Dr. Oetker Übernahmen beflügeln Oetkers Wachstum

Der familiengeführte Pudding-, Bier- und Reedereikonzern wächst kräftig durch Zukäufe. Der scheidende Oetker-Chef Richard Oetker verpasst seine letzte Bilanzpressekonferenz durch einen Unfall.

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Erstmals in der 125-jährigen Firmengeschichte scheint es möglich, dass ein familienfremder Manager das Ruder übernimmt. Quelle: dpa

Mindestens genauso interessant wie die Geschäftszahlen zum vergangenen Jahr sind die Spekulationen über die Nachfolge von Oetker-Chef Richard Oetker, der sein Amt nach sechs Jahren zum Jahresende niederlegen wird. Älter dürfen Firmenlenker bei Oetker nicht sein. Wer also wird das neue Gesicht im Familienunternehmen aus Bielefeld? Bei der Bilanzpressekonferenz heute hätte man Richard Oetker dazu befragen können – nur: Oetker kam gar nicht. Nach Auskunft eines Sprechers sei Richard Oetker am Morgen Zuhause unglücklich gestürzt und könne deshalb nicht kommen. Details zur Verletzung nannte er nicht. „Es muss sich aber niemand Sorgen machen, Richard Oetker ist nicht im Krankenhaus“, so der Sprecher. Seit der Entführung 1976 leidet der Konzern-Chef unter körperlichen Beeinträchtigungen.

Erstmals in der 125-jährigen Firmengeschichte scheint es möglich, dass ein familienfremder Manager das Ruder übernimmt. Entscheiden muss der Oetker-Beirat. „Dies ist bislang noch nicht geschehen, und so kann ich Ihnen heute auch noch keinen Namen nennen“, hieß es in Richard Oetkers Redemanuskript. Als Name geistert aber schon längere Zeit Finanzchef Albert Christmann durch die Branche. Er selbst riet heute: „Abwarten“, beworben habe er sich nicht.

Auskunftsfreudiger war der ehemalige Chef der Radeberger-Gruppe dann aber beim Vortrag der Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr. Demnach erzielten die Geschäftsbereiche der Unternehmensgruppe im Berichtsjahr 2015 vorwiegend ordentliche Ergebnisse. Die Oetker-Gruppe konnte insgesamt den Umsatz mit 12,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 10,9 Milliarden Euro) um knapp 12 Prozent deutlich steigern. Ohne Berücksichtigung der Erst- und Endkonsolidierungen lagen die kursbereinigten Umsatzerlöse knapp unter dem hohen Niveau des Vorjahres.

Der Geschäftsbereich Nahrungsmittel setzt sich aus den Markenartikelunternehmen zusammen, die unter dem Dach von Dr. Oetker geführt
werden. Komplettiert wird der Geschäftsbereich Nahrungsmittel durch die Martin Braun-Gruppe und die Konditorei Coppenrath & Wiese.
Im Geschäftsjahr 2015 erwirtschaftete der Geschäftsbereich Umsatzerlöse in Höhe von knapp drei Milliarden Euro. Damit konnte der Bereich, vor allem bedingt durch die Akquisition von Coppenrath & Wiese, den Umsatz um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern. Das um Übernahmen und Wechselkurseffekte bereinigte Umsatzwachstum betrug dagegen nur 1,4 Prozent.

Die Radeberger Gruppe ist Deutschlands größte private Brauereigruppe und bildet den Geschäftsbereich Bier und alkoholfreie Getränke.


Neben 14 Bierstandorten umfasst die Gruppe auch zwei Standorte für die Produktion alkoholfreier Getränke in Deutschland und bündelt neben dem namensgebenden Radeberger Pilsner zahlreiche Biermarken wie Jever, Clausthaler, Schöfferhofer Weizen, Ur-Krostitzer oder Berliner Pilsner. Hinzu kommen die Mineralwassermarke Original Selters und die alkoholfreien Erfrischungsgetränke Bionade und Ti. Zudem ist die Radeberger Gruppe Konzessionär für die Produktion und den Vertrieb von Pepsi Cola. Im Geschäftsjahr 2015 legte der Getränkeabsatz um 1,2 Prozent zu, der Umsatz stieg um knapp zwei Prozent.

Auch in der Schifffahrt, die nahezu die Hälfte des Konzernumsatzes liefert, konnte Oetker die Erlöse steigern. Die Hamburg Süd-Gruppe zählt als
international operierender Transportlogistiker zu den zehn größten Containerreedereien der Welt, gemessen an der Kapazität der eingesetzten Schiffe. Mit mehr als 180 Schiffen – vom Containerschiff über Massengutfrachter bis hin zu Produktentankern – gehört die Hamburg


Süd-Gruppe zu den wichtigsten Anbietern für den weltweiten Seetransport. In einem von starken Schwankungen geprägten Umfeld hat die Hamburg Süd-Gruppe den Gesamtumsatz um 16,8 Prozent auf 6 Milliarden Euro ausbauen können. Die um Währungseffekte und Akquisitionen bereinigten Umsatzerlöse des Geschäftsbereiches Schifffahrt beliefen sich auf fünf Milliarden Euro.

Zum Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr sagte Finanzchef Christmann: „Die Oetker-Gruppe wird in den anspruchsvollen Märkten ihrer Sparten
passende Antworten geben, dank der letztjährigen Akquisitionen organisch wachsen und notwendige Weichenstellungen antizipieren.
Schlüsselhaft wird dabei die sich aus der Digitalisierung ergebende Anpassung der Geschäftsmodelle sein. Sie eröffnet neue Chancen und
sichert gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit in den künftigen Märkten.“

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