Auch Nestlé im Rennen Fresenius bietet bei Milliarden-Übernahme mit

Danone will sein Geschäft mit medizinischer Ernährung verkaufen. Zu den aussichtsreichen Bietern bei dieser Milliarden-Übernahme zählt der Dax-Konzern Fresenius. Doch er hat einen starken Konkurrenten aus der Schweiz.

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Die Hauptzentrale von Fresenius in Bad Homburg. Der Dax-Konzern will sein Geschäft mit medizinischer Ernährung ausbauen. Quelle: Reuters

Frankfurt/London Der Gesundheitskonzern Fresenius und der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestle haben Insidern zufolge im Rennen um eine milliardenschwere Übernahme in Frankreich die Nase vorne. Beide Unternehmen seien die letzten verbliebenen Bieter für das Geschäft mit medizinischer Ernährung, das der Lebensmittelkonzern Danone zum Verkauf gestellt hat, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Finale Gespräche könnten demnächst beginnen, erklärten die Insider. Möglicherweise könne die milliardenschwere Transaktion zeitnah in trockene Tücher gebracht werden.

Der Kaufpreis für die Danone-Sparte, die unter anderem Lebensmittel für Menschen mit schweren Allergien und Nahrung für Patienten mit Magensonden produziert, könnte sich Bankern zufolge auf rund vier Milliarden Euro belaufen. Allerdings sei es aus Kartellgründen unwahrscheinlich, dass Fresenius oder Nestle das gesamte Geschäft übernehmen können.

Den Dax-Konzern Fresenius, der mit seiner Sparte Kabi bereits klinische Ernährung, Infusionen, Medizinprodukte und Nachahmermedikamente herstellt, könnte der Zukauf aus Sicht von Experten voranbringen. „Strategisch würde die Übernahme für Fresenius Sinn machen“, sagt Ulrich Huwald von Warburg Research. Kabi würde so deutlich gestärkt, die Bedeutung der zuletzt schwächelnden Dialyse-Sparte FMC weiter abnehmen. „Auch Kabi selbst würde durch die Übernahme breiter aufgestellt“, betont Huwald. Bisher sei die Sparte stark abhängig vom Geschäft mit injizierbaren Nachahmermedikamenten in den USA.

Reuters hatte bereits im Februar exklusiv über das Interesse von Fresenius an der Danone Medical Nutrition berichtet. Die Franzosen sind in Europa Marktführer im Geschäft mit medizinischer Ernährung und erwirtschafteten in dem Bereich 2012 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro und einen Betriebsgewinn von 231 Millionen Euro. Weltweit werden mit medizinischer Nahrung rund 30 Milliarden Dollar umgesetzt. In Europa wuchs der Markt wegen Kürzungen in den Gesundheitssystemen vieler Länder zuletzt allerdings nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit.

Danone könnte mit dem Verkaufserlös von Medical Nutrition den Ausbau seiner Geschäfte mit Molkerei- und Baby-Produkten in Schwellenländern forcieren. Der Konzern, der in Deutschland vor allem für seine Actimel-Joghurtdrinks und Fruchtzwerge-Joghurts bekannt ist, will seine Abhängigkeit vom europäischen Markt reduzieren und künftig verstärkt auf Schwellenländer setzen.


„Fresenius ist noch nicht am Limit“

Als Interessenten für die Danone-Sparte waren anfangs auch die US-Konzern Baxter, Hospira, Abbott sowie der französische Pharmakonzern Sanofi gehandelt worden. Sollte sich Fresenius am Ende durchsetzen, wäre es für den hessischen Konzern die vierte Milliarden-Übernahme innerhalb von drei Jahren. Erst vor kurzem hatte Fresenius dem Konkurrenten Rhön-Klinikum für rund drei Milliarden Euro einen Großteil seiner Krankenhäuser abgekauft. 2012 schluckte die Tochter FMC den US-Konzern Liberty Dialysis für 1,5 Milliarden Dollar. Für den Transfusionsspezialisten Fenwal bezahlte Fresenius im gleichen Jahr Finanzkreisen zufolge inklusive Schulden 1,1 Milliarden Dollar.

Fresenius-Chef Ulf Schneider hat den Konzern durch solche Zukäufe in den vergangenen Jahren zu einem weltweit tätigen Firmen-Konglomerat in der Gesundheitsbrache ausgebaut. Er zeigte sich bei der Bilanzpressekonferenz des Konzerns im Februar offen für weitere große Zukäufe, sollten sich Gelegenheiten ergeben. Finanzchef Stephan Sturm betonte damals, Fresenius könne deutlich mehr als zwei Milliarden Euro für Übernahmen ausgeben, ohne die selbst auferlegte Schuldenobergrenze zu überschreiten.

Banker und Experten trauen Fresenius eine weitere Mega-Übernahme trotz eines Schuldenbergs von zwölf Milliarden Euro zu. Die Anfang des Jahres übernommenen Rhön-Krankenhäuser spülten dem Konzern viele Barmittel in die Kasse, erklärte Analyst Huwald. „Den Rest könnte Fresenius mit billigem Fremdkapital stemmen und müsste kein zusätzliches Eigenkapital aufnehmen“, sagte Huwald. „Sie sind noch nicht am Limit.“

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