Airbus A320neo und A400M verbrennen immer mehr Geld

Airbus: Neue Probleme beim A320neo. Quelle: Presse

Triebwerksprobleme beim A320neo und dem A400M bescheren Airbus Milliarden-Belastungen und verderben die Vorstellung der Bilanz für 2017. Und aus den USA drohen neue Probleme.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Bis zum vergangenen Freitag konnte Fabrice Brégier noch hoffen, seine rund 25 Jahre im Airbus-Konzern mit einer Top-Bilanz zu beenden. Immerhin konnte der scheidende Chef der Airbus-Zivilflugzeugsparte mit 718 Auslieferungen in 2017 den fünfzehnten Rekord in Folge verkünden. Mit gut 1100 Bestellungen übertrumpfte er wider Erwarten den Erzrivalen Boeing. Und Brégier konnte mit dem neuen Bombardier-Flugzeug der C-Series ein neues Mittelstrecken-Modell fast zum Nulltarif kaufen – dabei sicherte er sich gleich eine modernere Technik, als sie seine heutigen Jets haben.

Selbst bei seinem größten Sorgenkind, dem neuen A320neo, gab es bis Freitag noch Hoffnung. Zwar parkten da laut einem Airbus-Sprecher noch immer rund 30 Maschinen des Verkaufsrenners auf den Werksflughäfen in Hamburg und im südfranzösischen Toulouse. Denn auch gut zwei Jahre nach der ersten Auslieferung des A320neo funktionieren die Motoren des US-Herstellers Pratt & Whitney (P&W) noch nicht richtig. Aber immerhin waren es nur noch halb so viele wie im Sommer, als sich bis zu 60 Maschinen drängten.

Doch seit dem Wochenende hat Brégiers Abschlussbilanz ein paar sichtbare Dellen mehr. Denn seit Freitag gibt es auf den Flughäfen wieder mehr „Neo Gliders“, wie der ehemalige Airbus-Verkaufschef John Leahy die antriebslosen Bestseller nannte. Grund ist eine sogenannte Notfall-Lufttüchtigkeitsdirektive der europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA mit strengen Auflagen für den Betrieb von A320neo-Flugzeugen mit zuletzt produzierten P&W-Triebwerken. Nun kann Airbus bis auf weiteres keine A320neo mit den entsprechenden Motoren mehr ausliefern. Zwar arbeiten die Ingenieure von Airbus und P&W an einer Veränderung. Doch es kann noch Wochen oder gar Monate dauern, bis die Behörde eine von den Herstellern vorgeschlagene Modifikation akzeptiert und sich die firmeneigenen Jet-Parkplätze wieder lehren.

Es ist nicht das einzige Problem, dass Brégier und sein Konzernchef Tom Enders haben, wenn sie am Donnerstag in Toulouse die Airbus-Bilanz für das Jahr 2017 vorstellen. Beim Topmodell A380 müssen sie trotz der jüngsten Emirates-Order mangels Neuaufträgen die Fertigung noch auf Jahre deutlich runterfahren. Darum wird der Superjumbo wohl nie die Entwicklungskosten und erst recht nicht die milliardenschwere Anschubfinanzierung der Airbus-Heimatländer Deutschland, Frankreich und Großbritannien einfliegen.

Seit voriger Woche ist zudem klar, dass es auch beim krisengeplagten Militärtransporter A400M wieder eine finanzielle Belastung in „erheblicher Größenordnung“ gibt, was die Analysten der Investmentbank Credit Suisse mit „bis zu einer Milliarde Euro“ übersetzen. Dabei könnte die Fertigung auf elf Maschinen pro Jahr fallen statt wie angepeilt auf gut 20 zu steigen.

Auch in den anderen Airbus-Feldern hakt es. Im lange Zeit profitabelsten Konzernteil Helicopters fielen im vorigen Jahr sowohl die Zahl der Auslieferungen als auch die Bestellungen und der Auftragsbestand. Dazu kommen Strafzahlungen für unsaubere Geschäftspraktiken beim Verkauf der Eurofighter an Österreich. Es drohen weiterer Bußen, wenn Österreich selbst die Ermittlungen um den Kampfjet-Deal abschließt oder gar eine Klage von Abgeordneten in den USA Erfolg hat.

Die Aktionäre scheint das bislang noch kaum zu stören. Zwar fiel der Kurs derzeit rund zehn Prozent unter das Anfang des Jahres erreichte Allzeithoch. Doch damit liegt er trotz aller Hiobsbotschaften immer noch rund ein Viertel über dem Wert vom September. Und gerade bescheinigten die Analysten der US-Investmentbank JP Morgan einen weiteren Aufstieg von rund einem Drittel.

Das wirkt von außen betrachtet ein wenig zu optimistisch. Gerade die jüngste Verzögerung beim A320neo durch die Triebwerke ist mehr als nur eine technische Blamage. Für Airbus wird die Pannenserie auch zunehmend zu einem finanziellen Problem. Offiziell will sich Airbus hierzu nicht äußern. „Bis alle technischen Fragen geklärt sind, ist es zu früh über die Folgen im Detail zu sprechen“, erklärte ein Sprecher.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%