Herbert Lütkestratkötter Der tragische Abgang des Hochtief-Chefs

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„Ich trete das Amt mit Freude an, ich arbeite unglaublich gern", sagte Lütkestratkötter damals in der Journalistenrunde. Doch schon am 21. März 2007 - also noch vor Lütkestratkötters Start an der Hochtief-Spitze im April – kaufte ACS das 25-Prozent-Paket von Custodia, der Beteiligungsgesellschaft des Milliardärs August von Finck. Damit legten die Spanier die Grundlage für den späteren Übernahmeversuch. Nun steht zu befürchten, dass Hochtief das Schicksal anderer von ACS übernommen Unternehmen teilt wie dem spanischen Bauunternehmen Dragados. Das wurde gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz nach dem Kauf von ACS filetiert. Nun könnten sie mit dem Verkauf von Hochtief-Teilen ihre tiefrote Bilanz sanieren und ihre riskant hohe Verschuldung zurück fahren.

Zum Thema Zerschlagung sagte Lü damals: „Wenn wir unsere Strategie fortsetzen können, würde Wert geschaffen am kurzen und am langen Ende. Wir ernten jetzt, was wir seit Jahren gesät haben, zum Beispiel beim Flughafengeschäft." Er warnte: „Insofern wäre eine Zerschlagung wertvernichtend. Meine Überzeugung ist, dass es nicht so weit kommen wird. Das wäre Wertvernichtung, und Wertvernichtung ist unlogisch."

Vier Jahre später, wieder in Düsseldorf – diesmal im Konferenzbereich des Flughafens – zog Lü am 23. März nicht nur Bilanz für das Geschäftsjahr 2010, sondern auch ganz persönlich: Beim Blick auf die Hochtief-Unternehmenskultur empfinde er „den größten Stolz", sagte er, nachdem er jeden Journalisten per Handschlag begrüßt hatte, und betonte mit Pathos und abweichend vom vorbereiteten Manuskript: „Wir haben eine Hochleistungs-Organisation gebaut. Das ist meine Kultur, meine Handschrift." Mit starker Betonung auf „meine".

Wer dabei war, weiß heute, dass er dem persönlichen „I did it my way" des Dr. Lü zuhörte, zumal der rückblickend auf 2010 zugab: „Für mich persönlich war es das härteste Jahr in meinem bisherigen Berufsleben." Das will etwas heißen für jemanden, der kurz nach seinem Start als Arbeitsdirektor bei Philipp Holzmann die Pleite des Baukonzerns mit abwickeln musste.

Gefühlt hat die Ära Lütkestratkötter an der Hochtief-Spitze länger gedauert als die vier Jahre, die es tatsächlich nur wurden. Er geht – und die hoch verschuldeten Spanier, die seinen Weg von Anfang an begleiteten, haben nicht nur den Westfalen gezähmt, sondern jetzt auch weitgehend freie Hand in Essen.

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