Airbus A380 Der Superjumbo ist dem Tode nah

Europas größter Flugzeughersteller muss die Fertigung seines Vorzeigemodells A380 noch weiter kürzen. Bald werden wohl keine zehn Jets pro Jahr mehr ausgeliefert.

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Ein Airbus A380 auf dem Londoner Airport Heathrow. Quelle: REUTERS

Airbus-Verkaufschef John Leahy hat derzeit allen Grund zu guter Laune. Sein Verkaufsbüro während des Weltluftfahrtgipfels in Cancún im zwölften Stock des Grande Fiesta Americana Hotels hat eine gigantische Aussicht über die Strände und einen kleinen privaten Pool. Und weil er so viel Aufträge beschafft hat, sitzt Europas größter Flugzeughersteller auf einem Auftragsberg von rund sieben Jahren.

Leider trübt ständig ein alter Bekannter die Laune des 67-Jährigen: das Airbus-Flaggschiff A380. So sehr sich das Vertriebsgenie auch anstrengt, er wird den Superjumbo einfach nicht los.

Das hat nun erneut harten Konsequenzen. Wie Airbus gestern Abend in Cancún verkündete, arbeitet das Unternehmen daran die Auslieferungsrate des weltgrößten Passagierflugzeugs erneut zu kürzen. „Wir prüfen ab 2019 weniger als eine Maschinen im Monat zu bauen und wie wir dabei noch profitabel arbeiten“, erklärte Didier Evrard in einer gemeinsamen Gesprächsrunde mit Leahy. „Wie tief wir gehen, kann ich nicht sagen“, ergänzte Leahy. Doch klar ist, dass es weniger als zehn pro Jahr sind.

Das wäre bereits die zweite Kürzung in gut einem Jahr. Nachdem Airbus einmal bis zu einem halben Dutzend in jedem seiner elf Produktionsmonate im Jahr baute, liegt die Rate aktuell nur bei gut einer Maschine und wird im kommenden Jahr weiter absacken.

Dabei wird es immer schwerer Geld zu verdienen. Denn die Fertigung deckt angesichts der hohen Ausgaben für die Fabriken bereits jetzt kaum die Kosten. „Von den Vorabkosten für die Forschung und Entwicklung ganz zu schweigen“, so Airbus-Konzernchef Tom Enders.

Trotzdem behielt Leahy seinen unerschütterlichen Optimismus. „Es gibt natürlich einen Ausweg: Wenn wir mehr Flugzeuge verkaufen“, so der gebürtige US-Amerikaner und ergänzte kleinlaut:. „Aber das müsste schon noch in diesem Jahr sein.“

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Auch wenn sich das Siechtum in Richtung Nahtod-Erfahrung bewegt: Leahy will nichts davon wissen, den Bau des A380 ganz einzustellen, auch wenn für 2020 bis 2022 fast keine Auslieferungen mehr geplant sind. „Das Flugzeug wird gebraucht, denn die Kapazitäten der Flughäfen können mit der Zunahme der Flugnachfrage nicht mithalten. Und da ist der A380 die beste Abhilfe“, beschwor Leahy seine Gäste. „Wir müssen das Programm einfach nur durch eine kleine Schwächeperiode des Marktes bringen, damit wir wieder vollständig dafür da sein können, wenn der Markt im nächsten Jahr anzieht.“

Doch derzeit sieht es nicht nach vielen Aufträgen aus und schon gar nicht in diesem Jahr. „Wir werden wahrscheinlich erstmal keine große Orderwelle haben“, so Leahy.

Und danach wohl auch nicht. „Die Maschine ist zwar bei den Kunden beliebt“, sagt ein führender Manager der Lufthansa, die gut ein Dutzend Maschinen betreibt. „Aber sie rechnet sich nicht, weil die Kosten vor allem in der Wartung zu hoch sind und ohne Nachfrage nach gebrauchten Maschinen werden die Abschreibungen zu teuer um die Flugzeuge vernünftig finanzieren zu können.“

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