AB InBev Wie das größte Bierimperium an der WM verdient

Seite 2/5

Feldzug gegen die Konkurrenz

Diese Biere haben die meisten Kalorien
Carlsberg Elephant ist ein Starkbier mit einem Alkoholgehalt von 7,5 Prozent. Es wird nach Pilsener Brauart hergestellt und bringt gut 216 Kalorien pro 330ml mit sich. Quelle: Presse
Das "India Pale Ale " von der britischen Brauerei Greene King's hat ebenfalls 7.5 Umdrehungen und schlägt mit 225 Kalorien pro Flasche zu Buche. Quelle: Presse
Deutlich gehaltvoller - im Sinne von bierbauchfreundlicher - ist Sharp's Honey Spice. Das ebenfalls aus britischen Fässern stammende Bier hat 10 Prozent Alkohol und gut 300 Kalorien pro Flasche. Quelle: Presse
Die Flaschen von Flying Dogs Bier "Horn Dog " sind mit Zeichnungen von Ralph Steadman illustriert und zeigen das Universum des Schriftstellers Hunter S. Thompson. Ein gehörnter Hund warnt Trinker mit schwachen Geschmacksnerven vor dem Bier, das 10.2 Prozent Alkohol und 314 Kalorien pro Flasche hat. Quelle: Presse
Das "Black Chocolate Stout " der Brauerei Brooklyn kommt mit zehn Prozent Alkohol und 320 Kalorien pro Flasche daher. Quelle: Presse
Das "Imperial White " der Boston Beer Company enthält unter anderem Orangen- und Zitronenschale, Pflaume, Paradiesapfel, Koriander, Hibiskus, Vanille und Anis. Ein leichter Obstdrink ist "Imperial White" mit seinen 10.3 Prozent Alkohol und den 328 Kalorien pro Flasche dennoch nicht. Quelle: Presse
Das "Bigfoot Ale " der amerikanischen Sierra Nevada Brewing Company hat mit 9.6 Prozent zwar weniger Kalorien, dafür übertrifft es die anderen Biere mit 330 Kalorien pro Flasche. Quelle: Presse

So verkauft AB InBev in den USA Beck’s Bier, das nicht nach dem Deutschen Reinheitsgebot von 1516 gebraut wird. Auch geschmacklich soll sich die Abfüllung in den grünen Flaschen mit dem silbergrauen Etikett vom Original aus Bremen unterscheiden, monieren Kenner. In England reduzierte der Konzern unter dem Protest der Boulevardpresse über Nacht den Alkoholgehalt seiner Biere, um Steuern zu sparen.

Biermarkt bricht ein

Zudem stößt der interkontinentale Konzern in den Industrieländern an Grenzen des Wachstums. In den reifen Märkten stagniert der Bierkonsum bestenfalls. Immer mehr junge Menschen trinken lieber Mineralwasser, gesündere Säfte, härtere Schnäpse oder aufputschende Koffein-Drinks.

Auch bevorzugen Bierfans zunehmend regional gebraute Sorten („Craft Beer“). Zwar kaufte AB InBev lokale Hersteller wie Goose Island in Chicago auf, um deren Marken über das konzerneigene Vertriebsnetz als Premiumgetränk zu verkaufen. Doch reicht das, um anspruchsvolle wie misstrauische Kunden in den Industrieländern bei der Stange zu halten?

Selbst das Management des Bierkonzerns räumt ein, dass es vermutlich länger dauern werde, bis die Stammmarken in den etablierten Märkten wieder wachsen werden.

Größter Bierproduzent

Den Aufstieg zur weltgrößten Biermacht mit 40 Milliarden Dollar Umsatz 2013 und einem Ausstoß von 352 Millionen Hektoliter Bier, fast 30-mal so viel wie die größte deutsche Biergruppe Radeberger, verdankt AB InBev gewiss keinem Reinheitsgebot und keiner besonderen Brauexpertise.

Der Erfolg beruht vielmehr auf einem Feldzug gegen die Konkurrenz, wie ihn nur Investmentbanker aushecken – gepaart mit eiskalter Kostenrechnung bar aller Sentimentalitäten des jahrhundertealten Gewerbes.

Vom Banker zum Brauer

Der Vater der Gigantomanie ist Jorge Paulo Lemann, ein brasilianischer Investmentbanker mit Schweizer Pass. Als der heute 74-Jährige 1989 die Brahma-Brauerei in Rio de Janeiro für 60 Millionen Dollar kaufte, wunderten sich seine Kollegen. „Vom Banker zum Brauer?“, fragten sie Lemann verblüfft.

Der ehemalige brasilianische Davis-Cup-Tennisspieler hatte an der US-Elite-Universität Harvard studiert und nach dem Vorbild von Goldman Sachs in den USA in seinem Heimatland eine Investmentbank namens Banco Garantia aufgebaut. Mindestens so erstaunt wie die Finanz- war die Bierzunft, dass mit dem Investmentbanker gleichzeitig ein Asket, der keinen Tropfen Alkohol trinkt, zum Brauer avancierte.

Doch der enthaltsame Neubrauer hatte beobachtet, dass die reichsten Unternehmerclans in Nachbarländern wie Kolumbien, Venezuela, Argentinien und Mexiko durch Bier zu ihrem Vermögen gekommen waren. „Das können nicht alle Genies sein“, überzeugte Lemann seine Partner bei Garantia. „Bier in den Tropen scheint ein lukratives Geschäft zu sein.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%