Airbus-Jahreszahlen Die Gewinnmaschine

Airbus legt einen Gewinnsprung um mehr als 20 Prozent hin. Das boomende Flugzeug-Geschäft gibt Vorstandschef Tom Enders Rückenwind für den Konzernumbau. Und ein Ende der Zuwächse ist nicht in Sicht.

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Ein Airbus A350-Testflugzeug beim Überflug auf der Luftfahrtmesse in Singapur: „Airbus hat ein super Jahr hingelegt – zumindest im Zivilflugzeug-Bereich“. Quelle: Reuters

Düsseldorf/Toulouse Die Auftragsbücher sind zum Bersten voll und an den Werkbänken kommen sie ins Schwitzen: Im vergangenen Jahr lieferte Airbus so viele Flugzeuge wie nie zuvor aus. So ist es auch kein Wunder, dass im spanischen Cádiz jetzt sogar ein Roboter am Riesenflieger A380 mitschraubt. Das zweiarmige Hightech-Gerät nietet zusammen mit Mitarbeitern aus Fleisch und Blut Teile für das Großraumflugzeug zusammen. Damit werden hochqualifizierte Beschäftigte entlastet.

Die Automatisierung bei Airbus schreitet voran – und auch die Gewinne des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns scheinen wie automatisiert zu wachsen. Für das letzte Geschäftsjahr von EADS -jetzt Airbus Group - konnte Vorstandschef Tom Enders am Mittwoch ebenfalls Rekorde vermelden.

Unter dem Strich steht ein Gewinn von 1,47 Milliarden Euro. Airbus verdiente damit 22 Prozent mehr als im Vorjahr – trotz Einmalaufwendungen zum Beispiel für den Konzernumbau. Das war aber weniger als von Bloomberg befragte Analysten erwartet hatte. Auch die um ein Viertel auf 75 Cent erhöhte Dividende fällt geringer aus als erwartet. Am Aktienmarkt wurde die Nachricht daher zunächst unentschieden aufgenommen. Die Papiere gaben zunächst nach, lagen später aber um mehr als zwei Prozent im Plus.

Denn bei anderen Werten übertraf das Airbus die Prognosen: Der operative Gewinn ohne die einmaligen Belastungen zum Beispiel stieg ebenfalls um mehr als ein Fünftel auf 3,6 Milliarden Euro. Rund 80 Prozent des Zuwachses gingen dabei auf das Konto der Zivilflugzeug-Sparte. „Airbus hat ein super Jahr hingelegt – zumindest im Zivilflugzeug-Bereich“, sagte Analyst Wolfgang Donie von der NordLB zu Handelsblatt Online.

Und so begann Airbus-Chef Enders seine Präsentation am Mittwoch in Toulouse auch nicht mit den Jahreszahlen für 2013, sondern mit seinen Lieblingsprojekten: dem Airbus A350 XWB und dem A320. Denn die beiden Flugzeuge sind die wichtigsten Produkte des Konzerns. Der Mittelstreckenjet ist das „Brot und Butter“-Geschäft von Airbus, die Fluggesellschaften geben eine Großbestellung nach der anderen auf. Zuletzt orderte die junge vietnamesische Fluggesellschaft Viet-Jet auf der Luftfahrtmesse in Singapur 63 der Jets – zum Listenpreis von 4,6 Milliarden Euro. Airbus gab am Mittwoch bekannt, die Produktion ab 2016 hochzufahren.


Enders: „Die Umstrukturierung gibt es nicht gratis“

Der A350 XWB dagegen ist die Zukunft: Der erste der neuen Langstreckenflieger soll Ende des Jahres an Qatar Airways ausgeliefert werden. Mit dem Modell tritt Airbus gegen Boeings Kassenschlager 777 und den 787 „Dreamliner“ an. Doch die Entwicklung kostet – und ist weiterhin voller Risiken. „Das A350-XWB-Programm birgt weiterhin Herausforderungen“, heißt es im Airbus-Ausblick für 2014. „Jede Änderung des Zeitplans und der Kostenannahmen könnte zunehmend höhere Rückstellungen zur Folge haben.“ Man sei aber nach wie vor auf dem Weg, sagte Enders in der französischen Konzernzentrale.

Wenn das A350-Programm wie geplant läuft, wird die Jagd nach Gewinnen wohl erst einmal weitergehen. Analyst Markus Turnwald von der DZ Bank prognostizierte vor der Veröffentlichung der Jahreszahlen sogar schon eine Verdopplung des operativen Gewinns 2015. Die Flugzeug-Bestellungen sollen im laufenden Jahr weiterhin über der Zahl der Auslieferungen liegen, teilte Airbus mit.

„Der Konzern wird durch das Zivilluftfahrt-Geschäft getragen“, sagt NordLB-Analyst Donie. „Ein Ende des Gewinnwachstums ist vorerst nicht abzusehen.“ Der Flugzeug-Sparte gehe so schnell nicht die Puste aus: „Bei Airbus wie auch bei Boeing ist in den nächsten 20 Jahren mit deutlichem Wachstum zu rechnen, insbesondere bei Mittel- und Langstrecken-Jets“, prognostiziert Donie.

Andererseits könnte Airbus mit seiner Konzentration auf die Zivilflugfahrt aber auch Probleme bekommen, wenn der konjunkturabhängige Luftverkehr einmal einbricht – oder neue Flugzeugtypen gefragt sind: Aktuell hält sich die Begeisterung für den teuer entwickelten Superjumbo A380 in Grenzen. Vor Jahren wurde der Riesenflieger noch gefeiert.

Das starke Flugzeug-Geschäft gibt Enders aktuell aber Rückenwind für den Umbau des Konzerns und der Neuaufstellung des Rüstungsgeschäfts. Aus den bisherigen EADS-Sparten Cassidian (Verteidigung) und Astrium (Raumfahrt) entsteht die neue Rüstungs- und Raumfahrtsparte Airbus Defence & Space. Im Zuge dessen streicht der Konzern rund 5800 Arbeitsplätze, etwa 2600 davon in Deutschland. Dadurch soll das schwächelnde Rüstungsgeschäft wettbewerbsfähiger werden.

„Die Staaten haben auch kein Geld, im Rüstungsbereich zu sparen ist also vernünftig“, urteilt Analyst Donie. Das kostet. „Die Umstrukturierung gibt es nicht gratis“, sagte Airbus-Chef Enders. Die ersten Auslieferungen des Militärtransporters A400M bringen allerdings schon einmal zusätzlichen Umsatz.

Langfristig will Enders mit dem Umbau die Ebit-Marge verbessern und zum US-Konkurrenten Boeing aufschließen. Vor Einmaleffekten lag sie 2013 bei 6,0 Prozent. Im laufenden Jahr soll sie moderat steigen, in 2015 dann deutlich auf sieben bis acht Prozent anziehen. Was jetzt zähle sei ausschließlich die Umsetzung der beschlossenen Programme, sagte Enders. „In 2014 planen wir keine neuen Abenteuer.“

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