Arzneimittel Pharmariesen haben Wachstumsproblem

Einer Studie zufolge gelingt es den großen Arzneimittelherstellern nicht genügend neue Wirkstoffe auf den Markt zu bringen, um zu wachsen. Deshalb könnte zu neuen Rekorden bei Fusionen und Übernahmen kommen.

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Der Wachstumsdruck bei Arzneimittelherstellern ist enorm. Quelle: dpa

Frankfurt Der Wachstumsdruck in der Pharmabranche wird einer Studie zufolge zu neuen Rekorden bei Fusionen und Übernahmen führen. Den großen Arzneimittelherstellern gelinge es derzeit nicht, genügend neue Wirkstoffe auf den Markt zu bringen, die für deutliche Wachstumsschübe sorgen könnten, geht aus einer am Montag veröffentlichten Analyse der Unternehmensberatung EY hervor.

„Es gibt eine Wachstumslücke, die Big Pharma enorm unter Druck setzt“, sagte der Leiter des deutschen Life-Sciences-Centers von EY, Siegfried Bialojan. Die großen Pharmakonzerne benötigten im laufenden Jahr einen Umsatzschub von satten 100 Milliarden Dollar, um mit der Entwicklung des Gesamtmarktes mithalten zu können. „Dieser Wachstumsdruck befeuert den Übernahmemarkt“, erklärte EY-Partner Gerd Stürz.

Zwar befinden sich der Analyse zufolge derzeit rund 4600 Produkte in der klinischen Entwicklung und die Zahl der eingereichten oder genehmigten Produkte sei seit 2014 um 38 Prozent gestiegen. Der größte Anteil der Wirkstoffe steckt derzeit aber erst in der zweiten von drei Phasen der klinischen Entwicklung und ist damit noch weit von einer möglichen Marktzulassung entfernt. Die Unternehmen suchen deshalb ihr Heil in Übernahmen. „Denn aus eigener Kraft kommen die großen Pharmaunternehmen nicht auf die nötigen Wachstumszahlen“, sagte Stürz. Im vergangenen Jahr kaufte die Pharmabranche schon für einen neuen Rekordwert von insgesamt 258 Milliarden Dollar zu.

2016 konnten die weltweit 21 größten Pharmakonzerne der Analyse zufolge ihren Umsatz zwar weiter ausbauen, allerdings schwächte sich das Wachstum ab. Zulegen konnten vor allem die kleineren Unternehmen, während die größten zehn erheblich langsamer wuchsen. Unter den Wachstumsspitzenreitern finden sich vor allem US-Konzerne, aber auch Bayer und Boehringer Ingelheim konnten sich im internationalen Vergleich noch gut schlagen.

Der Darmstädter Merck-Konzern hinkt beim Wachstum hinterher. Dagegen landen die Südhessen ganz vorne beim Anstieg der Ausgaben in Forschung und Entwicklung. Nur der US-Arzneimittelhersteller Gilead verzeichnete 2016 einen höheren Zuwachs als Merck, wo derzeit die Forschung in der Krebsimmuntherapie stark ausgebaut wird. Damit folgt Deutschlands ältester Pharmakonzern einem allgemeinen Trend, denn die Branche setzt bei der Entwicklung weiter auf lukrative neue Krebswirkstoffe und damit ihren bisherigen Hauptumsatzträger.

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