kettler.

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In den 1960er- und 70er-Jahren erweitert Kettler das Sortiment – unter anderem um das weltweit erste Fahrrad aus Aluminium, ein Rudergerät, ein Ergometer und eine Tischtennisplatte.

Das Foto zeigt ein Spinning-Rad von Kettler auf der Fitnessmesse FIBO im Jahr 2000 in Essen.

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Ende der 1980er-Jahre gibt es 3500 Mitarbeiter an vier deutschen Standorten. Das Unternehmen exportiert in 60 Länder. Der Duden nimmt das Wort „Kettcar“ sogar ins Wörterbuch auf.

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Heinz Kettlers Sohn stirbt 1981 nach einem Autounfall. Seiner Tochter Karin traut er die Nachfolge lange nicht zu. Erst kurz vor seinem Tod holt er sie 2005 in die Leitung. Doch fortan geht es bergab: Das Unternehmen verschläft Trends wie Mountain- und E-Bikes. Das Spielzeugsortiment ist zu groß, die Produktion der Produkte zu teuer.

Das Foto zeigt den Sitz einer Kinderwippe der Marke Kettler.

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2015 meldet Kettcar zum ersten Mal Insolvenz an. Nach Stellenabbau und Verkauf der Fahrradsparte gelingt zunächst der Neuanfang. Fortan regiert eine Treuhandgesellschaft die Kettler GmbH. Doch die Restrukturierungsmittel sind schnell aus.

2017 stirbt auch Karin Kettler – wie schon ihr Bruder nach einem Autounfall.

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2018 torpediert die Stiftung der Familie Kettler den Verkauf an einen russischen Investor und schickt Kettler damit ein zweites Mal in die Insolvenz. Wie schon bei der ersten Pleite fehlt ein realistischer Zukunftsplan. Der Finanzinvestor Lafayette Mittelstand Capital übernimmt das Unternehmen.

Das Foto zeigt ein Firmenschild mit dem Logo der Firma Kettler vor der Firmenzentrale in Ense-Parsit im Kreis Soest (fotografiert im Jahr 2009).

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2019 feiert das Unternehmen auf der Münchner Sportmesse Ispo ein großes Comeback. Zurück kommt aber nur die Krise: Sechs Monate später mit der dritten Insolvenz Kettlers in vier Jahren.

Das Foto zeigt einen Mann auf einem Ergometer am Kettler-Stand auf der Internationalen Sportartikelmesse ISPO München.

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2019 schließen die deutschen Werke von Kettler endgültig. 550 Mitarbeiter sind betroffen. Die Radhändlervereinigung ZEG hat zu dem Zeitpunkt bereits die Lizenz, um Fahrräder unter dem Namen Kettler zu verkaufen. Jetzt werden auch die Lizenzen der vier übrigen Unternehmenssparten (Home & Garden, Kind & Spiel, Tischtennis sowie Sport & Fitness) verkauft. Das Schweizer Unternehmen Trisport (mehrere Jahrzehnte lang Vertriebspartner von Kettler) bekommt zum Beispiel Ende 2019 die Lizenz für die Sparte Sport & Freizeit. Einige Bereiche werden durch die Kettler Holding GmbH unter der Ägide von Lafayette weitergeführt.

Das Foto zeigt einen Stand von Kettler-Alu-Rad auf der Internationalen Automobilausstellung 2021 in München.

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