Nach dem Börsengang im vergangenen Herbst hat der Online-Modehändler Zalando seine erste öffentliche Hauptversammlung abgehalten. Die Aktie war im Oktober zunächst schwach gestartet und unter den Ausgabepreis von 21,50 Euro gerutscht. Inzwischen können die Anteilseigner zufrieden sein: Der Kurs liegt bei rund 30 Euro. Im vergangenen Jahr gelang dem Berliner Unternehmen zudem der Sprung in die schwarzen Zahlen. Zalando betont, man wolle auch weiter profitabel wachsen.
Die oft sehr kritischen Kleinaktionärs-Vertreter gaben sich entsprechend versöhnlich. Zugleich störten sie sich vor allem an zwei Punkten: Der Entscheidung, die Bezüge der Vorstände nicht einzeln auszuweisen, und der fehlenden Zusage einer Dividende.
Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) kritisierte, dass es bei der Hauptversammlung keine neue Entscheidung darüber gebe, ob die Einkommen der Firmenführung nicht doch einzeln aufgelistet werden sollten. Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutionelle Privatanleger verwies darauf, dass dem Vorstand neben der Vergütung von 600.000 Euro im vergangenen Jahr auch Aktienoptionen im Wert von 130 Millionen Euro zustünden.
Zalando auf einen Blick
Die Berliner Robert Gentz und David Schneider starteten im Oktober 2008 mit dem kleinen Online-Schuhshop Zalando. Ihr Büro diente als Warenlager, der Service lief über ihre Mobiltelefone.
Zu den Investoren zählen die Tengelmann-Gruppe (6 Prozent), der Facebook-Investor Digital Sky Technologies DST (9 Prozent), Holtzbrinck Ventures (8 Prozent) sowie die Samwer-Brüder Marc, Oliver und Alexander über ihren Berliner Startup-Entwickler Rocket Internet und European Funders Fund (17%). Die schwedische Investment AB Kinnevik hat mehrfach aufgestockt und hält mittlerweile 36 Prozent an Zalando direkt und indirekt via Rocket Internet. Damit sind die Schweden die größten Gesellschafter des E-Commerce Unternehmens. Im August 2013 stieg die Mode-Gruppe Bestseller von Anders Holch Povlsen mit 10 Prozent ein. Er kaufte u.a. Holtzbrinck und Tengelmann Anteile ab. Weitere Investoren wie der russischen Dotcom-Finanziers Yuri Milner halten insgesamt zusammen 13,5 Prozent.
Zalando expandierte in den vergangenen vier Jahren extrem schnell und aggressiv in ganz Europa und ist mittlerweile in 15 Ländern aktiv. Dafür setzte das Unternehmen große Summen für das Marketing, vor allem TV-Spots ein. Das Marktforschungsunternehmen Nielsen berechnete die Ausgaben für die Spots im Jahr 2011 allein in Deutschland auf 90 Millionen Euro. Der Bekanntheitsgrad der Marke Zalando liegt in der werberelevanten Zielgruppe bei 95 Prozent. In Frankreich kennt den Online-Händler nach einem Jahr am Markt bereits jeder Zweie.
Laut Bundesanzeiger wies Zalando für 2009 einen Fehlbetrag von 1,6 Millionen aus. 2010 waren es 20,4 Millionen. Der Umsatz lag 2010 bei 150 Millionen Euro. 2011 waren es bereits 510 Millionen Euro, 2012 hat Zalando die Milliarden-Marke mit 1,15 Milliarden Euro Nettoumsatz geknackt und den Vorjahresumsatz verdoppelt. 2013 kletterte der Umsatz um 52 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro. Dabei steht aber ein Rekordverlust von 100 Millionen Euro in den Büchern.
Zalando beschäftigt aktuell mehr als 1200 Mitarbeiter. In Berlin entsteht ein neuer Bürokomplex mit 20.000 Quadratmetern für mehrere hundert Mitarbeiter. Ab Sommer 2013 sollen weitere Büroflächen in Berlin Mitte angemietet werden. In Erfurt eröffnet Anfang Dezember das erste eigene Logistikzentrum, mit dem Bau eines weiteren hat der Online-Händler in Mönchengladbach begonnen, hier sollen bis zu 1000 Beschäftigte arbeiten.
Buhlmann rechnete auch vor, dass Zalando beim aktuellen Wachstumstempo in wenigen Jahren auf einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von einer halben Milliarde Euro kommen könnte. Er forderte deswegen die Aussicht auf eine Dividende ein. „Bei 500 Millionen EBIT keine Dividende zu zahlen, das fällt schwer.“ Zalando-Vorstandsmitglied Ritter wollte keine klare Zusage geben: „Dass wir eine Dividende zahlen, können wir für die Zukunft nicht ausschließen.“
Das Kräfteverhältnis bei der Hauptversammlung war klar geregelt: Auch nach dem Börsengang halten die Altaktionäre noch rund drei Viertel des Kapitals. Größter Anteilseigner ist die schwedische Investment-Gesellschaft Kinnevik, gefolgt von den deutschen Samwer-Brüdern und dem dänischen Modekonzern Bestseller, der hinter den Modemarken „Only“, „Vero Moda“ und „Jack & Jones“ steht.
Zalando-Retouren bleiben kostenlos
Eine auch für Kunden interessante Nachricht gab es an diesem Tag noch: Zalando will im Gegensatz zu einigen Konkurrenten an kostenlosen Rücksendungen festhalten. „Wir sehen Retouren als Teil des Geschäftsmodells“, sagte Vorstandsmitglied Rubin Ritter bei der Hauptversammlung am Dienstag in Berlin.
Gratis-Rücksendungen verursachten zwar Kosten, sie seien aber wichtig für die Kundenzufriedenheit. „Wir werden auch künftig kostenlose und einfache Retouren anbieten.“ Die Rücksendequote bei Zalando liegt stabil bei rund 50 Prozent gemessen am Umsatz. Bei Versuchen habe sich gezeigt, dass Kunden weniger kauften, wenn man ihnen Retouren erschwere, sagte Rubin.
Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Ländern. Deutschland gehöre zu den Märkten, in denen die Kunden die kostenlosen Retouren „sehr schätzen“ - und viel zurückschicken. In Italien hingegen sei der Anteil niedriger. Zalando wolle die Zahl der Rücksendungen unter anderem mit einer besseren Bestimmung der passenden Kleidergröße verringern, kündigten die Manager an.