Hauptversammlung Commerzbank will bald die Steuerzahler beglücken

Mit guten Zahlen und ehrgeizigen Zielen will die Commerzbank kurz vor der Hauptversammlung die eigenen Aktionäre besänftigen - und die Steuerzahler. Bei der Integration der Dresdner sieht sich die Bank auf Kurs.

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Zentrale der Commerzbank in Quelle: dapd

Die teilverstaatlichte Commerzbank sieht sich auf Kurs, ihre Ertragslage deutlich zu verbessern und den Löwenanteil der Milliarden-Staatshilfen noch in diesem Jahr zurückzuzahlen. Im ersten Quartal habe das Institut sein bisher bestes Ergebnis erzielt, sagte Vorstandschef Martin Blessing am Freitag bei der Veröffentlichung der vollständigen Zahlen für den Jahresauftakt. Blessing bestätigte die Prognose, wonach der operative Gewinn in diesem Jahr „signifikant“ über dem Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro liegen soll. 2012 soll das operative Ergebnis dann über die Marke von vier Milliarden Euro klettern.

"Der positive Trend des ersten Quartals hat im April angehalten", sagte Blessing laut Mitteilung. Im Privatkundensegment, bei der Mittelstandsbank und im Osteuropageschäft legte die Bank zu Jahresbeginn zu. Insgesamt erwirtschaftete sie unter dem Strich einen Gewinn von 985 Millionen Euro, 40 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie bereits berichtet wurde. Ein Großteil davon geht allerdings auf einmalige Sondereffekte zurück. Auf ihrer Hauptversammlung an diesem Donnerstag will die Commerzbank die entscheidenden Weichen dafür stellen, sich vom Staatstropf zu lösen. Die Aktionäre des Dax-Konzerns sollen grünes Licht für eine gigantische Kapitalerhöhung geben: elf Milliarden Euro will der Konzern einsammeln.

Finanzvorstand Eric Strutz sagte, der Fokus liege nun darauf, die mit der Integration der Dresdner Bank verbundenen Synergien zu realisieren und die Kosten weiter zu senken.

Commerzbank will die Wogen glätten

Mit den guten Zahlen, deren Eckdaten die Commerzbank bereits vorab veröffentlicht hatte, versucht das Bankhaus die Wogen vor der Hauptversammlung zu glätten. Denn an sich dürfte es kein angenehmer Tag für Martin Blessing und seine Kollegen im Commerzbank-Management werden: Die Kritik am Kurs der Bank, die sich wegen der Dresdner-Übernahme in die Hände des Staates begeben musste, reißt trotz neuer ehrgeiziger Ziele des Vorstandes nicht ab.

Blessing selbst bläst zum Aufbruch: Mithilfe einer gigantischen Kapitalerhöhung soll Deutschlands zweitgrößte Bank schneller als erwartet den Staat weitgehend abschütteln. Bis Mitte Juni will die Bank 14,3 Milliarden Euro der noch 16,2 Milliarden Euro Staatshilfe zurückzahlen. elf Milliarden Euro sollen aus einer Kapitalerhöhung kommen, der größten in der deutschen Unternehmensgeschichte. Die Hauptversammlung stimmt am Freitag über Kapitalmaßnahmen ab, mit denen die Commerzbank bis Ende Juni 14,3 Milliarden der 16,2 Milliarden Euro an Stillen Einlagen zurückzahlen will, mit denen sie der Staat in der Finanzkrise gerettet hat.

Eine Milliarde Euro Gewinn

Die anhaltende Konjunkturerholung hat der Commerzbank indes zu einem überraschend starken Jahresauftakt verholfen. Für das erste Quartal wies Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus am Montag auf Basis vorläufiger Zahlen einen operativen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro aus. Das war deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum, als 771 Millionen verbucht wurden. Analysten hatten laut Thomson Reuters I/B/E/S nur mit 890 Millionen Euro gerechnet. Unter dem Strich verdiente die Commerzbank rund eine Milliarde Euro (Vorjahreszeitraum: 708 Millionen).

LBBW-Analyst Olaf Kayser lobte die Zahlen. "Was überzeugt, ist die deutlich gesunkene Risikovorsorge", sagte er. Weil es Unternehmen und Privatkunden im Aufschwung besser geht, konnte die Commerzbank rund 320 Millionen Euro weniger für faule Kredite zur Seite legen als noch vor einem Jahr. Nach Konzernangaben schlossen alle Segmente der Kernbank - Mittelstandsgeschäft, Investmentbank und Privatkundengeschäft - das erste Quartal positiv ab. Die harte Kernkapitalquote (Core Tier 1) lag per Ende März bei rund 11,0 Prozent.

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