Holzkonzern in Nöten Wie Pfleiderer den Holzweg verlassen will

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Grafik: Aktienentwicklung Pfleiderer 2006-2010

Damit haben sie offenbar mehr Vertrauen als Overdiek selbst. Zwei Tage vor Weihnachten verkaufte er eigene Aktien von Pfleiderer, nachdem er für das Unternehmen mit den Banken das Stillhalteabkommen geschlossen hatte. Selbst wenn auch private Gründe ursächlich sein sollen: Vertrauensbildende Maßnahmen sehen anders aus, zumal Pfleiderer seine Notlage auch der Großmannssucht des Konzernchefs zu verdanken hat.

Der 58-Jährige mit dem stets akkurat gestutzten Schnauzbart wollte den Mittelständler aus der Oberpfalz zu einem weltweiten Zulieferer der Möbel- und Büroindustrie machen, der dem Markt die Preise diktieren kann. Mit dem Kauf von Kunz 2006 und Pergo ein Jahr später schob sich Pfleiderer unter die Top drei weltweit, reihte sich "in den Kreis der weltweit führenden Systemanbieter von Holzwerkstoffen" ein, wie Overdiek frohlockte.

Overdiek duldet keine Widerworte

Danach ging es bergab. So strich kurz nach dem Einstieg in den USA die Baumarktkette Home Depot die Laminatprodukte aus der Pergo-Gruppe aus dem Sortiment. In 700 Baumärkten wurde statt Pfleiderer-Laminat plötzlich Billigholz aus China verkauft. Die Nordamerika-Sparte kämpfte immer mit roten Zahlen. Dennoch verströmte Overdiek noch 2008 gute Laune. Unter Kostengesichtspunkten sei das Laminatgeschäft in den USA "wettbewerbsfähig", sagte er. "2008 werden wir in Amerika Geld verdienen."

Nun fällt dem ehemaligen Stahlmanager sein Baumhaus auf die Füße. Overdiek gilt als kantig und durchsetzungsstark, als ein Manager mit ausgeprägtem Optimismus und starkem Ego – aber auch als jemand, der Diskussionen nicht duldet und Widerworte nicht ertragen kann. Mitarbeiter müssten "nach seiner Nase tanzen", sagt ein ihm nahestehender Manager. Doch damit ist es bald vorbei.

Ruf nach Staatshilfe?

Wichtige Entscheidungen bestimmen längst andere mit. Mit Ernst Pelzer setzte ihm der Aufsichtsrat auf Druck der Banken einen Ex-Roland-Berger-Berater und ausgewiesenen Restrukturierer in den Vorstand. Zudem berät der Kölner Turn-around-Spezialist Hans-Joachim Ziems den Vorstand. Gerüchten zufolge könnte Ziems bald in den Vorstand aufrücken und die Sanierung unterstützen. 

Angeblich, so ist aus Kreisen der bayrischen Staatsregierung zu hören, hat das Unternehmen schon beim Land angeklopft, um auf die Schwierigkeiten des Neumarkter Holzveredlers hinzuweisen. Es ist nicht auszuschließen, dass Pfleiderer irgendwann um Staatshilfe bittet. Das dürfte zwar die EU-Wettbewerbskommission auf den Plan rufen. Doch Bürgschaften für Kredite genehmigt Brüssel durchaus, wenn sie mit echter Restrukturierung und Verkleinerung des Unternehmens einhergehen. Spätestens dann wäre Overdieks Vision eines weltweiten Holzkonzerns eine von gestern.

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