Areva
Der Deutschland-Zentrale des französischen Atomkraftkonzerns Areva in der Paul-Gossen-Straße 100 in Erlangen sieht man nicht an, dass dies einmal die kerntechnische Sparte Kraftwerksunion (KWU) von Siemens war. KWU baute in den Siebziger- und Achtzigerjahren die Atomkraftwerke in Deutschland, zusammen mit der untergegangenen AEG. Unter dem heute französischen Konzerndach arbeiten in Deutschland 5800 Beschäftigte. Knapp 5000 sind mit der Belieferung und Wartung der hiesigen Atommeiler beschäftigt, 800 in der Sparte Erneuerbare Energien. So stellt Arvea Deutschland Rotorblätter für Windmühlen her und ist damit Nummer zwei beim Bau von Offshore-Windanlagen.
Wie groß die künftige Siemens-Energie- und die Alstom-Zugtechniksparte würde
Alstom ist Weltmarktführer bei Strom-Umspanntechnik, hat anders als Siemens aber bei den großen schweren Umspannplattformen auf hoher See bisher kaum Projekte vorzuweisen.
Umsatz:10,0 Mrd. €
Mitarbeiter:40 870
Durch eine Zusammenlegung der entsprechenden Sparten entstünde ein echter Weltmarktführer, der vor allem auch der wachsenden Konkurrenz aus China Paroli bieten könnte.
Umsatz:8,6 Mrd. €
Mitarbeiter:38 200
Auch wegen der Energiewende lahmt das Geschäft. Doch hoch lukrativ sind die Wartungsverträge für die Kraftwerke. Siemens wäre durch die Übernahme der Alstom-Sparte ein Schwergewicht.
Umsatz: 19,9 Mrd. €
Mitarbeiter: 67 290
Bei Windkraftanlagen auf hoher See ist Siemens unangefochtener Weltmarktführer. Das Geschäft mit den Mühlen auch an Land, spielt bei Alstom eine untergeordnete Rolle, soll aber wachsen.
Umsatz: 7,0 Mrd. €
Mitarbeiter: 16 300
Areva steht für den Abschied von Siemens aus der Atomtechnik. Die Münchner verkauften 2001 und schließlich 2009 ihr strahlendes Geschäft an die Franzosen, die die Sparte sanierten und rund 1300 Beschäftigte in Deutschland feuerten. Für ein teures Wiedersehen mit den Franzosen sorgte Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, als er 2010 den Schulterschluss mit dem russischen Nuklearausrüster Rosatom suchte. Areva zog eine Wettbewerbsklausel und zwang Siemens über ein Schiedsgericht zur Zahlung von 650 Millionen Euro.
Airbus Group
Beim Luft- und Raumfahrt- sowie Rüstungskonzern EADS, der seit Januar Airbus Group heißt und an dem Deutschland und Frankreich je zwölf Prozent halten, klappt die deutsch-französische Zusammenarbeit fast 15 Jahre nach der Gründung gut. Nutznießer des produktiven Miteinanders sind allerdings immer weniger die deutschen Standorte. Die große Expansion findet in Zukunft außerhalb Europas statt, etwa in China. Die ursprüngliche Parität, die die Deutschen zum einen dem Rüstungsgeschäft verdankten, bröckelt zugunsten der Franzosen, weil der Absatz von Kriegsgerät schrumpft. Berlin kann nicht mehr groß auf Jobs in Deutschland pochen, weil es in den nächsten zehn Jahren keine staatlichen Finanzierungshilfen für neue Modelle geben wird.
Schließlich läuft es auch beim Personal für die Franzosen. Der Konzernsitz ist Toulouse, nicht mehr auch München. Daimler ist als Aktionär raus, sodass von dort keine Top-Kräfte kommen. Und deutsche Ingenieure zieht es lieber in die Autobranche.