Zwangsversteigerung Schlecker-Familie bietet auf eigene Villa

Die Villa von Anton Schlecker in Ehingen soll zwangsversteigert werden. Laut einem Bericht bietet dabei jetzt auch die Schlecker-Familie selbst mit.

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Schlecker Villa Ehingen Quelle: dpa

Die Familie Schlecker kämpft um ihren Familiensitz. Das berichtet die "Bild"-Zeitung. Demnach sollen die Angehörigen des Drogeriemarkt-Gründers beim Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz ein Millionenangebot für den Rückkauf des Hauses abgegeben haben. Weitere Interessenten gibt es demnach bislang nicht.

Das Gebot mutet seltsam an, fanden sich auf Anton Schleckers Privatkonto zum Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung nur noch 18.000 Euro. Laut einem Bericht der Insolvenzverwaltung waren damals auch keine weiteren Bankguthaben oder Bargeldbestände bekannt. Insolvenzverwalter Geiwitz hofft auf geheime Millionen bei der Unternehmerfamilie.

„Sie können sicher sein, dass jeder Insolvenzverwalter sich freuen würde, wenn die Staatsanwaltschaft noch etwas findet“, sagte Geiwitz den „Stuttgarter Nachrichten“ Mitte August. „Würde die Staatsanwaltschaft zum Beispiel 50 Millionen Euro auf irgendeinem Konto finden, hätte der Insolvenzverwalter den zivilrechtlichen Anspruch, dieses Geld zurückzufordern und an die Gläubiger zu verteilen.“

Was wurde eigentlich aus Schlecker?
1975Der 1944 geborene Anton Schlecker, Sohn eines Fleischwarenfabrikanten, eröffnet in Kirchheim unter Teck seinen ersten Drogeriemarkt. Schleckers Strategie: Er eröffnet die Läden an strukturell wenig attraktiven Standorten in Wohngebieten. Die Filialen sind klein und spartanisch ausgestattet. Schlecker handelt mit Lieferanten beste Konditionen und lange Zahlungsziele aus, um so die Expansion zu finanzieren. Und seine Kette expandiert schnell: Schon zwei Jahre später zählt Schlecker mehr als 100 Filialen, 1984 gibt es bereits 100 Drogeriemärkte.
1987Die Kinder der Schleckers, Lars (r.) und Meike (nicht im Bild) werden am 22. Dezember entführt. Ihr Vater handelt das Lösegeld von 18 auf 9,6 Millionen D-Mark herunter, die Summe, über die er versichert ist. Kurz vor Heiligabend können sich die Kinder selbst befreien. Die Täter werden 1998 gefasst. Quelle: dpa Picture-Alliance
1987-1998Im Jahr 1987 eröffnet Schlecker die ersten Filialen im Ausland. Er expandiert wie im Rausch: 1995 kommt Schlecker bereits auf 5800 Filialen und beschäftigt rund 25.000 Mitarbeiter. Doch Schleckers Image als Arbeitgeber leidet: 1994 wird der Familie vorgeworfen, Scheinarbeitsverhältnisse zu betreiben und unter Tarif zu bezahlen. Auch die Gründung von Betriebsräten soll systematisch blockiert worden sein. 1998 werden Anton Schlecker und seine Ehefrau Christa zu jeweils zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Der Grund: Das Amtsgericht Stuttgart sieht es als erwiesen an, dass das Ehepaar seinen Mitarbeitern tarifliche Bezahlung vortäuschte Quelle: imago images
Schlecker-Tochter IhrPlatz stellt Insolvenzantrag2007 kaufte die Drogeriekette den insolventen Konkurrenten Ihr Platz. 700 Standorte kamen auf einmal dazu, Schlecker zählte nun 14.400 Ableger in 17 Ländern. Ein Höhepunkt. Quelle: dapd
Schlecker reicht Insolvenzantrag einDoch der Abstieg war schon zu ahnen: 2011 holte Anton Schlecker seine beiden Kinder Lars (links) und Meike (rechts) in die Unternehmensführung. Zuvor war die Drogeriekette wieder einmal wegen dem Umgang mit den Mitarbeitern in die Kritik geraten. Laut Medienberichten überwachte Schlecker seine Mitarbeiter, auch der Vorwurf der schlechten Bezahlung wurde erneut erhoben. Viele Medien sahen die neue Familiengeneration an der Spitze als Ablenkungsmanöver.Bild: Montage der Familie Schlecker. Quelle: dapd
Mit einer Marketingkampagne wollte das Unternehmen sein angeschlagenes Image 2011 wieder aufpolieren. Doch der Denglisch-Spruch „For you. Vor Ort.“ stößt bei Sprachwächtern auf Kritik. Ein Sprecher des Unternehmens rechtfertigt sich in einem Brief damit, dass die Kunden ein „niedriges Bildungsniveau“ hätten – der Brief gerät an die Öffentlichkeit und löst einen Shitstorm aus. Gleichzeitig machen sich die Bilanzprobleme immer stärker bemerkbar. Noch im selben Jahr werden 600 Filialen geschlossen, weitere sollen 2012 folgen. Quelle: imago images
For You. Vor Ort. Vorbei.Im Januar 2012 erklärte sich Schlecker als zahlungsunfähig und meldete Insolvenz an. Rund 2400 Läden sollten geschlossen werden. Quelle: dapd

Im Zuge der Insolvenz des Schlecker-Imperiums ging auch das Haus der Familie, eine Villa in Ehingen an der Donau, in die Insolvenzmasse ein. Anton Schlecker hatte das Anwesen im August 2009 an seine Ehefrau übertragen, die Staatsanwaltschaft Stuttgart prüft derzeit, ob Schlecker 2009 schon die bevorstehende Pleite vorhergesehen hat und deswegen den Großteil seines Vermögens an Familienmitglieder übertrug.

Da die Eheleute Schlecker Gütertrennung vereinbart haben, hoffte Anton Schlecker wohl, dass die Gläubiger so keinen Zugriff darauf hätten. Doch die Villa, deren Wert auf acht Millionen Euro geschätzt wird, wird trotzdem zwangsversteigert - nach deutschem Insolvenzrecht werden Schenkungen aus den letzten fünf Jahren rückabgewickelt.

Die Vorwürfe im Verfahren gegen Anton Schlecker

Die Ermittlungen wegen des Verdachts des Bankrotts, der Untreue und der Insolvenzverschleppung werden nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch Monate in Anspruch nehmen. Mit Unterstützung des Landeskriminalamtes wird derzeit umfangreiches Beweismaterial ausgewertet, das Mitte Juli nach einer Durchsuchung der Geschäfts- und Privaträume der Familie Schlecker in Ehingen und zehn weiterer Verdächtiger beschlagnahmt wurde

Schlecker hatte im Januar Insolvenz angemeldet, die letzten deutschen Filialen schlossen Ende Juni endgültig ihre Türen.

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