Es ist die nächste Milliarden-Übernahme in der Pharmabranche: 5,8 Milliarden Euro gibt der US-Pharmakonzern Abbott für den Kauf des Medizintechnik-Herstellers Alere aus dem US-Bundesstaat Massachusetts aus. Alere ist vor allem für seine Schnelltests bekannt, etwa gegen Aids und Malaria, die direkt in den Arztpraxen Hinweise auf eine Erkrankung geben.
Abbott, das zuletzt unter Umsatzschwund litt und seine Gewinnziele verfehlte, will das Geschäft mit Schnelltests ausbauen, der Markt für die Diagnose-Kits wächst rasant. Abbott, das in der Nähe von Chicago beheimatet ist, erreichte zuletzt einen Jahresumsatz von zwanzig Milliarden Dollar.
Alere, die aktuelle Neuerwerbung von Abbott, machte allerdings erst kürzlich mit einem defekten Messgerät negative Schlagzeilen. Vor gut einem Jahr war aufgefallen, dass INRatio, ein Testgerät von Alere, aufgrund eines Defekts zu fehlerhaften Ergebnissen bei der Erprobung von Medikamenten geführt haben könnte. INRatio wurde bei klinischen Studien zu Xarelto, dem neuen, erfolgreichen Gerinnungshemmer von Bayer zur Verhinderung von Schlaganfällen eingesetzt.
2014 setzte Bayer mit Xarelto (Wirkstoff: Rivoroxaban) 1,6 Milliarden Euro um. „Es könnte sein, dass Rivoroxaban dadurch sicherer erscheint, als es ist“, sagt Deborah Cohen, Mitherausgeberin des renommierten „British Medical Journal“. Einige führende US-Mediziner fordern nun bereits unabhängige Untersuchungen über die betreffende klinische Studie.
Künftig wird sich nun Abbott auch mit dem Problem herumschlagen müssen. Inwieweit der Geräte-Defekt von Alere Einfluss auf die Übernahmeverhandlungen nahm, ist nicht bekannt.