Hartmut Mehdorn Ein sturer Kopf für Air Berlin

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Hartmut Mehdorn Quelle: Arne Weychardt für WirtschaftsWoche

Seine französische Frau Hélène, mit der er seit 1973 verheiratet ist, hat sich für die Arbeit als Hausfrau entschieden und die drei Kinder groß gezogen. Sie packt ihm den Koffer, kleidet ihn ein, setzt  ihren 1,74 Meter großen Cherie auf Diät, wenn er auf die 90-Kilo-Marke  zuzugehen droht. Mehdorn gehört keiner Konfession an, liest  Johannes Mario Simmel, nicht Günther Grass. Entspannung findet er beim Golfen, Segeln oder Spazieren. Geht er ins Theater, dann schon mal mit Big Mac und open air in Südfrankreich. 

Viele seiner unmittelbaren Mitarbeiter bei der Bahn hatten mit seiner ruppigen Art zu kämpfen. Doch ungeachtet aller Kritik baute der in Warschau geborene Mehdorn das klassische Eisenbahnunternehmen in einen internationalen Logistikkonzern um und trieb es bis zur Börsenreife. Unpopuläre Schritte waren alternativlos. 1999 standen 241.000 Eisenbahner auf der Gehaltsliste, 2004 bereits 35.000 weniger. Mehdorn erreichte, dass die Arbeitnehmer auf einen Tag Urlaub verzichteten und flexiblen Wochenarbeitszeiten zustimmten. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, machte er zu Geld, von Immobilien bis zur Speisewagengesellschaft Mitropa.

Auf Einkaufstour

Gleichzeitig ging Mehdorn auf Einkaufstour. 2002 kaufte er für rund 2,5 Milliarden Euro den Logistikkonzern Stinnes mit der Spedition Schenker, 2005 folgte der US-Logistiker Bax Global für 1,1 Milliarden Dollar. Mehrdorn machte die Bahn 2009 zur Nummer eins im europäischen Landverkehr per Lkw und zählt weltweit zu den drei größten See- und Luftfrachtspeditionen sowie den bedeutenden Anbietern von Logistiklösungen. Das Speditionsgeschäft steuert heute fast die Hälfte zum Umsatz und ein Sechstel zum Gewinn bei.

So kühn Mehdorn zum weltweiten Logistiker aufstieg, so wenig reüssierte er bei den Millionen von Menschen, die sich täglich in überfüllten und verspäteten Zügen auf den Weg zur Arbeit machen. Unter Mehdorn avancierte die Bahn zum Hassunternehmen, er selbst laut einer Umfrage sogar zum unsympathischsten Deutschen. Polemische, teilweise niveaulose Anti-Bahn-Bücher wie „Senk ju vor träwelling“ wurden zu Bestsellern.

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