Aktivistische Aktionäre machen Druck Angriff der Fondskrieger

Seite 3/5

Comeback des Altstars

Paul Singer Quelle: Getty Images

Während der Finanzkrise 2008 waren die Fonds mitsamt ihren Frontmännern abgetaucht. Nun schwimmen sie wieder ganz oben, allen voran der 78-jährige Carl Icahn. Der Altstar der Szene kaufte sich mit seinem nach ihm benannten Unternehmen unter anderem bei Apple ein und verlangte vom Management stärkere Aktienrückkäufe. Seit einigen Wochen fordert Icahn von Ebay die Abspaltung des hochprofitablen Bezahldienstes PayPal. Mit seinen Attacken schaffte er es jüngst auf die Titelseite des US-Magazins „Time“.

Für ähnlichen Aufruhr sorgte Daniel Loeb mit seinem Fonds Third Point. Er zog sich sogar den Zorn von Hollywoodstar George Clooney zu, weil er vehement eine teilweise Abspaltung der Unterhaltungssparte inklusive Filmstudios beim japanischen Elektronikriesen Sony forderte.

Auch die wenigen Aktivisten aus Europa werden aktiver. Der vom öffentlichkeitsscheuen Briten Chris Hohn geführte „The Children’s Investment Fund“ (TCI) erlebte 2013 ein Rekordjahr mit Milliardengewinn und einer Rendite von 47 Prozent. 2005 hatte TCI in Deutschland das bisher drastischste Exempel aktivistischer Macht statuiert, als er die bereits ausverhandelte Übernahme der London Stock Exchange durch die Deutsche Börse erfolgreich torpedierte. Die Mehrheit der Aktionäre verweigerte Börsenchef Werner Seifert die Gefolgschaft, er musste ebenso gehen wie der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Breuer.

Langfristige Wertsteigerung als Ziel

Seit 2012 ist der schwedische Investor Cevian am Baukonzern Bilfinger beteiligt. Gerade erst hat er seine Beteiligung am kriselnden Stahlkonzern ThyssenKrupp auf 15 Prozent aufgestockt. Geschäftsführer Jens Tischendorf geht auf Distanz zu forschen Krawallbrüdern. „Wir sind nicht an schnellen Gewinnen, sondern an langfristiger Wertsteigerung interessiert“, sagt er.

Und: „Wir betrachten uns selbst als Miteigentümer von Unternehmen, die signifikantes Wertsteigerungspotenzial besitzen“. Um das glaubhaft zu machen, übernehmen Cevian-Manager auch Posten im Aufsichtsrat. Dort tun sie ihre Forderungen mit allem gebotenen Nachdruck kund.

Aktionäre trauen den Investoren schon aufgrund vergangener Erfolge zu, dass sie Unternehmen voranbringen. Allein ihr Einstieg sorgt dafür, dass die Kurse nach oben gehen. Binnen 20 Tagen nach Bekanntwerden des Engagements entwickelten sich die Aktien durchschnittlich um sieben Prozent besser als der Markt. Viele akademische Studien haben den kurzfristigen Nutzen der Aktivisten nachgewiesen.

Dagegen sorgt ihr Auftauchen im Vorstandszimmer für Schluckbeschwerden. Top-Manager wollen selbst gestalten und sich keine Agenda aufzwingen lassen. Den Angreifern unterstellen sie deshalb reflexartig, sie seien nur auf kurzfristigen Reibach aus. Das langfristige Schicksal des Unternehmens und seiner Angestellten sei ihnen egal. Einem kurzen Hoch würde ein umso kräftigerer Absturz folgen.

Ist das so? Der Aktienkurs der Deutschen Börse hat sich seit der Konfrontation mit TCI 2005 mehr als verdoppelt. Der Preis, den Ex-Chef Seifert für die Londoner Börse zahlen wollte, war zu hoch. Allerdings hätte der Kauf eine Antwort auf immer noch ungelöste Fragen wie die Internationalisierung gegeben. Ein weiterer Versuch mit der New York Stock Exchange ist gescheitert.

Mitunter profitieren die Fonds schlicht von falschen Wertannahmen der anderen Eigentümer. Eindrücklich gelang das TCI bei der Royal Mail. Unmittelbar nach der Privatisierung der britischen Post war der Fonds deren größter Anteilseigner. Innerhalb von drei Monaten verdoppelte sich der Aktienkurs nahezu – was der britischen Regierung den Vorwurf einbrachte, Staatsvermögen verschleudert zu haben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%