Handelskonzern Metro versucht den Neustart in China

Nach langer Durststrecke des Handelsriesen in China versucht Konzernchef Eckhard Cordes nun einen Neustart.

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Metro

Nur wenige Kunden haben sich an diesem eisigen Novembermorgen in den Metro-Markt im Osten Pekings verirrt. Verkäuferinnen in blau-gelben Uniformen räumen Shampooflaschen und Haarspray in die Regale. Der Leiter der Abteilung für Unterhaltungselektronik lehnt gelangweilt an der Wand mit den TV-Geräten. Aus den Lautsprechern unter der Decke schmettert Udo Jürgens „Griechischer Wein“. Die deutschen Klänge scheinen die Kauflaune nicht zu heben. Zehn, maximal 15 Kunden schieben ihre Einkaufswagen durch die Regalreihen des Großmarktes nahe dem vierten Autobahnring.

Einer von ihnen ist Ma Wei. Der hochgewachsene Chinese ist Chef eines Fast-Food-Restaurants in der Altstadt von Peking. Seit einem Jahr hat er jetzt seine Metro-Kundenkarte, doch er nutzt sie kaum. „Von meinem Restaurant aus ist es einfach zu weit bis zu Metro“, klagt Ma und packt ein paar Flaschen Sojasoße und einen Kanister Salatöl in den Einkaufswagen, „bei den Staus in Peking dauert die Fahrt mehr als eine Stunde.“

Die Qualität stimmt

Dies ist nur einer der Gründe, warum der Düsseldorfer Metro-Konzern mit seinen Cash-and-Carry-Märkten (C&C) in China bisher kaum Geld verdient hat. Um das zu ändern, will Vorstandschef Eckhard Cordes jetzt seine China-Strategie komplett umkrempeln. Dabei setzt er vor allem auf kleinere C&C-Märkte und mehr Nähe zu den Kunden.

Denn eigentlich kauft Gastronom Ma gerne bei Metro. Zwar seien Lebensmittel im Durchschnitt zehn Prozent teurer als auf den traditionellen Straßenmärkten. Aber die Qualität stimme, findet Ma. Verdorbene Waren etwa habe er bei den Deutschen noch nie bekommen. „Auf chinesischen Märkten kann man nie sicher sein, ob sie einem nicht gefälschte Produkte unterjubeln oder Lebensmittel mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum“, sagt Ma.

Kunden wie Ma Wei sind exakt die Zielgruppe, die Metro mit seinen C&C-Märkten in China ins Visier nimmt: Besitzer von Restaurants, Chefs von Hotelküchen oder Betreiber von Kantinen – Profikunden eben, wie in Deutschland.

Vielfalt für die Mittelschicht

Im Zuge der rasch steigenden Einkommen boomt in den großen Städten die Gastronomie. Chinas junge, wohlhabende Aufsteiger zieht es längst nicht mehr nur in traditionelle China-Restaurants. Themengastronomie, kombinierte asiatisch-westliche Küche, Pizzerien, französische Gourmettempel, südamerikanische Steakhäuser: Jeden Tag eröffnen in Städten wie Peking und Shanghai mehrere Dutzend neue Restaurants.

Doch der Metro-Konzern, der in dieser Woche in Shanghai seinen ersten MediaMarkt in China eröffnet, profitierte bislang kaum von dem Boom, seit vor 14 Jahren der erste C&C-Markt im Reich der Mitte startete. Rund 600 Millionen Euro haben die Düsseldorfer seitdem investiert und betreiben heute 46 Märkte im Land. Doch erst seit zwei Jahren, so Cordes, werfen die Chinaaktivitäten einen kleinen Gewinn ab.

„Wir haben an der Wachstumsgeschwindigkeit in China nicht ausreichend teilgenommen“, räumt der Konzernchef ein, „auch durch eigene Fehler.“ Wie in Deutschland hat Metro seine Märkte in China hauptsächlich auf die grüne Wiese an die Ränder der Ballungszentren gesetzt. Zudem gibt es Metro-Märkte nicht nur im wohlhabenden Oststreifen des Landes, sondern auch in abgelegenen Landesteilen wie der Muslimprovinz Xinjiang oder im Südwesten. Die Waren haben die Deutschen statt beim Erzeuger bisher hauptsächlich bei chinesischen Zwischenhändlern eingekauft.

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