IATA-Prognose Trübe Aussichten für die Luftfahrtindustrie

Himmlische Zuwächse, rosige Zukunft: Das war gestern. Für 2012 zeichnet der Branchenverband IATA ein trübes Bild. Die Luftfahrtindustrie muss mit herben Gewinneinbrüchen rechnen. Besonders schwer trifft es die Europäer.

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Luftaufnahme des Flughafens in Frankfurt am Main. Quelle: handelsblatt.com

Gute und schlechte Nachrichten für die Luftfahrtbranche: Der Branchenverband IATA erwartet, dass die Fluggesellschaften weltweit in diesem Jahr 6,9 Milliarden US-Dollar verdienen, deutlich mehr als die zuletzt angekündigten 4,0 Milliarden nach 16 Milliarden im Vorjahr. Das entspräche einer Marge von 1,2 Prozent. Grund dafür sei die überraschend starke Nachfrage nach Flugtickets, während die hohen Treibstoffpreise der Branche weiter zu schaffen machen.

Auf die guten Aussichten für das laufende Jahr reagieren die Anleger zunächst positiv. Im frühen Handel bauen die Aktien der Deutschen Lufthansa ihre Kursgewinne auf plus 2,41 Prozent bei 11,055 Euro aus - um keine zwei Stunden später abzuschmieren. Denn obwohl der Branchenverband Europas Fluglinien deutlich mehr Gewinn zutrautraut, kappt Europas größte Fluggesellschaft ihre Gewinnpläne für das laufende Jahr.

Für 2012 zeichnete IATA-Generalsekretär Tony Tyler bei der Vorlage der Prognose am Dienstag in Singapur ein trüberes Bild: Ein nachlassendes Wirtschaftswachstum in den westlichen Volkswirtschaften dürfte den Gewinn der Branche auf 4,9 Milliarden Dollar einbrechen lassen. Der IATA deckt mit seinen Mitgliedern 93 Prozent des weltweiten Luftverkehrs ab.

Den stärksten Rückgang sagt die IATA für 2012 den europäischen Fluggesellschaften voraus. Während der Verband die Gewinnprognose für 2011 von 500 Millionen auf 1,4 Milliarden Dollar nach oben schraubte, erwartet er für das kommende Jahr nur noch einen Profit von 300 Millionen Dollar. Von einem leicht sinkenden Ölpreis könnten die Gesellschaften kaum profitieren, da sie ihre Einkaufspreise für Treibstoff vielfach abgesichert hätten.

Neue Flieger braucht die Welt

Bei den Flugzeugherstellern war der Blick in die Zukunft zuletzt weniger pessimistisch. Zumindest scheint es in ferner Zukunft wieder besser zu sein. Entsprechend positiv sind die aktuellen 20-Jahresprognosen der beiden großen Flugzeugbauer Airbus und Boeing. Demnach wird nach Schätzungen von Airbus der internationale Luftverkehr stark wachsen und fast 28.000 neue Passagiermaschinen brauchen. Dabei soll mehr als ein Drittel der Nachfrage aus Asien kommen, teilte Airbus noch am Montag mit. Gegenüber den Aussagen im vergangenen Jahr hob das Unternehmen seine Schätzung für den Weltmarkt um acht Prozent an. Zugpferd sei vor allem der ständig wachsende Bedarf in den Megacitys in Fernost. "Menschen wollen und müssen mehr fliegen als je zuvor", meint das Airbus-Management.

Auch der Rivale Boeing hat eine solche Vorhersage für den Gesamtmarkt getroffen - sie fällt sogar noch positiver aus. So beläuft sich die Nachfrage nach zivilen Flugzeugen in den nächsten zwei Dekaden auf insgesamt 33.500 Exemplare mit einem Gesamtvolumen von 4000 Milliarden Dollar. Die Airbus-Schätzung hat nur einen Gegenwert von rund 3.500 Milliarden Dollar. Airbus geht davon aus, dass sich die Flotte an Passagiermaschinen bis 2030 von derzeit rund 15.000 auf mehr als 31.500 verdoppeln wird. Die Gründe dafür sieht der Hersteller vor allem in der größeren Nachfrage durch starkes Bevölkerungswachstum und den steigenden Wohlstand in Schwellenländern. Allein in Indien werde die Zahl der Passagiere in den nächsten 20 Jahren um 9,8 Prozent steigen, in China um 7,2 Prozent.

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