Abgasskandal Zweifel an Finanzstärke von VW sorgen für Unruhe

Ein Bericht über eine möglicherweise hohe US-Strafe für Volkswagen hat die Anleger tief verschreckt. Der Autobauer beteuert, man sei immer finanziell „immer noch ziemlich robust“ aufgestellt. Doch die Zweifel bleiben.

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Vertreter von Volkswagen und des US-Justizministeriums verhandeln offenbar bereits seit einigen Wochen über eine Beilegung der strafrechtlichen Ermittlungen. Quelle: Reuters

Hamburg Volkswagen sieht sich trotz drohender Strafzahlungen in Milliardenhöhe in den USA weiter in der Lage, die Lasten des Abgasskandals zu stemmen. Die finanzielle Stärke des Konzerns sei „immer noch ziemlich robust“, teilten die Wolfsburger am Dienstag mit. Ein Sprecher verwies auf die im Zusammenhang mit den Abgasmanipulationen bisher gebildeten Rückstellungen von 17,8 Milliarden Euro. Damit seien alle bis heute bekannten Sondereffekte abgedeckt.

An der Börse blieben jedoch Zweifel. Die VW-Aktie, die zuvor wegen eines Medienberichts massiv an Wert verloren hatte, dämmte ihre Verluste nur wenig ein. Am Nachmittag notierte das Papier bei 111,65 Euro fast vier Prozent im Minus und war damit einer der größten Verlierer im Leitindex Dax.

Dabei spielten offenbar Spekulationen eine Rolle, Volkswagen könnte in den USA das gleiche Schicksal drohen wie der Deutschen Bank. Für Deutschlands größtes Geldhaus hat das US-Justizministerium umgerechnet gut zwölf Milliarden Euro als Strafe für unsaubere Geschäfte auf dem amerikanischen Immobilienmarkt vor der Finanzkrise aufgerufen. Diese Summe übersteigt die Rückstellungen der Deutschen Bank um ein Vielfaches. Experten und die Bank selbst rechnen jedoch damit, dass die endgültige Strafe im Rahmen von Verhandlungen noch deutlich gedrückt werden kann.

Hintergrund des Kursrückgangs bei VW war Börsenhändlern zufolge ein Bericht der Agentur „Bloomberg“, wonach das amerikanische Justizministerium derzeit auslote, wie hoch eine Strafe gegen Volkswagen ausfallen könnte, ohne die Zukunft des Unternehmens infrage zu stellen. Die US-Regierung und Volkswagen strebten eine Einigung bis Januar an, bevor die neue Regierung in Washington ins Amt komme und die politischen Beamten ausgetauscht würden, die das Verfahren gegen VW bisher begleiteten.

Vertreter von Volkswagen und des US-Justizministeriums verhandeln Insidern zufolge bereits seit einigen Wochen über eine Beilegung der strafrechtlichen Ermittlungen. Damit wollen die Niedersachsen nach dem milliardenschweren Vergleich zur Entschädigung der Kunden für manipulierte Dieselmotoren die nächste Hürde bei der Bewältigung des Dieselskandals angehen.

Analysten halten es für möglich, dass Volkswagen für seine Manipulation in den USA eine Rekordstrafe leisten muss. Experten rechnen damit, dass die Strafe über dem liegen wird, was Toyota bezahlen musste. Der japanische Weltmarktführer hatte für klemmende Gaspedale die bisher höchste Strafe eines Autobauers in den USA von 1,2 Milliarden Dollar geleistet.

Die Opel-Mutter General Motors musste wegen des Skandals um defekte Zündschlösser 900 Millionen Dollar Strafe zahlen. „Und eine Geldbuße, die die Zukunft von VW in Frage stellen würde, müsste viel größer sein als die, die wir in der jüngeren Geschichte gesehen haben“, sagte Arndt Ellinghorst von Evercore ISI. „Wir fragen uns, ob das gerechtfertigt wäre?“, fügte der Autoexperte hinzu.

Ellinghorst schätzt die Gesamtkosten des Dieselskandals für VW abzüglich Steuern auf gut 26 Milliarden Euro. Darin seien Kosten für die zivil- und strafrechtliche Vergleiche von insgesamt zehn Milliarden Euro enthalten. Mögliche Kosten für Anlegerklagen seien indes nicht berücksichtigt, da diese nur schwer geschätzt werden könnten.

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