Eine Möglichkeit, den Grau- und Schwarzhandel auszutrocknen, sehen Branchenexperten in personalisierten Eintrittskarten. Die gibt es etwa beim Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken. Innerhalb von 43 Stunden waren 75.000 Karten für das Ende Juli über die Bühne gehende Open-Air-Event vergriffen: „Wir sind das unserer treuen Community einfach schuldig, die das Abzocken der Schwarzhändler leid sind“, sagt Wacken-Sprecherin Anna Lorenz.
Den wachsenden Unmut der Fußballfans über die Horrorpreise im Zweitticketmarkt versucht die Deutsche Fußball Liga (DFL) zu besänftigen, indem sie eine Ticketbörse einrichtet. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn wie die Vereine mit dem Zweitverkauf von Tickets verfahren und ob sie damit zusätzliche Einnahmen generieren dürfen, da will sich die DFL nicht einmischen. „Das Ticketing ist Sache der Clubs“, sagt DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. Ein Verbot, mit Viagogo zu kooperieren, kommt für ihn nicht infrage. „Wir sind in einem freien Wettbewerb und können einzelne Unternehmen nicht diskriminieren.“
Umso mehr sehen sich die Clubs offenbar gezwungen, ihre Anhänger nicht zu verprellen. Schalke 04 kündigte den Vertrag mit Viagogo, der dem Club 1,2 Millionen Euro pro Jahr bringen sollte, wenn er Viagogo im Gegenzug 300 Tickets für jedes Heimspiel abtreten würde. An den viel höheren Preisen sollte Schalke beteiligt werden.
Vereine gegen Viagogo
Inzwischen trennten sich auch andere Vereine von Viagogo, darunter der Hamburger SV, der 85 Prozent des Ticketaufschlags hätte einstreichen können. Der Vertrag mit Bayern München ist gerade zum Monatsende ausgelaufen. Lediglich der FC Augsburg steht noch zu Viagogo.
Grundsätzlich lassen die Vereine Einnahmequellen ungenutzt, wenn sie Preise mit Rücksicht auf die große Masse der Fans so volkstümlich niedrig festsetzen, dass die Nachfrage weit über dem Platzangebot liegt. Immerhin sind betuchte Fans bereit, für Top-Spiele Unsummen zu bezahlen. Deshalb wäre es „klug“, wenn die Vereine sich „kreative Preisdifferenzierungen“ einfallen ließen, sagt Philipp Biermann, Partner der Bonner Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners. „Das würde dem Schwarzmarkt die Luft abschnüren, ohne preissensible Fans zu verprellen.“