Zalando So zog der Online-Händler Millionensubventionen an Land

Vertrauliche Dokumente zeigen, wie der Online-Modehändler Zalando zum Subventionskönig des deutschen Handels aufstieg.

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Der PR-Mann fand klare Worte: „Das Ding“ sei „ganz normal“, kommentierte Zalandos Pressesprecher im vergangenen Sommer Berichte der WirtschaftsWoche und des ZDF-Magazins „Frontal 21“ über Subventionen in Höhe von insgesamt etwa 35 Millionen Euro für den Berliner Online-Modehändler.

Der staatliche Geldsegen sei völlig okay, denn der umsatzstärkste Anbieter mit dem höchsten Arbeitsplatzwachstum erhalte „logischerweise auch die meisten Förderungen“, wenn er „halbwegs clever“ ist.

Tatsächlich beschreibt das Prädikat „clever“ die Leistungen des Boutiquen-Schrecks beim Heben staatlicher Subventionsschätze nur höchst unzureichend. Vertrauliche Unterlagen, die die WirtschaftsWoche und „Frontal 21“ ausgewertet haben, zeigen, wie sich die Zalando-Granden und ihre Berater von der Wirtschaftsprüfung PricewaterhouseCoopers (PwC) auf Fördermillionen stürzten – und auf Kassenwarte trafen, die das Geld bereitwillig ausschütteten.

Zalando auf einen Blick

Bereits die Regelungen eines der ersten Förderanträge sind erstaunlich. Im Mai 2010 hatte das Unternehmen beim Land Berlin Investitionszuschüsse für die Erweiterung der Zentrale in einem ehemaligen Umspannwerk in Prenzlauer Berg beantragt. Das Geld sollte aus sogenannten GRW-Mitteln kommen, die von Bund, Ländern und der EU zur Förderung strukturschwacher Regionen vergeben werden.

Die landeseigene Investitionsbank Berlin (IBB), die für die Prüfung des Antrags zuständig war, attestierte Zalando nach weniger als einer Woche Bearbeitungszeit die grundsätzliche „Förderfähigkeit“. In der Folge übernahm die Öffentlichkeit 25 Prozent der zentralen Investitionskosten für die Erweiterung, bezuschusste etwa den Kauf von Computern, Staubsaugern und Sofas mit knapp 1,6 Millionen Euro. Das Problem: Die Förderquote von 25 Prozent steht nur kleinen und mittelgroßen Firmen zu – nicht aber Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz pro Jahr.

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Zalando setzte 2010 bereits 159 Millionen Euro um, profitierte aber trotzdem vom Höchstfördersatz für mittelgroße Unternehmen. Warum?

Maßgeblich für die Größenzuordnung sei der „letzte vorliegende Jahresabschluss des Antragstellers“, heißt es bei der IBB. Im Klartext: Die Bank berücksichtigte nur Zalandos Bilanzen aus den Vorjahren.

Als am 20. Dezember 2010 der finale Zuwendungsbescheid der IBB erging, dürfte im Zalando-Management um die Gründer Robert Gentz und David Schneider zwar längst klar gewesen sein, dass der Online-Händler in einer neuen Umsatzliga spielte. Geändert wurde nichts. Die Angabe der Vorjahresdaten entspreche der bundes- und europaweit „geltenden Förderpraxis und den entsprechenden Rechtsgrundlagen“, teilt Zalando dazu mit.

Der Berlin-Zuschlag

2012 wandten sich Zalandos Berater erneut an die IBB. Wieder wollte das Unternehmen in neue Büros investieren. Wieder sollten dafür GRW-Mittel fließen, denn „ohne eine Förderung in Berlin“ würde das Projekt „nicht in der Form und nicht in dem Umfang durchgeführt“, schrieben zwei PwC-Berater am 15. Oktober 2012 an die IBB.

Die Banker reagierten prompt: Am 9. November 2012 sagte die IBB dem Unternehmen weitere knapp 5,8 Millionen Euro GRW-Mittel zu, diesmal zum Fördersatz von 15 Prozent.

Im Jahr darauf folgte der nächste Antrag. Jetzt sollten die Millionen unter anderem fließen, weil Berlin dadurch „sein Image, eine der führenden Modemetropolen der Welt zu sein, unterstreichen“ würde, heißt es in der Projektbeschreibung. Die Bank genehmigte weitere 3,2 Millionen Euro.

Nebenher ließ sich Zalando den Aufbau von Logistikzentren in Brandenburg und Thüringen teilweise aus Steuergeldern sponsern und zog Zuschüsse für die Eigenmarkentochter zLabels an Land.

Die staatlichen Gaben hätten dazu beigetragen, Tausende Arbeitsplätze zu schaffen, rechtfertigt der Online-Händler die Subventionen. Bei Bedarf werde Zalando „auch in Zukunft bei Expansionsvorhaben oder der Entwicklung neuer Technologien Fördergelder“ prüfen und beantragen.

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