Das aktuell größte Problem von Airbus ist der Absturz des Militärtransporters A400M. Das könnte Sie mehrere hundert Millionen Euro zusätzlich kosten, weil sich das Projekt verspätet, Nachbesserungen fällig werden und Regierungen Schadenersatz für höhere Kosten durch die alten Transportflugzeuge verlangen könnten.
Eine Verspätung kostet den Hersteller immer Geld und darüber sind wir mit den Abnehmerländern bereits seit Anfang des Jahres im Gespräch. Mit dem Absturz hat das nichts zu tun. Unabhängig davon bestätigen uns jedoch alle Kunden, die diesen Flieger betreiben: Die A400M ist ein erstklassiges Flugzeug...
... mit dem Sie aber so schnell kein Geld verdienen werden.
Ja, Geld verdienen werden wir mit dem Flugzeug erst, wenn wir es in größerem Umfang exportieren.
Offenbar hat aber kein Land Interesse.
Von wegen! Das Interesse an der A400M ist groß, allerdings kann ich derzeit nicht konkreter werden. Und dass ich noch keinen Abschluss präsentieren kann, liegt vor allem daran, dass wir das Flugzeug noch gar nicht richtig vermarkten.
Warum nicht?
Sie können ein solches Flugzeug erst dann so richtig vermarkten, wenn Luftwaffencrews ihren Kollegen aus anderen Ländern konkret von Einsatzerfahrungen berichten können. Nationale Referenzkunden sind im Rüstungsgeschäft überaus wichtig. Aber wir werden Aufträge bekommen, die Maschine ist konkurrenzlos. Im strategischen Lufttransportsegment hat unser US-Wettbewerber Boeing die größere C-17 im Angebot und Lockheed Martin die kleinere C-130 für den taktischen Lufttransport. Viele Nationen möchten aber weder das eine noch das andere Extrem. Dazwischen gibt es auf Jahre nur eine Alternative: die A400M, die zudem deutlich sparsamer und vielseitiger im Einsatz ist als die Konkurrenz-Maschinen. Darum wage ich die Prognose: Die US-Streitkräfte werden spätestens im nächsten Jahrzehnt der größte Kunde für das Flugzeug.
Technische Daten zum A400M
45,1 Meter
42,4 Meter
14,7 Meter
76,5 Tonnen
37 Tonnen für 116 Passagiere oder 66 Krankenliegen oder ein gepanzertes Fahrzeug
50,5 Tonnen
780 Stundenkilometer
4500 Kilometer mit 30 Tonnen Zuladung oder 8700 Kilometer leer
Das jahrelange Debakel um den Militärtransporter A400M sowie auch andere Rüstungsprojekte wie den Hubschrauber NH90 werfen die grundsätzlich Frage auf: Warum laufen bei Airbus die privat finanzierten Projekte besser als die steuerfinanzierten?
Jetzt vergleichen Sie Äpfel mit Birnen! Aussagekräftiger wäre es, statt Zivil- mit Militärflugzeugen lieber amerikanische und europäische Rüstungsprojekte miteinander zu vergleichen. Wenn Sie etwa die Entwicklung des US-Kampfflugzeuges Joint Strike Fighter und des Eurofighters gegenüberstellen, stehen wir in Europa sehr gut da. Das einzige Beispiel, bei dem es in den USA besser lief als in Europa, waren die leichten Hubschrauber für die US-Armee. Und die hat Airbus gebaut.
Die Probleme bei der A400M sind aber doch hausgemacht, zuletzt vermutlich durch eine von Airbus fehlerhaft aufgespielte Software, die die Triebwerke falsch ansteuerte und die Maschine zum Absturz brachte.
Wir haben sehr rasch nach dem Unfall eine Hypothese geäußert, nachdem wir eigene Daten ausgelesen hatten. Diese Hypothese, bei der es um die Software der Triebwerke ging, hat die spanische Untersuchungsbehörde CITAAM jetzt bestätigt. Wie es dazu kommen konnte und welche Fehler und Faktoren genau den Unfall ermöglicht haben, muss die CITAAM weiter erforschen. Da gibt es noch kein abschließendes Bild. Was wir allerdings nun wissen, ist, dass dieser Unfall ein singuläres Ereignis war und wie er zukünftig verhindert werden kann. Was die so genannten hausgemachten Probleme der A400M allgemein angeht: Ja, da hat die Industrie ohne Zweifel einiges vermasselt. Aber auch die Politik hat daran ihren Anteil. Das beginnt bei den extrem unterschiedlichen Anforderungen der Regierungen, die die A400M technisch deutlich komplizierter machen als alle unsere Passagierjets. Und das endet beim Verteilen der Arbeit zwischen den Ländern. Erhebliche Teile der Verspätung rühren von solchen, nicht immer sachgerechten Anforderungen. Den Motor beispielsweise musste ein Konsortium aus vier Firmen bauen, die so noch nie zusammen gearbeitet hatten. Und das ist leider keine Ausnahme. Wir als Hersteller können selten den besten Zulieferer auswählen, sondern müssen einen nehmen, der so etwas noch nie gemacht hat. Das ist leider die Regel und das muss bei künftigen Projekten aufhören.
Grund dafür ist die nach wie vor zersplitterte europäische Rüstungsindustrie, die jede Regierung in ihrem Land möglichst großzügig bedienen will. Können Sie dagegen überhaupt etwas tun?
Ja, natürlich. Wenn wir in Zukunft neue Gemeinschaftsprojekte in der Rüstung angehen, bin ich wild entschlossen, die Fehler der Vergangenheit nicht mehr zuzulassen.