Aufstieg zum Dax-Konzern Wie der Ehrgeiz Lanxess nach vorne bringt

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Manager mit Unternehmer-Gen

Kautschuk-Manager Günther Weymans trotzte der Finanzkrise Quelle: Ingo Rappers für WirtschaftsWoche

Zu der Runde im Berghotel zählt auch Günther Weymans. Der promovierte Physiker ist einer der Männer mit Unternehmer-Gen, die Lanxess nach vorn brachten.

Bei Bayer war Weymans verantwortlich für eine Anlage zur Herstellung von Toluoldiisocyanat (TDI), einem Kunststoff-Zwischenprodukt. „Die Restrukturierung des TDI-Geschäftes war 2003 abgeschlossen“, erinnert sich der 55-Jährige, „aber ich wollte unbedingt noch etwas bewegen.“

Also nimmt Weymans das Angebot seines Chefs an, sich fortan um Technische Kautschuke zu kümmern – daraus entstehen beispielsweise Dichtungen, Schläuche, Kabel oder Sohlen für Laufschuhe. „Ich war damals kein Kautschuk-Fachmann“, sagt Weymans, „wusste vom TDI-Geschäft aber, wie man restrukturiert.“

Erst einmal muss der Wageteufel die kriselnde Kautschuk-Sparte auf Profit trimmen. Als Weymans glaubt, aus dem Gröbsten raus zu sein, trifft ihn Ende 2008 mit voller Wucht die Finanzkrise. Die Bestellungen der Autoindustrie, mit der Lanxess 40 Prozent des Kautschuk-Geschäfts macht, brechen ein. Weymans fährt drei seiner sechs Anlagen herunter – in Marl, in Dormagen und im texanischen Orange. Tonnen von Vorprodukten müssen zwischengelagert, Mitarbeiter zum Abbau von Überstunden und längeren Weihnachtsferien bewegt werden.

Der Krise trotzen

Übersicht zu Umsatz und Gewinn von Lanxess (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Gleichwohl lässt sich Weymans nicht kirre machen und hält an seinen Prinzipien fest. Wenn ein Kunde keinen vernünftigen Preis zahlen will, verzichtet er auf das Geschäft. Zusätzlich zu den bereits vorhandenen etwa 100 Forschern stellt er gut ein Dutzend neue Tüftler ein, die temperaturbeständigere, abriebfestere und flammenresistentere Stoffe sowie besonders witterungsbeständige Folien für Solarzellen entwickeln.

Heute profitiert Lanxess von den neuen Produkten. Neue Produktionsstätten im brasilianischen Triunfo und im niederländischen Geleen sind hinzugekommen. Vor wenigen Tagen gab Lanxess den Bau der weltgrößten Anlage für sogenannten EPDM-Kautschuk in der chinesischen Provinz Jiangsu bekannt – eine Investition von 235 Millionen Euro. Um das EPDM-Geschäft wird sich Weymans künftig kümmern.

Weniger Hierarchien

Dass Lanxess vieles besser macht als die einstige Mutter Bayer, dafür steht auch Zhengrong Liu. Der junge Chinese kam 1989 zum Studium nach Deutschland. Um Geld zu verdienen, kellnerte Liu im China-Restaurant, füllte Heringssalat von Fässern in Gläser, gab Tai-Chi-Kurse und brachte Bayer-Managern Chinesisch bei. So kam er zu einem Praktikum in Leverkusen. Es war die Zeit, als China zur Weltmacht aufstieg. Lius Sprach- und Kulturkenntnisse waren gefragt. Ende der Neunzigerjahre ging er für Bayer nach China, organisierte dort die Fort- und Weiterbildung. Kurz darauf wurde Liu erster Bayer-Personalchef im Reich der Mitte. In Shanghai lernte er vor zehn Jahren den damaligen Bayer-Kunststoff-Manager Heitmann kennen.

Heitmann holt Liu zurück nach Deutschland und macht ihn zum Personalchef von Lanxess mit 20.000 Mitarbeitern. Liu ist damals 37 Jahre alt. Zusammen mit Heitmann streicht er die Zahl der Hierarchieebenen von neun auf vier zusammen. „Da kann sich keiner mehr hinter unklaren Verantwortlichkeiten verstecken“, sagt Liu.

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