Airbus A380 Immer Ärger mit dem Riesenjumbo

Der Ärger mit dem Airbus A380 will nicht abreißen. Nach Triebwerksproblemen und Rissen in den Flügeln sorgen nun die Kunden für Unmut beim größten europäischen Flugzeugbauer.

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Die australische Fluggesellschaft Qantas verschiebt die Abnahme zweier Airbus A380-Maschinen. Im Jahr 2010 musste eine Maschine der Fluggesellschaft notlanden, weil in einem Triebwerk Feuer ausgebrochen war. Quelle: REUTERS

Es sollte eine Erfolgsgeschichte werden. Mit dem Riesenjumbo A 380 wollte Airbus neue Maßstäbe in der Personenluftfahrt setzen. Doch das Prestigeprojekt sorgt bisher vor allem für Frust. Die neueste Hiobsbotschaft: Die australische Fluggesellschaft Qantas verschiebt ihre Order für zwei Exemplare des Großraumfliegers. Die für 2013 bestellten A380 sollen nun erst 2016 in Empfang genommen werden, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Aktuell habe das Sparprogramm des Konzerns Priorität. „Es geht nur darum, die Investitionsausgaben zu senken“, sagte ein Sprecher. Im Finanzjahr 2012/2013 wollen die Australier ihre Kapitalausgaben von 2,3 auf 1,9 Milliarden australische Dollar (1,5 Milliarden Euro) drücken.

Alle Flügel fehlerhaft

Für Airbus ein weiterer Dämpfer in Sachen A 380. Erst vor ein paar Tagen schob die Fluggesellschaft Qatar Airways die Abnahme ihrer fünf bestellten A380-Maschinen nach hinten. Die Begründung des Unternehmens: Man benötige erst weitere Einzelheiten zu den Rissen in den Tragflächen, die seit Monaten für Aufruhr sorgen. Anfang des Jahres waren mehrere Großaufträge aus China geplatzt. Wegen des Streits um den EU-Emissionshandel hatte Peking den Kauf von zehn Exemplaren vom Typ A380 sowie 35 A330-Fliegern auf Eis gelegt. Der US-Konkurrent Boeing nutzte die Situation und lieferte im ersten Quartal wieder mehr Flugzeuge aus als die Europäer. Nicht nur bei Airbus erregte der Vorfall die Gemüter. In einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel machten mehrere Luftfahrtunternehmen ihrem Ärger über die seit Anfang des Jahres geltenden EU-Emissionsregeln Luft. „Nach Einschätzung von Airbus gefährden diese über tausend Arbeitsplätze an den europäischen Airbus-Standorten und mindestens tausend weitere Stellen in der Zulieferindustrie“, schrieben die Firmen.

Selbst wenn der Aufschub der A380-Order laut Qantas nichts mit dem Streit um die Verschmutzungsrechte zu tun hat und die Auslieferung nur verzögert: Airbus hat mit dem A380 nichts als Ärger. Besonders gravierend sind die technischen Mängel, die der Konzern nur schwer in den Griff kriegt.

Der Antrieb macht Probleme

Die arabische Fluggesellschaft Emirates ist größter Kunde des Airbus A380. Die Fluggesellschaft fordert Schadenersatz weil die komplette A380-Flotte wegen der Haarrisse in den Tragflächen tagelang am Boden bleiben musste. Quelle: dapd

Seit Monaten versuchen die Ingenieure die dünnen Haarrisse in den Flügeln der Maschine zu beseitigen. Um das Problem in den Griff zu bekommen, will Airbus nun sogar die Produktion herunterfahren. Die Fertigungsrate des A380 soll von 2,7 auf 2,3 Maschinen pro Monat reduziert werden. Vor einigen Tagen hatte die französische Tageszeitung „La Tribune“ berichtet, bei einer Untersuchung seien auf allen 72 bisher ausgelieferten Exemplaren Risse auf den Flügeln entdeckt worden. Man sei aber zuversichtlich, dass das Problem bis Ende des Jahres behoben sei und die Produktion wieder hochgefahren werde, heißt es bei Airbus. Bei den Fluggesellschaften staut sich unterdessen der Ärger. Die arabische Airline Emirates, größter Kunde des Airbus A380, rechnet mit einem Umsatzausfall von 90 Millionen Dollar für den Zeitraum, indem die 21 Exemplare untersucht werden. 69 weitere Flieger soll die Airline noch erhalten.

Doch nicht nur die dünnen Risse im Flügel des A380 sorgen seit Monaten für Aufregung. Auch das Triebwerk des Riesenjumbos macht weiterhin Probleme. Ende März musste ein Flieger von Singapore Airlines seinen Flug nach Frankfurt abbrechen und nach Singapur zurückfliegen. Nach Angaben der Fluggesellschaft war die Maschine bereits seit knapp drei Stunden in der Luft, als die Entscheidung zur Umkehr fiel. Am gleichen Tag musste eine A380-Maschine von China Southern Airlines ihren Flug ins südchinesische Guangzhou abbrechen, weil es Probleme mit dem Kabinendruck gab. Die Triebwerke beider Maschinen stammen vom britischen Hersteller Rolls-Royce. Dessen Antriebe hatten schon vor zwei Jahren für Schlagzeilen gesorgt

Profit erst ab 2015

Im Herbst 2010 war es fast zu einer Katastrophe gekommen, als in einer Qantas-Maschine desselben Typs Feuer in einem der vier Triebwerke ausbrach. Teile der Triebwerksverkleidung stürzten auf die Erde. Eine Notlandung hatte Schlimmeres verhindert. Von den 466 Passagieren an Bord wurde niemand verletzt. Der Brand war entstanden, weil eine rissige Ölleitung während des Steigflugs Öl ins Triebwerk spritzte. Rolls-Royce zahlte eine Entschädigung von 95 Millionen australischen Dollar, umgerechnet rund 70 Millionen Euro, an Singapore Airlines. Anfang Januar bestätigte die australische Transportsicherheitsbehörde, die das Flugzeug nach der Notlandung untersucht hatte, dass der Brand allein durch die defekte Ölleitung ausgelöst wurde und entlastete damit Airbus.

Unterm Strich bleibt das Image des A380 jedoch beschädigt. Dem Flagschiff der europäischen Luftfahrtbranche bleibt der große Erfolg verwehrt. Bis das Flugzeug Profit abwirft, wird es, in Anbetracht der Produktionsdrosselung, nun bis 2015 dauern und damit ein Jahr länger, als ursprünglich geplant.

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