Audi und VW-Dieselgate In Ingolstadt herrscht Trotzstimmung

Audi hat 2015 mehr als 6 Prozent weniger Gewinn eingefahren. Vor allem die Abgas-Affäre des VW-Konzerns lastet auf dem Autobauer. In Ingolstadt sorgt das für eine trotzige Stimmung. „Jetzt erst recht“ lautet das Motto.

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Rupert Stadler verkündet trotz Dieselgate im Konzern eine neue Aufbruchstimmung. Quelle: Reuters

Ingolstadt Normalerweise reicht so eine Bilanz für große Feiern: Seit 72 Monaten in Folge verkauft Audi mehr Autos als im Vormonat. Und doch herrscht in Ingolstadt eine Stimmung, die man schon fast trotzig nennen kann. „Jetzt erst recht“, sagt Vorstandschef Rupert Stadler, der Aufbruchstimmung erzeugen will.

Denn 2015 war kein gutes Jahr für Audi. Gemeinsam mit der Mutter Volkswagen ist Audi wegen der manipulierten Dieselmotoren in die Schlagzeilen geraten. In den USA drohen milliardenschwere Klagen und harte Auflagen der Behörden. Strafen und Rückrufe zehren am Geld und am Image. Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg und eine Reihe weiterer Topmanager mussten gehen.

Wegen der Abgas-Affäre hat die VW-Tochter im abgelaufenen Jahr weniger Gewinn eingefahren. Das operative Ergebnis sackte im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 Prozent auf 4,836 Milliarden Euro ab, wie der Ingolstädter Autobauer am Donnerstag mitteilte. Allein aus dem Diesel-Skandal fielen Kosten in Höhe von 228 Millionen Euro an – für technische Lösungen für die per Software manipulierten Motoren, für Rechtsstreitigkeiten oder für die Besänftigung verärgerter Kunden und Händler. Zudem stellte Audi für den Rückruf von Fahrzeugen mit einem möglichen Airbag-Defekt in Nordamerika 70 Millionen Euro zurück.

Der Umsatz kletterte dank eines Rekordabsatzes von 1,8 Millionen verkauften Pkw um 8,6 Prozent auf 58,42 Milliarden Euro. Damit lag die operative Rendite bei 8,3 Prozent - deutlich weniger als die 9,6 Prozent aus dem Vorjahr und auch weit hinter Konkurrent Daimler, der 2015 in seinem Pkw-Geschäft 10,0 Prozent Marge erzielte. Premium-Platzhirsch BMW hat noch keine Zahlen für das vergangene Jahr vorgelegt.

In China, dem mit Abstand wichtigsten Markt wackelt die Wirtschaft. Und schließlich zog 2015 wieder der Erzrivale Mercedes bei den Absatzzahlen an Audi vorbei. Alles ein bisschen viel für ein Unternehmen, das ganz auf Erfolg ausgerichtet ist.


Audi rüstet sich für den „brutalen Wettbewerb“

Da hofft Audi vor allem auf einen Bestseller: Der A4, das Brot-Butter-Auto im Dienstwagengeschäft, ist neu auf den Markt und dürfte für zusätzlichen Absatz sorgen. Und auch in China ziehen die Verkäufe seit einigen Wochen wieder an, das ist für Audi schon die halbe Miete.

Die mageren 3,6 Prozent Absatzplus aus dem vergangenen Jahr könnten deshalb in diesem Jahr wieder übertroffen werden. Audi, nach Porsche die profitabelste Tochter im VW-Konzern, bleibt selbstbewusst. Während beim Mutterkonzern VW die Investitionen pro Jahr um eine Milliarde Euro gekürzt werden sollen, bleibt bei Audi praktisch alles beim Alten. „An die Technik und das Produkt geht mir keiner ran“, sagt Stadler selbstbewusst Richtung Wolfsburg.

Denn geht es jetzt um Grundsätzliches, wie Audi-Chef Rupert Stadler Anfang der Woche im Handelsblatt-Interview sagte. Die Ingolstädter investieren massiv in Elektromobilität und Digitalisierung, weil sie einen „brutalen Wettbewerb“ mit den Angreifern aus dem Silicon Valley fürchten.

Schon 2018 soll mit dem Q6-Etron ein vollelektrischer Geländewagen mit 500 Kilometern Reichweite auf den Markt kommen. In Sachen Digitalisierung will der Vorstand bis Mai eine Strategie entwerfen und einen „Chief Digital Officer“ einrichten, der alle Geschäftsprozesse auf Digitalisierung ausrichten soll.

Langfristig soll es das Ziel sein, die Hälfte der Audi-Erlöse aus Service und Dienstleistungen zu erwirtschaften. Das wären 28 Milliarden Euro – mehr als SAP umsetzt, der größte deutsche Software-Konzern. An Ambitionen mangelt es Ingolstadt nicht.

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